Die neue Dauerausstellung des Jüdischen Museums in Rendsburg wurde im Sommer 2023 eröffnet. Durchdacht anschaulich und im wahrsten Sinne greifbar gemacht, bringt sie den Besucher:innen über 400 Jahre jüdisches Leben in Schleswig-Holstein nahe. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Gegenwart.
Ein Automat für koschere Müsliriegel, eine Einladung zur Technoparty, die Discokugel einer orthodoxen Gemeinde – eine der Stärken in der neuen Dauerausstellung im Jüdischen Museum in Rendsburg sind die überraschenden Exponate, die Einblick in den lebendigen Alltag jüdischer Gemeinschaften und Vereine im Land geben. „Eine unserer grundsätzlichen Entscheidungen war: Die Ausstellung muss auch von gegenwärtigem jüdischem Leben und von den heute in Schleswig-Holstein lebenden Jüdinnen:Juden erzählen“, sagt Mirjam Gläser. Als Mitglied im fünfköpfigen Kurator:innenteam war sie intensiv in den zweieinhalbjährigen Neugestaltungsprozess involviert. Im Museum ist sie für Bildung und Vermittlung zuständig und führt regelmäßig Schulklassen durch die Ausstellung. Museumsleiter Jonas Kuhn pflichtet ihr bei: „Jüdische Gegenwarten waren bei uns im Museum bislang kaum Thema. Wir finden es aber wichtig zu zeigen, dass jüdisches Leben vielfältig war und ist und das Judentum mehr als eine Religion ist.“
Als das Museum im Jahr 1988 eröffnete, gab es kein institutionelles jüdisches Leben im Land. Die jüdische Gemeinschaft Schleswig-Holstein hatte sich bereits 1968 aufgelöst. Noch im Land lebende Jüdinnen:Juden orientierten sich eher nach Hamburg. Es war ein bundesweiter Trend: Ende der 1980er Jahre waren nur noch knapp 30.000 Jüdinnen:Juden Mitglied einer Gemeinde, meist in den großen Städten. Erst im Laufe der 1990er Jahre, als Jüdinnen:Juden aus den ehemaligen Sowjetrepubliken als „Kontingentflüchtlinge“ nach Deutschland kamen, stieg die Zahl der in einer Gemeinde Organisierten wieder auf mehr als 100.000. Einige ließen sich auch in Schleswig-Holstein nieder. Heute zählen die jüdischen Gemeinden und Gemeinschaften im Land rund 1.600 Mitglieder.
Platz für die Gegenwart
Anhand von ganz praktischen Fragen bietet die Ausstellung im Obergeschoss Einblick in das jüdische Leben heute: Wie wird in den jüdischen Gemeinschaften gefeiert? Wie kann man sich in Schleswig-Holstein koscher ernähren? Und wie gedenken Jüdinnen:Juden im Land? Die in den 1990er Jahren Eingewanderten brachten schließlich auch eine andere Perspektive auf die deutsche Geschichte und eine andere Gedenkkultur mit, in der zum Beispiel der 8. Mai als Tag des Sieges über Nazideutschland gefeiert wird.
Alle wichtigen Informationen zum Museum finden Sie auf der Website www.jmrd.de.