Freitag, 1. Dezember 2023

2023Fr10feb(feb 10)17:00So19mär(mär 19)18:00Lübeck: Mandy El-Sayegh. "Enfleshing"RubrikKunstVeranstaltungsartAusstellungDiese Veranstaltung ist …kostenlosRegionPlön / Ostholstein / Lübeck

Zeit

Februar 10 (Freitag) 17:00 - März 19 (Sonntag) 18:00

Details

Die Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh.

An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonarbeiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).

Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.

In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunstwerke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.

Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.

Mandy El-Sayegh wurde 1986 in Selangor, Malaysia, geboren. Sie lebt und arbeitet in London, wo sie 2007 einen BA in Bildender Kunst an der University of Westminster und 2009 einen MA in Malerei am Royal College of Art erhielt. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in der British Art Show, im Centre Pompidou, Paris, auf der Biennale Prag, im UTA Artist Space, Los Angeles, auf der Busan Biennale, im SculptureCenter, Long Island City, in der Chisenhale Gallery, London, im The Mistake Room, Guadalajara, im Instituto de Visión, Bogotá, im Sifang Art Museum, Nanjing und im MoMA PS1 gezeigt.