40 Jahre! Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein feiert Geburtstag

40 Jahre Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Blaukehlchen, Foto: Stegmann

Im Jahr 1978 war es so weit: Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wurde gegründet – und nur kurz danach wurde im Delver Koog das erste Land angekauft. Thomas Voigt über die Gründungsgeschichte, die Aufgaben und die Funktionsweise der Stiftung, die heute die Natur auf über 36 000 Hektar schützt.

Leichter Morgennebel liegt noch über der weiten Niederungslandschaft in der großen Eiderschleife südlich von Süderstapel als Leif Rättig vom Klapprad steigt und seinen Blick durchs Fernglas über das 223 Hektar Naturschutzgebiet Delver Koog schweifen lässt. Der Dipl. Geograph und Flächenmanager bei der Stiftung Naturschutz ist gekommen um nach dem Rechten zu sehen.

Der Delver Koog liegt in der großen Eiderschleife, mitten in der Flusslandschaft Eider-Treene-Sorge, dem größten Niederungsgebiet des Landes. Er ist ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten: lauschen wir genau hin, können wir hier noch nebelhornartige Rufen der heimlichen Rohrdommel hören, seltene Braun- und Blaukehlchen, Kampläufer und Bekassinen beobachten. Hier gibt es wieder stabile Bestände der Krebsschere: Für die Grüne Mosaikjungfer, eine in Schleswig-Holstein auf der Roten Liste geführten Libelle, lebenswichtig. Ohne Krebsschere keine Eiablage. Ohne Eiablage keine Nachkommen.

„Hier wurde vor 40 Jahren der Grundstein für das Stiftungsland gelegt. Exakt 1,3688 Hektar Moorgrünland haben wir für 3000 Mark gekauft“, sagt Rättig, einer von rund 80 Vielfaltschützer, die heute bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein die Artenvielfalt zwischen Nord- und Ostsee retten. Rättig entwickelt den Koog und zahlreiche weitere Stiftungsgebiete in der Umgebung zu Naturoasen. „Klar war aber, dass das kleine Stück Land, das wir 1978 erworben haben, allein diese Vielfalt an Arten nicht würde sichern können. Also haben wir nach und nach weitere Flächen an den Rändern hinzugekauft“, sagt Rättig. Heute gehören der Stiftung im Delver Koog 223 Hektar.

Es war einmal…

Eine rot-weiß gestreifte Bahnschranke der Bundesbahn, viele durchrauschende Züge und ein umtriebiger Landwirtschaftsminister. Wie jedes Jahr hatte Günter Flessner (CDU) ins Wattenmeer geladen, um abseits von Parteizugehörigkeiten frischen Wind in die Politik zu bringen. „Auf dem Rückweg mussten wir irgendwo vor einer geschlossenen Bahnschranke warten“, erinnert sich Peter-Uwe Conrad, damals Flessners persönlicher Referent. Der Minister befand, statt vor der Schranke zu warten, könne man ebenso auf einen Pharisäer in einen nahgelegenen Krug gehen. „Da saßen wir also, und zusammen mit einem anderen Abteilungsleiter packte ich die Gelegenheit beim Schopfe und trug dem Minister unser Anliegen vor: Der Agrarbereich würde jährlich Millionen bekommen, die Wasserwirtschaft auch, nur der Naturschutz, der würde leer ausgehen.“ Der Minister sann tatsächlich auf Abhilfe und man kam überein, Sponsoren aus der Wirtschaft für den Naturschutz zu gewinnen. Dann ging es zurück nach Kiel. „Am nächsten Tag fürchtete ich, das Ganze würde im Sande verlaufen. Doch als ich zum Minister hineinging, telefonierte er bereits in dieser Angelegenheit. Anschließend sagte er: Conrad, das mit der Wirtschaft funktioniert nicht. Wir machen eine Stiftung.“

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Thomas Voigt
Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein

Ein Dank an Heike Stüben, Kieler Nachrichten, die einen Teil ihrer Recherche zur Verfügung stellte.