Der Harmlos – James Krüss zum 95. Geburtstag

Bild: © Conrad Piepenburg

Die Nordsee zeigt sich von ihrer besten Seite, als der junge Mann den Dampfer besteigt, um auf die in der weiten See liegende Insel, um nach Hause zu fahren. Auf dem Schiff trifft er einen älteren Herrn, mit dem er sich über die Zeit und die Umstände, in denen man lebt, unterhält. Der junge Mann ist unterwegs zu seiner Familie. Er kommt nach Hause, nach Helgoland. So erzählt es auf den ersten Seiten der Roman Der Harmlos von James Krüss, ein stark autobiographisch gefärbtes Buch, von dessen ursprünglich geplanten drei Teilen lediglich einer erschienen ist. Der Titel mag Programm gewesen sein. James Krüss, der so gewandt mit den Wörtern jonglieren konnte, war vielleicht harmlos, weil er Freude bereiten und keine Schwierigkeiten machen wollte. Andererseits spielte aber auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben eine Rolle, das für ihn Gewohnheit war, für viele Zeitgenossinnen und Zeitgenossen aber als abnormal galt. Harmlos wollte er sein, trotz früher Verehrung der Nationalsozialisten und harmlos war er, trotz seiner Homosexualität, die zur damaligen Zeit noch als strafbar galt. Einen Prozess um Homosexualität hat Krüss als jugendlicher Beobachter selbst noch auf Helgoland erlebt.

Bild: © Conrad Piepenburg

Die Insel verlässt er zu Beginn der Neunzehnhundertvierzigerjahre und wird nie mehr für längere Zeit zurückkehren. Dabei trägt er Helgoland bis zu seinem Lebensende im Herzen. Krüss studiert an verschiedenen Orten Norddeutschlands, unter anderem in Lunden in Dithmarschen oder auch in Ratzeburg, wird Lehrer, gründet dann in Hamburg eine Zeitschrift mit Namen Helgoland, die die Sehnsucht der Insulaner bedient, nachdem sie die Insel kriegsbedingt verlassen mussten. Dann kehrt er fast abrupt dem Norden den Rücken und zieht nach München. Die Schule hält ihn nicht, die Insel auch nicht, er will schreiben und möchte, da schon ganz Pädagoge, Kindern die Sprache und mit ihr die Welt vermitteln. Die Schule liegt ihm nicht. Krüss will begeistern, nicht erziehen.

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Martin Lätzel