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Einleitung

30 Jahre entwicklungspolitische Inlandsarbeit in Schleswig-Holstein

Aus einem losen Zusammenschluss entwicklungspolitischer Vereine und Gruppen gründete sich am 18. Juni 1994 in Rendsburg das Bündnis Entwicklungspolitischer Initiativen (B.E.I.) als gemeinnütziger Verein. Das war der Abschluss eines Prozesses, der 1989 mit jährlichen landesweiten Treffen der Eine- Welt-Vereine, Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen begann. 1992 wurde ein 10-köpfiger Sprecher*innenrat eingesetzt. Schnell hatte sich bei ihnen die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine kontinuierliche landesweite Zusammenarbeit sowie ein kontinuierlicher Einfluss auf politische Entscheidungen nur mit einer hauptamtlichen Anlaufstelle und einer Geschäftsstelle zu verwirklichen ist. 30 Jahre später ist aus dem B.E.I. das BEI (Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e.V.) geworden und von zunächst 18 auf 105 Mitglieder angewachsen.

Dass dieser Prozess so erfolgreich verlaufen ist, hat mit den insgesamt sehr positiven landesweiten Rahmenbedingungen und unseren eigenen Lernprozessen zu tun. Besonders bedanken möchten wir uns für die langjährige gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Ansprechpartner*innen in den Ministerien. Ministerien deshalb, weil unsere Ansprechpartner*innen ihren Platz häufiger wechselten: zunächst in der Staatskanzlei, dann im Europa- und Justizministerium, später im Umweltministerium, dann wieder im Europaministerium und jetzt langjährig im Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur.

Undenkbar wäre in Schleswig-Holstein unsere Arbeit ohne die Kooperationen mit der kommunalen Familie und unseren Mitgliedern vor Ort. Die eigentliche Gründung wäre allerdings ohne das beharrliche Insistieren des früheren Ausschusses Kirchlicher Weltdienste (AKWD) der nordelbischen Kirche und des heutigen Kirchlichen Entwicklungsdienstes der Nordkirche in Person von Pastor Michael Dülge wohl kaum möglich gewesen. Die Anschubfinanzierung des AKWD 1994 und später ab 1996 die Institutionelle Förderung des Landes erlaubte uns, sowohl eine Geschäftsstelle als auch eine Geschäftsführerin einzusetzen. Der gewachsene Zusammenhang zwischen dem KED und seinen kirchlichen Ökumenestellen und uns liegt hier begründet und ist über die Jahrzehnte tragend. Sichtbar dafür waren und sind, dass im BEI-Vorstand auch fast immer ein kirchliches Mitglied vertreten ist und auch einige Ökumenestellen im BEI Mitglied sind.

Entwicklung der lernenden Struktur BEI

Die Aufgaben des BEI lassen sich weiterhin mit der Vernetzung unserer und als Servicestelle für unsere Mitglieder, Bündelung Entwicklungspolitischer Forderungen und Vertretung unserer Mitglieder gegenüber Politik gut benennen. Das BEI hatte in seiner Arbeit zwei Säulen: Lobby für seine Mitglieder und Lobby für die Eine Welt. Ersteres bezeichnet den Servicebereich für unsere Mitglieder (Vereinsberatung, Beratung, Fortbildungen etc.). Das ist der Bereich, der immer eher im Hintergrund passiert und wenig sichtbar ist, aber existenziell und nicht minder wertvoll für das BEI als Dachverband ist. Die zweite Säule ist der Bereich, der öffentlich sichtbar ist und mit dem das BEI vor allem auf Landesebene einen Namen bekommen hat. Hierbei sind viele kleine, mittlere und größere Projekte und Programme zu nennen, die wir nicht weiter aufführen. Beide indessen gehören integral zusammen. Während die Aufgaben grundsätzlich gleich blieben, haben sich die organisatorischen Strukturen unserer Arbeit immer wieder geändert.

Was vor 30-40 Jahren an politischer Arbeit gemacht wurde, war zumeist fern ab von Arbeitsbezügen. Erst mit dem Aufbau von Entwicklungspolitischen Landesnetzwerken und regionalen Zentren in Deutschland in den 1990ern konnten auch hauptamtliche Strukturen entwickelt werden. Mittlerweile werden unsere Themen studiert. Das heißt: Studierende machen gerne beim BEI Praktikum und sehen es als normalen Anbieter auf dem Arbeitsmarkt. Im Gegenzug erwarten Akademiker*innen vom BEI auch gut dotierte Stellen. Damit ist – positiv gesehen – unser Anliegen gesellschaftsrelevant geworden. Das BEI konnte über Jahre auch mit Dellen sein Personal von zunächst 1,0 Stellen auf heute knapp 20 Angestellte, was ca. 15 Vollzeitäquivalenten (VZÄ) entspricht, erhöhen. Leider konnten und können aber weiterhin keine kontinuierlichen Arbeitsverhältnisse etabliert werden.

Über mehrere „Quo vadis BEI?“-Veranstaltungen und einem Organisationsentwicklungsprozess hat das BEI nun eine Struktur gewonnen, die die Arbeit seiner Mitglieder widerspiegelt und das Team in themenverwandten Clustern in Beziehung setzen lässt. Die Cluster sind zukunftsfähiges Wirtschaften, globales Lernen, globale Partnerschaften und nachhaltige Entwicklung. Der Aufbau der vorliegenden Zeitschrift hat hier seinen Ausgang.

Sehr früh war es das Bestreben des BEI mit seinen Themen nach außen zu gehen und mit ihnen anschlussfähig zu werden. „In die Fläche gehen“, „Raus aus der Blase“ waren und sind Devisen, die in den konzipierten Programmen und Projekten leitend waren. In der Praxis ist das nicht immer so einfach, da es mühsam ist, die eigene Komfortzone zu verlassen.

(Welt-)Politische Kontexte unserer Arbeit

Natürlich ist die Satzung für einen Verein leitend. Dazu hat er sich auch ein Leitbild gegeben und es durch Positionspapiere der einzelnen Cluster konkretisiert. In den vergangenen 30 Jahren waren und sind weltpolitische Abkommen, wie die Agenda 21 der Konferenz von Rio de Janeiro 1992, die Millennium Development Goals 2000 und die Sustainable Development Goals 2015 bedeutsam und Anlass die Politik und Verwaltung in Politikdiskurse einzubinden.

Unser Anliegen, entwicklungspolitische Impulse bzw. Beiträge für die vielfach beschworene große Transformation zu leisten, stößt zunehmend sowohl auf politisch nationale wie internationale Grenzen als auch auf gesellschaftspolitische Gegenwinde. Transformationszeiten sind – wie wir wissen – Übergangszeiten und in diesen gibt es Befürworter*innen wie Gegner*innen. Während der Diskurs vor und mit der Einsetzung der Regierung unter dem Bundeskanzler Olaf Scholz Veränderungen, die für die gesellschaftspolitische Transformation notwendig sind, vor allem positiv wahrgenommen hat, setzen sich im Verlauf der letzten Jahre immer mehr negative Stimmen durch. Und diese werden systematisch eingesammelt von einer antidemokratischen Partei und antidemokratischen Kräften, die nicht an Lösungen für komplexe Fragen interessiert sind. Dieses Phänomen ist zudem nicht nur ein Deutsches, sondern ein Internationales.

Heute ist das BEI und unsere Gesellschaft mit einer komplexen Krisenlandschaft konfrontiert, die es in der Geschichte beider deutschen Staaten nach 1945 nicht gegeben hat und die auch so in der Dichte und Komplexität nicht erwartbar war. Waren Klimawandel, der immer augenfälliger greifbar wird, und die Pandemie nicht schon genug, kam der russische Angriffskrieg, der sowohl die Energiefrage als auch die Sicherheitsfrage wieder in den politischen Fokus und Fragen der Nachhaltigkeit in den Hintergrund gerückt hat. Bisher haben wir es als Entwicklungspolitische Zivilgesellschaft noch nicht vermocht, unsere Anliegen darin eine Rolle spielen zu lassen und in die Diskussion über die Zeitenwende(n) sich aktiv einzulassen. Die neue multipolare Staatenwelt mit den verschobenen geostrategischen Machtgewichten gilt es nicht nur wahrzunehmen, sondern es gilt auch sowohl unsere eigenen Prämissen an diese neue Situation als auch in Folge unsere konkrete Arbeit daran zu justieren.

Gut, dass in diesen Zeiten auf Kooperationspartner*innen und die Kulanz so mancher Geldgeber*innen Verlass ist. Danke sagen wir für das Vertrauen unserer Mitglieder, die sich unter dem Dach des BEI versammelt haben. Sie sind Grundlage und Legitimation unseres Dachverbandes. In einer Vielzahl von Veranstaltungen haben das BEI und seine Mitglieder entwicklungspolitische Themen in die Öffentlichkeit getragen. Es gilt immer, in der Zusammenarbeit mit unseren kleinen und großen, überwiegend ehrenamtlich arbeitenden Mitgliedern, sie zu stärken und ihnen mehr Außenwirkung zu verschaffen. An dieser Stelle ist allen Beteiligten für ihren Einsatz zu danken.

Martin Weber und Katrin Kolbe
Geschäftsführung des Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e.V.


Brücken bauen – 30 Jahre Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein

18,90 

Thema VIII, in Kooperation mit dem Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e. V.. 196 Seiten.

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