0,00 €

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Afghanistan-Schulen – Verein zur Unterstützung von Schulen in Afghanistan e.V.

Bewegte Jahre

2024 wird das BEI 30 Jahre alt, ein Grund zum Feiern und um auf den bisherigen Weg zurückzublicken. Wir vom Verein Afghanistan-Schulen – Verein zur Unterstützung von Schulen in Afghanistan e.V. aus Oststeinbek waren von Anfang an dabei. Wir feiern in diesem Jahr unseren 40. Geburtstag.

Die Bedingungen für das BEI und die Mitgliedsvereine haben sich in den vergangenen 30 Jahren stark geändert, vieles musste anders und neu organisiert werden. Nur wer sich ständig neu erfindet, kann auf die sich stellenden Fragen passende Antworten bekommen. Das BEI war für uns immer ein wichtiger Gesprächspartner, von dem wir stets Anregungen und neue Impulse bekamen.

1983: Wir starten

1983 zeigt eine junge Auslandsstudentin ihrer Mutter und ihrer Schwester „ihre“ Welt in Pakistan. Nach den touristischen Zielen besuchen sie – zweieinhalb Jahre nach der Invasion der Sowjettruppen in Afghanistan – ein Lager für afghanische Geflüchtete. Die Situation dort packt Mutter Ursula Nölle. Zurück zuhause sammelt Ulla – Ursulas Spitzname – im Bekanntenkreis Spenden, um einer Mädchenschule zu helfen, und fährt bald darauf auf eigene Kosten wieder nach Pakistan. 1984 gründet sie mit sechs Freund*innen und Verwandten den „Verein zur Unterstützung von Schulen für afghanische Flüchtlingskinder e.V.”.

1989: Die sowjetischen Soldaten ziehen ab

Nach dem Abzug der sowjetischen Soldaten aus Afghanistan keimt Hoffnung auf. Mit den geflüchteten Menschen, die in ihre Heimatorte zurückkehren, verlagern sich die Vereinsaktivitäten nach Andkhoi ins nordwestliche Afghanistan. Der Verein setzte 1995 dort ein erstes Bauprojekt für eine Mädchenschule um, und Ulla Nölle unternimmt ihre erste Reise nach Afghanistan.

1994: Das BEI wird gegründet

Mit der Gründung des Bündnis Eine Welt wurde verschiedenen Initiativen in Schleswig-Holstein endlich ein Forum der Vernetzung und des Austausches gegeben.

1989 bis 1998: Bedingte Freiheit

Der Führer der Usbekinnen, Rashid Dostum, geht wechselnde Bündnisse ein und ist äußerst brutal, aber im Bildungsbereich ist er offen: Frauen können in Mazar-e-Sharif studieren. Die Stadt wird zeitweilig ein wichtiges Zentrum für Bildung und Gedankenaustausch in Afghanistan. Hier und in der Region Andkhoi, einem Gebiet, das ethnisch stark von Usbek*innen und Turkmen*innen bestimmt wird, entstehen neue Schulen. Bildung genießt einen hohen Stellenwert. Im Jahr 1995 besucht Ullas Tochter Tine Andkhoi, hier werden ihr stolz die Bauarbeiten an der Yuldoz-Mädchenschule gezeigt. Vertreter*innen des Vereins fahren nun regelmäßig nach Afghanistan und besuchen die Projekte. 1996 gewährt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erstmals eine Projektförderung in Höhe von 75 Prozent für einen Schulbau. Auch die Deutsche Botschaft in Islamabad und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) werden wichtige Unterstützer. Ab 1998 zahlt der Verein den Lehrkräften von 20 Schulen in Andkhoi zweimal im Jahr jeweils 100 US-Dollar, die Ulla Nölle und andere Vereinsmitglieder persönlich in bar in die Region bringen. Eine lebensnotwendige Hilfe in einer schwieriger werdenden Zeit. 1998: Die Taliban kommen Im Herbst 1998 übernehmen die Taliban in Andkhoi die Macht. Die einzige Mädchenschule in der Region wird geschlossen. Wie kann es nun mit unserer Arbeit weitergehen? Ein Gespräch zwischen Ulla Nölle, Marga Flader und den Lehrerinnen des Yuldoz Gymnasiums war der Beginn der sogenannten „Home Schools“, in denen wir während der Taliban-Herrschaft 900 Mädchen unterrichteten. Im Herbst 1998 reist eine Delegation des Vereins unter Leitung von Ulla Nölle mit einer befreundeten NGO in die Provinzen Kunar und Nuristan im Osten Afghanistans. 2001: Neue Chancen tun sich auf Die Taliban werden 2001 von den USA und ihren Verbündeten vertrieben, und der Verein kann die Arbeit in der Region Andkhoi ausweiten. Die Yuldoz-Mädchenschule öffnet noch im Dezember 2001 wieder. 2002 zieht das Vereinsbüro von Peshawar in Pakistan nach Kabul um. Der Verein in Deutschland nimmt 2003 aufgrund der geänderten Situation das Wort „Flüchtlingskinder“ aus dem Namen und den heutigen Namen an: „Afghanistan-Schulen. Verein zur Unterstützung von Schulen in Afghanistan e.V.“. In Afghanistan ist er unter dem Namen VUSAF Union of Assistance for Schools in Afghanistan bekannt. Ab 2003 entstehen Schulen in Mazar-e-Sharif, später auch in Aibak (Samangan). Der Verein erhält nun nicht unerhebliche Fördermittel und Spenden von Misereor, dem BMZ und dem Auswärtigen Amt und vielen privaten Spender*innen. Nach 20 Jahren gibt Ulla Nölle den Vereinsvorsitz in jüngere Hände: Marga Flader wird 1. Vorsitzende, nachdem sie in den Jahren zuvor immer mehr Verantwortung übernommen hatte.

2003 bis 2006: Glückliche Jahre des Fortschritts und 2007 ein schreckliches Ereignis

Zabiullah Azizi ist seit 1999 ein wichtiger Mitarbeiter des Vereins (zunächst in Pakistan, von 2002 bis 2012 VUSAF-Landesdirektor in Afghanistan, danach internationaler Direktor und heute von Deutschland aus Projektmanager). Zabiullah beschreibt die Jahre von 2003 bis 2006 als die „guten Zeiten“: Es geht voran, Straßen und Schulen werden gebaut, Strom, Telefon und Internet kommen. Endlich gibt es Hoffnung in dem geschundenen Land. VUSAF kann 2005 das Ausbildungszentrum (EC) in gemieteten Räumen eröffnen und 2006 die eigenen Gebäude einweihen. Schüler*innen ab der siebten Klasse werden hier auf ein Studium vorbereitet. Das EC entwickelte sich in den Folgejahren stetig weiter, gab wichtige Impulse für die Region Andkhoi und gewann hohes Ansehen. Am 17. Februar 2007 wurde diese Entwicklung jäh unterbrochen: Der wichtigste Mitarbeiter von VUSAF in Andkhoi, Rahmanqul, von allen sehr geschätzt, wurde vor den Augen seiner Familie ermordet. Das, wofür er stand – gute Bildung für Jungen und Mädchen – hatte Feinde, die bereit waren, bis zum Äußersten zu gehen. Wie sollte es weitergehen? Die Mitarbeiter*innen in Afghanistan und Deutschland fassten die mutige Entscheidung zum Weitermachen im Sinne Rahmanquls.

2013: Unser erstes Frauenzentrum

Um Frauen und Mädchen einen besonderen Schutzraum zu bieten, hat der Verein seit 2013 nach und nach drei Frauenzentren in der Region Andkhoi aufgebaut. Analphabetinnen werden in Kursen die Landessprache Dari in Wort und Schrift sowie Rechnen, Nähen und Sticken vermittelt. So konnten sie zum Familienunterhalt beitragen. Neben zusätzlichen Englisch- und Computer-Kursen gab es ein reges Programm mit Informationsveranstaltungen und der Möglichkeit für Frauen, sich miteinander auszutauschen.

2015: Ein letzter Besuch

Ulla Nölle, die Gründerin und langjährige Vorsitzende des Vereins, reiste seit 1983 unzählige Male zu den Projekten in Pakistan und Afghanistan. 2015 im Alter von 91 Jahren kam sie das letzte Mal. Bis zu ihrem Tode im Jahre 2019 verfolgte sie mit großem Interesse die Entwicklungen in Afghanistan.

2018: Umorganisation in Afghanistan

In Afghanistan sind wir als ausländische Organisation VUSAF Union of Assistance for Schools in Afghanistan registriert. Auf Anregung des BMZ gründeten ehemalige VUSAF-Mitarbeiter*innen eine lokale NGO mit dem Namen OASE (Organization of Afghan Support for Education), die heute die Bildungsprojekte für uns implementiert. 2021: Die Taliban sind zurück Nachdem es in den Jahren zuvor Anschläge und Kämpfe gegeben hatte, wurde im Sommer 2021 mit der landesweiten Machtübernahme der Taliban alles in Frage gestellt, was wir und „der Westen“ in Afghanistan aufgebaut hatten. Nach einer Phase der Unsicherheit und Not sah es zunächst für unsere Projekte gut aus: In den nördlichen Provinzen durften Mädchen und junge Frauen wie bisher die Schule besuchen und unsere Angebote konnten nach komplexen Verhandlungen weitergeführt werden. 2022/2023: Schwierigkeiten, soweit man blickt Ende 2022 kam der Bann der Taliban für alle Bildungsangebote für Mädchen ab der 7. Klasse. Mit allen Mitteln wollten wir und unsere afghanischen Mitarbeiter*innen die Angebote für ältere Mädchen und Frauen aufrechterhalten und suchten nach Alternativen für unsere Schülerinnen, die nun ohne Schulbildung waren. Wir mussten aber einsehen, dass eine Fortführung der Bildungsangebote für die älteren Mädchen für unsere Mitarbeiter*innen zu gefährlich war. Inzwischen bieten wir Kurse für Mädchen der Klassen 4 bis 6 bzw. für Mädchen bis zu 12 Jahren an. Hinzu kamen Schwierigkeiten in Deutschland: 2023 scheiterte ein wichtiger Antrag auf Finanzierung eines Neubaus für eine einsturzgefährdete Mädchenschule an der ablehnenden Haltung des Auswärtigen Amts. Zwischen der deutschen Anforderung „keine Infrastruktur und Projekte von Frauen für Frauen“ und der afghanischen Forderung „keine Projekte für Frauen, nur Nothilfe und Infrastruktur“ bleibt uns nicht viel Spielraum. Aber wir geben nicht auf. Wir erneuern unsere Arbeit in Deutschland Die Vereinsarbeit und Verwaltung der Projekte in Deutschland wurde bisher weitestgehend ehrenamtlich durchgeführt, auch wenn die Arbeitsbelastung für einen kleinen Kreis aktiver Mitglieder erheblich war. Seit Anfang 2023 haben wir nun einen Mitarbeiter für die Bearbeitung der Projekte mit öffentlicher Förderung eingestellt und tatkräftige Mitglieder haben sich uns für die aktive Arbeit angeschlossen. Wir sind dabei, eine neue Organisationsstruktur zu entwickeln, um die Verantwortung und Aufgaben auf mehr Schultern zu verteilen. Auch in Afghanistan geht es wieder ein Stück voran: Nach mühsamen Verhandlungen wurden unsere neuen Projekte von den Behörden genehmigt und können durchgeführt werden. Kurze Bilanz In Afghanistan entstanden durch unseren Einsatz bisher 66 neue Schulgebäude und 53 Erweiterungsgebäude, 24 Wasserreservoirs sowie Brunnen, Toilettengebäude und Handwaschgelegenheiten. 13 Schulgebäude wurden umfangreich saniert. Wir errichteten Klassenräume für 77.500 Schüler*innen. Regelmäßig werden Fortbildungen für Lehrkräfte und Schulmanagement organisiert und Hausmeister*innen in Maßnahmen zur Instandhaltung der Gebäude ausgebildet. Wir unterhalten eine kleine Grundschule mit ca. 500 Jungen und Mädchen in einem Lager für Binnenvertriebene und erreichen regelmäßig ca. 1200 Jungen und Mädchen mit unseren Förderkursen im Ausbildungszentrum und drei Frauenzentren.


Brücken bauen – 30 Jahre Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein

18,90 

Thema VIII, in Kooperation mit dem Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e. V.. 196 Seiten.

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel

Newsletter

Veranstaltungen

diesen Monat