Dienstag, 6. Juni 2023

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2020So05apr18:30So21:30Lübeck: Game of Crowns IIShakespeares Königsdramen (Teil 2)RubrikBühneVeranstaltungsart(einmalige) Veranstaltung

Details

In seinen Königsdramen beschreibt William Shakespeare eine Geschichte der Macht – vulgär, grausam, poetisch.

Habgier, Korruption, politische Intrigen, Totalitarismus, Selbstzerstörung und Populismus – Shakespeares Themen erweisen
sich gerade in unserer heutigen Zeit der politischen wie gesellschaftlichen Turbulenzen, der aufkommenden Sehnsucht nach starken Führern und
einfachen Lösungen als brisanter denn je.

Das Theater Lübeck widmet diesem brisanten wie aktuellen Stoff in der aktuellen
Spielzeit zwei Inszenierungen: Der erste Teil des „Spiels um die Kronen“/
„Game of Crowns“ behandelt die sogenannte Lancaster-Tetralogie, die die Dramen
Richard II, Heinrich IV (Teil 1 & 2), Heinrich V umfasst. Hier beschreibt Shakespeare
den Aufstieg und Niedergang sehr unterschiedlicher Herrscherpersönlichkeiten.
Da ist zum einen der absolutistisch herrschende Richard II., der sein Volk durch
Steuern ausquetscht, den Reichtum verprasst und sein Land in einen blutigen
Bürgerkrieg treibt. Richard II. fühlt sich als Herrscher von Gottes Gnaden. Doch
da er sich selbstherrlich am Hab und Gut des verbannten Heinrich Bolingbroke
bereichert hat, steht ihm Rebellion ins Haus. Bolingbroke kehrt nach England
zurück, besiegt Richard II. und lässt sich zum neuen König – Heinrich IV. –
krönen. Sich seiner illegitimen Aneignung der Macht bewusst und immer in
Furcht, dass ihn das gleiche Schicksal wie Richard II. ereilen könnte, räumt der
neue Gewalthaber sogleich im eigenen Lager auf. Als raffinierter Machtpolitiker
ist ihm die Bedeutung der öffentlichen Meinung sehr bewusst und mit Missmut
betrachtet er den Lebenswandel seines Sohnes und Thronfolgers in spe: Prinz
Harry. Dieser gibt sich lieber mit seinem »weibischen« Kumpan Falstaff den
Ausschweifungen und dem Laster hin. Beide genießen ihr Leben in einer Art
Gegenwelt der Vergnügungen, jenseits jeglicher politscher Rankünen. Enttäuscht
wendet sich Heinrich IV. innerlich ab von seinem Sohn – doch überraschenderweise
erweist sich Harry als der erfolgreichste Machtpolitiker und Kriegsherr …

Doch mit dem Tod von König Heinrich V. – und jetzt sind wir schon mitten im
zweiten Teil von Game of Crowns, der am 2. April 2020 Premiere feiern wird –
brechen unsichere Zeiten an: Der Thronfolger ist ein Kind, in Frankreich tobt der
Hundertjährige Krieg und im eigenen Land entbrennt ein ruchloses Machtspiel.
Plantagenet, Nachfahre von Richard II., fordert sein Erbrecht auf die Krone und
der konfliktscheue Kinderkönig Heinrich VI., aus dem Haus Lancaster mit der
roten Rose im Wappen, spricht ihm einlenkend das Herzogtum York mit der
weißen Wappenrose zu. Mit den Historiendramen zu den Rosenkriegen erfindet
Shakespeare um 1590 ein neues Genre, Geschichtsdaten verwebt er kunstvoll
mit den Motiven der grell gezeichneten Charaktere, in patriotische Propaganda
mischt sich die Warnung vor eigennützigem Machtexzess auf Kosten der Gemeinschaft.

Generationen nach der Absetzung des rechtmäßigen Königs Richard II.
bricht mit den Rosenkriegen ein brutaler Bürgerkrieg aus, der sich hinzieht bis
zum bösartigsten aller Herrscher: dem verschlagenen, entstellten Richard III.,
der am Ende mit den Geistern der Ermordeten und sich selbst kämpft.
Jeanne d’Arc und Königin Margaret, verheiratet mit Heinrich VI., erstrahlen als
die ersten männermordenden Frauenfiguren Shakespeares – monströs, unmoralisch,
dargestellt als widernatürliche und zersetzende Kräfte. Margaret tobt,
da ihr ängstlicher Gatte seinem Gegner York die Krone versprochen hat – und
somit den eigenen Sohn enterbte. Sie ersticht York, nachdem sie sein Kind brutal
ermorden ließ und sich am Schmerz Yorks geweidet hat. Der sinnlosen Mordlust
im Kampf um die Krone versucht sich Heinrich VI. vergeblich zu entziehen: Er
wird ermordet wie König Edward IV., Yorks ältester Sohn – der Täter ist dessen
jüngerer Bruder: Richard III. Dieser gibt der Spirale der Gewalt einen drastischen
Dreh: In einem skrupellosen Spiel der Täuschung instrumentalisiert er andere
– das Morden wird zum Geschäft … //

 

Dauer: ca. 3 Stunden 10 Minuten