Eckhard Reschat baut Sweeney Todd ein Haus – Ein Blick ins Archiv des Theatermuseums Kiel

Sweeney Todd ist Barbier, nicht in Sevilla oder Bagdad, sondern in der Londoner Fleet Street. Der Künstler Eckhard Reschat hat eine Vorstellung von Todds Haus und baut 2001 für die Deutsche Erstaufführung am Kieler Theater das Bühnenbild. 2014 überlässt er das Bühnen-Modell dem Archiv des Theatermuseum Kiel e.V. Unsere Augen nähern sich vorsichtig den Räumen, denn der betrogene und tief verletzte Todd rächt sich wahllos mit seinem  Rasiermesser an seinen Kunden, die danach in Mrs. Lovetts Bäckerei zu schmackhaften Pasteten werden. Dass Schlechtes nicht gut ausgehen kann, hat Moral, und so müssen auch Mrs. Lovett und Sweeney Todd vorzeitig ihr Leben enden …

Der Autor und das Stück

Ob Sweeney Todd von 1756 bis 1802 in London lebte, den Barbierstuhl mit der Abklappautomatik Richtung Keller erfand und 160 Menschen tötete, ist umstritten – dass seine Geschichte die englische Literatur beschäftigt, aber eine Tatsache. 1846 tauchte seine Gestalt in einer Zeitschrift als Fortsetzungsreihe unter dem Titel „Die Perlenkette. Eine Romanze“ auf. 1847 schrieb der Dramatiker George Dibdin Pitt die erste Bühnenversion, Adaptionen verschiedenster Autoren folgten und 1926 die erste Filmfassung.

Als Christopher G. Bond sich 1969 des Stoffes annahm, war er Schauspieler am Londoner Victoria Theater und verfasste mit 23 Jahren das erfolgreichste seiner ca. 30 Bühnenwerke. Unter seiner Feder erfährt die Vorlage eine psychologische Aufarbeitung („ich gab ihm (Todd) einen Grund für das, was er tut“)* und aus dem rachsüchtigen Ungeheuer wird ein Wahnsinniger mit einer Dosis Menschlichkeit*. Bonds Version wird in Großbritannien zum Bühnenhit und 1979 mit der Musik von Stephen Sontheim zu einem der erfolgreichsten Musicals am Broadway. 1980 schreibt Bond: „….es (das Stück) läuft noch immer ziemlich gut. Vorausgesetzt, es wird leidenschaftlich genug dargeboten. Und mit großem Spaß!“**

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Karin Jaekel-Neumann,

Theatermuseum Kiel e.V.