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Ejo Heza – Hilfe für Jugendliche in Ruanda e. V.

Bildung als Schlüssel zu einer gerechteren Zukunft

Der Meldorfer Verein „Ejo Heza – Hilfe für Jugendliche in Ruanda“ ermöglicht benachteiligten jungen Menschen im ostafrikanischen Land durch die Vergabe von Stipendien Zugang zu Bildung.

Eine einheitliche Definition für Bildung gibt es nicht. Viele Menschen denken bei Bildung zuerst an Schule, an Lehrkräfte und Schüler*innen, Lehrpläne und Unterricht. In der Soziologie und Philosophie werden verschiedene Bildungsverständnisse weitaus komplexer betrachtet und definiert. Die Selbstbildung und lebenslange Bildung des Menschen gerät dabei ins Blickfeld. Aber für unseren Bericht beschränken wir uns auf die formale Bildung, also auf Schulbildung, da sie essentieller Bestandteil der Arbeit des Vereins Ejo Heza ist. Bildung dient als Schlüssel zu einer gerechteren Zukunft und einer gerechteren Welt. Denn Bildung ist und schafft Wissen. Bildung schafft Kenntnis und Erkenntnis. Und: Bildung macht frei! Gleichzeitig ist der Zugang zu Bildung immer noch sehr exklusiv. Immer wieder gibt es Berichte über den institutionalisierten Rassismus im Bildungssystem – rassifizierte Kinder bekommen seltener eine Empfehlung fürs Gymnasium oder sollen einen „Deutsch als Zweitsprache“-Kurs belegen, weil ihnen zugeschrieben wird, dass sie nicht gut Deutsch sprächen. Auch Armut verbaut systematisch Bildungschancen.

Koloniale Kontinuitäten

Soziale Ungerechtigkeit und Bildung sind also stark miteinander verbunden. Nicht nur hier bei uns im Globalen Norden, sondern auch in den Ländern des Globalen Südens. Dabei dürfen auch koloniale Kontinuitäten nicht unberücksichtigt bleiben. Das bedeutet, dass wir zwar nicht im Zeitalter des Kolonialismus leben, wohl aber mit den Auswirkungen dessen. Das zeigt sich in rassifizierenden Zuschreibungen, in der Verwendung von Sprache und besonders in der Verteilung von Ressourcen, also auch in dem Reichtum des Globalen Nordens, der auf Ausbeutung beruht hat und beruht. Das weiß auch der Verein Ejo Heza. Gerfried Schröder und seine Mitstreiter*innen sammeln Spenden, um Bildung für Schüler*innen in Ruanda zugänglicher zu machen. Eine gute Ausbildung ist Voraussetzung für ein auskömmliches Leben. Doch die Möglichkeit, eine gute Schule zu besuchen, wird vielen jungen Menschen verwehrt – so auch in Ruanda.

Ruanda war von 1884 bis 1916, also mehr als drei Jahrzehnte, ein Teil der deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Nach dem Ersten Weltkrieg 1919 wurde Ruanda belgische Kolonie und nach 1945 UN-Treuhandsgebiet. 1962 erfolgte die Unabhängigkeit. Wir dürfen also soziale Ungleichheit und Armut in Ruanda auch heute nicht losgelöst davon betrachten, dass Deutschland mit seiner Kolonialisierung und Ausbeutung des Landes und der Menschen in direkter Verbindung dazu steht und von der Verantwortung für die Kolonialzeit nicht freigesprochen werden kann.

Ruanda

Ruanda ist mehr als eine ehemalige Kolonie Deutschlands. Um dies zu verdeutlichen, sind hier ein paar Fakten zu Ruanda zu finden:

  • Kennzeichnend für die ruandische Gesellschaft ist die hohe Teilhabe von Frauen an der wirtschaftlichen und politischen Macht
  • Seit 2005 gibt es in Ruanda ein Umweltschutzgesetz
  • In Ruanda besteht Schulpflicht

Für alles nach der Grundschule muss allerdings Schulgeld bezahlt werden und die Schüler*innen müssen eine Schuluniform tragen. Viele Familien können das Geld für Schule und Schulbedarf nicht aufbringen. Besonders betroffen sind Waisen oder Halbwaisen, die von Angehörigen aufgenommen wurden, denen aber die Mittel fehlen, neben dem Unterhalt auch noch für das Schulgeld aufzukommen.

Ejo Heza

Ejo Heza ist ein geflügeltes Wort in Ruanda und bedeutet: „Ein neuer Tag, ein neues Leben“. Für Gerfried Schröder und seine Mitstreiter*innen bedeutet das zunächst „ein neuer Tag, ein neues Projekt“.

Nachdem er mit dem Weltladen Meldorf Geld an zwei Schwestern in Lateinamerika gespendet hat, wurde Gerfried Schröder von Familie Kajuga, die aus Ruanda kommt und in Meldorf gelebt hat, darauf aufmerksam gemacht, dass viele Kinder in Ruanda keine oder nur eine schlechte Ausbildung bekommen. Aus dem Projekt, junge Menschen in Ruanda zu fördern und ihre Ausbildung zu bezahlen, ist 2015 der Verein Ejo Heza geworden, der seit seiner Gründung, also inzwischen seit fast einem Jahrzehnt, auch ein Mitgliedsverein von Bündnis Eine Welt ist.

Ejo Heza wird vor allem von festen Sponsor*innen unterstützt, aber auch auf der Website des Vereins wird um Spenden geworben. Mittels Internetbanking und E-Mail-Kommunikation ist es möglich, zu verfolgen und zu überprüfen, dass das Geld an der richtigen Stelle ankommt. Ein eigenes Konto in Ruanda und die ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder helfen, die Kosten für das Projekt niedriger als fünf Prozent der aufgewendeten Gelder zu halten, damit die finanzielle Unterstützung für Bildungschancen in Ruanda möglichst groß bleibt. Die finanzielle Unterstützung der jungen Menschen in Ruanda bezieht sich dabei nicht nur auf die Schule im eigentlichen Sinne. „Wir finanzieren zum Teil vom Kindergarten bis zur Universität“, sagt Gerfried Schröder, der neben seinem Engagement bei den Mitgliedsvereinen Weltladen Meldorf und Ejo Heza als Gründungsmitglied eine ganz besondere Verbindung zu Bündnis Eine Welt hat. Im Bedarfsfall werden für die geförderten jungen Menschen auch Krankenkassenbeiträge oder Zuzahlungen für medizinische Versorgung übernommen. Zehn bis 15 junge Menschen werden von dem Verein gleichzeitig unterstützt. Wer einen Abschluss hat, macht Platz für die nächste Person, die Unterstützung erhält. Zu Beginn des Projektes hat die Familie Kajuga (wir erinnern uns, dass die auch den Anstoß für das Projekt gegeben hat) sowie deren Freundinnen, Bekannte oder Familienmitglieder bei der Auswahl der Stipendiat*innen unterstützt. Heute übernehmen die ehrenamtlichen Arbeiten vor Ort zwei ehemalige Schülerinnen. In Ruanda ist der Verein Ejo Heza vor allem über Mund-zu-Mund-Propaganda bekannt. Familien, die finanzielle Unterstützung für die Schulbildung ihrer Kinder wollen, wenden sich an die ehemaligen Schülerinnen, die heute die Ansprechpartnerinnen für dortige Familien sind. Über die Bekannten der Familie Kajuga (früher) und über die ehemaligen Schülerinnen kann Kontakt zu den Stipendiat*innen gehalten und deren Bildungsgang begleitet werden.

Auch Gerfried Schröder berichtet davon, dass er einige Male in Ruanda war, um die Schüler*innen und Schulen zu besuchen und kennenzulernen. Seine Ehefrau erinnert sich an ein Schulkind, das unglücklich war und in der Schule Mobbing erfahren hat. Sie berichtet davon, wie sie und ihr Mann das Kind aus der Schule abgeholt und in einer anderen Schule angemeldet haben. Seit Corona ist diese Form der Unterstützung und des Kontakts den beiden Schröders leider nicht mehr möglich. Zu vielen ehemaligen Schüler*innen ist der Kontakt inzwischen abgebrochen, aber von einigen weiß Gerfried Schröder, wie es nach ihrem Abschluss für sie weiterging: Über die Modebranche, Polizei und Lehrkräfte bis zu dem Wunsch, einen eigenen Laden aufzumachen, hat Ejo Heza schon viele Menschen mit verschiedensten Ideen, Wünschen und Zielvorstellungen unterstützt.

Inzwischen ergeben sich neben der fehlenden Möglichkeit zu reisen noch andere Schwierigkeiten: Die Schulen in Ruanda werden teurer, deswegen bekommen weniger Schülerinnen Plätze. Auch das Interesse hat nachgelassen und Gerfried Schröder hat Schwierigkeiten, Spenden zu mobilisieren. Der Verein ist seit der Gründung sehr klein. Gerfried Schröder erzählt, dass es nie mehr als fünf Personen waren. Gerade scheint es für ihn, als würde das Projekt langsam auslaufen, weil er keinen Nachfolger*in hat. Auch wenn das Projekt gehen sollte, die Bildung bleibt.

Diesen Text hat Paulina Schneider auf Grundlage eines Interviews mit Gerfried Schröder geschrieben.


Brücken bauen – 30 Jahre Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein

18,90 

Thema VIII, in Kooperation mit dem Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e. V.. 196 Seiten.

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