Samstag, 23. September 2023

2022So16oktganztägigKiel: Blau, da wo die Stirn wäre - Ausstellungseröffnung - KünstlergesprächBETTINA VAN HAAREN und VOLKER LEHNERTRubrikKunstVeranstaltungsartAusstellung,Eröffnung, Vernissage / Finissage,(einmalige) VeranstaltungDiese Veranstaltung ist …kostenlosRegionFlensburg / Nordfriesland / Schleswig-Flensburg,Hamburg,Herzogtum Lauenburg / Stormarn / Segeberg / Neumünster,Kiel / Rendsburg-Eckernförde

Details

Blau, da wo die Stirn wäre
Zeichnung und Druckgraphik
Galerie Rainer Gröschl Kiel

Das Künstlerpaar Bettina van Haaren und Volker Lehnert arbeitert seit 40 Jahren in benachbarten
Ateliers, zusammen ausgestellt haben sie allerdings selten. Beide haben eine ganz unverwechselbare
Bildsprache entwickelt, gemeinsam ist ihnen die intensive Auseinandersetzung mit der
Zeichnung und die Lust an der Druckgraphik.
Der poetische Titel der gemeinsamen Ausstellung in der Galerie Rainer Gröschl spielt mit der
symbolischen Bedeutung der Farbe Blau als Farbe der Sehnsucht und des Unerwarteten (Fahrt ins Blaue)
und bezieht sich auf die stetige künstlerische Suche nach dem überraschend Neuen, der Suche
nach der größtmöglichen sinnlichen Präzision, die wir Ergebnis nennen.
Dabei zeigt Bettina van Haaren, deren Figuren wahre Existenz-Chiffren sind, eine Serie
neuer Linolschnitte und Bleistiftzeichnungen, in denen sie minutiös ihre Bilderzählungen
notiert. Volker Lehnert zeigt farbige Zeichnungen, Lithographien und Unikat-Hochdrucke.
Auch seine Kunst trägt narrative Züge, dabei breiten beide eher das Material aus, aus dem
sich im Kopf des Betrachters Geschichten entwickeln.

Bettina van Haaren zu ihrer Graphik:

Durch Striche etwas kenntlich machen – das ist seit 40 Jahren meine Ausdrucksform. Das sparsame
Mittel des Strichs hilft mir, die Welt zu sichten, zu ordnen und in eine bildnerische Logik zu überführen.
Die komprimierten Zeichen erzeugen Klarheit für meine Mitteilungen. Die Zeichnungen und Druckgraphiken
geben das Verwirrbild einer Wirklichkeit wieder, die von Heterogenem, Widersprüchlichem, Unzumutbarem,
Witzigem und Trivialem belebt wird. Daher schieben sich äußerst unterschiedliche inhaltliche Ebenen
ineinander – gesellschaftlich-politische Ereignisse, Banalitäten aus der Alltagskultur, Sexualität, Alter,
Gewalt und religiöse Sinnsuche. In gewisser Weise zeugen die Graphiken von einem Stottern: Welt
erscheint zerrissen oder zerfranst, entsprechend sind die Arbeiten gekennzeichnet von Labilität und Sprüngen.
Ich brauche keine Farbe, weil die Betrachter*in die Leerräume räumlich dehnt und ihnen Color zuschreibt.

Volker Lehnert über seine Lithographien:

Zugegeben: Wer sich heute mit der Lithographie beschäftigt, gerät schnell in den Verdacht,
hoffnungsloser Traditionalist zu sein oder zumindest ein beargwöhnter Nostalgiker, gilt das
Interesse doch einem höchst seltenen, fast ausgestorbenem Verfahren, das nur noch wenige
Künstler beherrschen.
Gewiss, spielte heute noch die alte Funktion der Vervielfältigung eine Rolle, wär’s womöglich
ein bloßer Anachronismus. Geht es aber um ein Medium der Bild-Findung, darum, aus den
spezifischen Bedingungen des Materials, der Werkzeuge und der Arbeitsprozesse heraus
gestalterische Lösungen zu entwickeln, so ist sie hochaktuell.
Meine lithographische Werkstatt ist ein Ort des Experimentierens, der stetigen Neu-Erfindung
und Weiterentwicklung, ein Labor der Bilder. Der Druckvorgang selbst ist dabei keineswegs bloß
handwerklicher Vollzug sondern integraler Bestandteil des Gestaltungsprozesses. Deshalb drucke
ich alle meine Blätter selbst, und das seit 45 Jahren. Und noch immer bedeutet das Abheben eines
Bogens einen Moment der äußersten Spannung, Erregung und Überraschung.

Öffnungszeiten

Fr. Sa. 12:00 bis 19:00 Uhr Sonntag 11:00 bis 15:00 Uhr

Bildnachweis

Rainer Gröschl