In seinem Beitrag Ist das Kunst oder kann das weg? in der Winter/Frühjahr-22-Ausgabe dieser Publikation stellt Johannes Spallek apodiktisch fest:
„Wie geht es der Kunst am Bau in Schleswig-Holstein? Nach ihrer Hochkonjunktur in den 1950er bis 1970er Jahren stagniert sie. Ja, in den 1980er Jahren ist ihr allmählicher Niedergang zu konstatieren. … kümmert sie in den letzten Jahrzehnten vor sich hin. Neues zu initiieren und zu realisieren findet gegenwärtig nur allzu selten statt. …“.
Dieses lesend, erwacht in mir – in der ersten Dekade der 2000er Jahre Vorsitzender der Kommission „Kunst im öffentlichen Raum“ beim Ministerpräsidenten – ein, zunächst nur empfundenes, Erstaunen: Ich habe einen ganz anderen Eindruck aus meiner ehrenamtlichen Tätigkeit mitgenommen, nämlich den eines außerordentlich vielfältigen Bemühens und zahlreicher prägnanter Ergebnisse von hoher Qualität. Das veranlasst mich, zu Spalleks Auffassung fundiert etwas zu sagen, an dieser Stelle.
Wie das bewerkstelligen? Hier kommt entscheidend Jan Petersen ins Spiel, Inhaber der Werbeagentur PMzwei Print Media in Kiel, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Bestand von Kunst im öffentlichen Raum fotografisch zu erfassen und mit kommentierenden Texten zu den einzelnen Werken zu versehen sowie biografische Angaben zu den Künstlerinnen und Künstlern beizusteuern. Eine ernsthafte Beschäftigung mit Kunst im öffentlichen Raum in Schleswig-Holstein (und Hamburg) ist ohne Rückgriff auf Petersens Arbeit nicht vorstellbar. Im Internet ist sie detailliert einzusehen unter KUNST@SH (www.sh-kunst.de). Gegenwärtig weist die Datenbank einen Bestand von mehr als 3.000 künstlerischen Schöpfungen aus, darunter überaus zahlreiche aus den letzten drei Jahrzehnten, auch also aus einer Zeit des von Spallek behaupteten Niedergangs. In Gemeinschaft mit Jan Petersen, der die Fotos zu diesem Artikel beisteuerte, machte ich mich ans Werk. Er gestattete mir überdies, auf seine Texte, die ich in Teilen in meine eigenen integrieren durfte, zuzugreifen.
Mein Ziel ist es, Beweis anzutreten. Beweis dafür, dass von einem Niedergang nicht die Rede sein kann.
Das ist nur über Beispiele möglich. Wie aber zu Beispielen kommen? Einmal natürlich generell durch Verweis auf Petersens Datenbank; und, im Rahmen dieses Beitrags, durch die Benennung herausragender Beispiele. Dass ich dabei nicht das ganze Land berücksichtigen konnte, ist sofort einsehbar. Was aber dann? Bei meinen Überlegungen zu Hilfe kam mir das erste Programm zur „Kunst am Bau“ des Landes Schleswig-Holstein vom Januar 1950, in dem es heißt:
„Besonders die Kunst in der Region soll durch die im Bereich „Kunst am Bau“ investierten Mittel gefördert, belebt und zu schöpferischen Leistungen angeregt werden“.
Dieser Grundsatz sollte mir Maßstab sein, wobei schnell klar war, dass eine Betrachtung aller ländlichen und klein- und mittelstädtischen Räume das Format dieses Artikels schnell sprengen würde. Deshalb entschied ich mich für die Betrachtung zweier Kreise an der Westküste, Dithmarschen und Nordfriesland, eines Raumes, der immer ein wenig im Windschatten der Aufmerksamkeit liegt (Petersens Datenbank lässt auch einen Aufruf nach Regionen zu). Mein Gedanke war: Wenn es schon in diesem ländlich geprägten Raum „gut“ um diese Kunst bestellt ist, dann gilt das umso mehr für die zentralen Orte und die Ballungsräume in Schleswig-Holstein.
Das Ergebnis ist überwältigend, Spallek glänzend widerlegt. Aus Gründen der Prägnanz habe ich neun herausragende Beispiel ausgewählt, die aber, obwohl nur pars pro toto, gleichwohl als repräsentativ für das Schaffen in diesem Bereich der Kunst in dieser Region angesehen werden dürfen. Auf den nächsten Seiten finden Sie „meine“ Kunstwerke.
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