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Partnerschaft Aukrug-Sien e. V.

Gemeinsam eine lebenswerte Zukunft in Burkina Faso gestalten

In diesem Jahr feiert das BEI seinen 30. Geburtstag. Ein großes Ereignis – Wir gratulieren aus Aukrug! Und freuen uns, dass zeitgleich auch die Partnerschaft Aukrug-Sien ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

Am 6. und 7. September 1991 besuchte die damalige Botschafterin Burkina Fasos, Madame Sophie Sow, ein Treffen ehemaliger Entwicklungshelfer*innen in Aukrug. An diesem Treffen nahm auch der damalige Bürgermeister Aukrugs, Reimer Reimers, teil. Im Lauf des Treffens regte Sophie Sow an, zwischen ihrer Heimatgemeinde Sien und der Gemeinde Aukrug eine Partnerschaft zu etablieren. Um diesen Wunsch realisieren zu können, wurde zunächst am 03. Februar 1994 von 14 Bürger*innen Aukrugs der Verein „Partnerschaft Aukrug-Sien“ gegründet. Heute hat der Verein fast 100 Mitglieder. Die Gemeinde Aukrug trat dem Verein bei und ist seitdem im Vorstand des Vereins mit jeweils einer/einem Delegierten pro Fraktion – zurzeit vier – stimmberechtigt vertreten.

Schon in den Jahren 1993/94 stellte die Gemeinde insgesamt 7.000 DM bereit, um erste Hilfsprojekte in Sien zu finanzieren. Im Jahr 1995 konnten durch Mitgliedsbeiträge und zahlreiche Spenden 18.100 DM für Projekte zur Verfügung gestellt werden. Dabei handelte es sich um die Unterstützung der Schule in Sien, Kosten für eine erste Staudammplanung, den Bau einer Tierimpfstation, einen Kleinkreditfonds und ein Stofffärbe- und Batik-Projekt.

Bis Ende 1997 besuchten insgesamt dreimal Aukruger Delegationen Sien, um alle Projekte und Hilfsmaßnahmen mit der dörflichen Vereinigung zur Entwicklung Siens (A.D.E.S.I.) abzustimmen und gemeinsam an der Dorfentwicklung zu arbeiten. Selbstverständlich wurden und werden alle Reisekosten der Aukruger Besuche in Sien von den Teilnehmer*innen privat getragen. Aufgrund des so entstandenen Vertrauens wurde von allen Beteiligten beschlossen, zum Jahreswechsel 1997/98 einen offiziellen Freundschafts- und Partnerschaftsvertrag abzuschließen, der vom Aukruger Bürgermeister und vom Vorsitzenden des Vereins Partnerschaft Aukrug-Sien in Aukrug und von offiziellen Vertreter*innen Siens und der Regierung Burkina Fasos in Sien unterschrieben wurde. Acht Aukruger*innen reisten dafür nach Sien. Der Vertrag zwischen den Gemeinden In der Präambel des Vertrages wurden folgende Ziele und Grundsätze definiert: Aktiver Meinungsaustausch und Vermittlung von Informationen Kulturaustausch Zusammenarbeit der Schulen Wirtschaftliche Kontakte Gestaltung und Schutz der Umwelt Ausbau kommunaler Einrichtungen Förderung von Kontakten und Besuchen zwischen Bürgerinnen und Bürgern beider Dörfer Schwerpunkte der Hilfs- und Projektarbeit waren – besonders in den Anfangsjahren – Finanzhilfen zur Lebensmittelversorgung, um Hungersnöte zu vermeiden. Die bauliche Sanierung der Schule und Finanzhilfen für Unterrichts- und Lehrmittel waren und sind ein weiterer Schwerpunkt. Mit großer Unterstützung des Clubs Rotary Neumünster Vicelin wurde besonders die Ausbildung von Jugendlichen und Frauen gefördert sowie Kleinkredit-Fonds für die Dorfbewohner*innen eingerichtet. Auch an allen großen Hilfsmaßnahmen beteiligte sich Rotary Neumünster Vicelin in erheblichem Umfang. Zahlreiche Besuche von Aukruger*innen in Sien und von Gäst*innen aus Sien in Aukrug fanden statt, um die vielen Vorhaben und Projekte zu planen und durchzuführen.

Die größten Projekte

Um die Wasser- und Lebensmittelversorgung zu verbessern, wurde nach drei Jahren Planungszeit von Dezember 2003 bis Ende 2004 der Staudamm für ein Regenwasserrückhaltebecken gebaut – Wasserfläche ca. 30 Hektar. Die Baukosten beliefen sich auf 87.369 Euro, davon 37.500 Euro vom BMZ (Bundesmittel), 7.500 Euro von der Gemeinde Aukrug, 25.900 Euro Mitgliedsbeiträge unseres Vereins plus Spenden; 11.266 Euro Eigenleistung der Gemeinde Sien. Dieses Projekt ist zum Segen für die Bewohner*innen Siens geworden. Ihre Brunnen führen wieder ganzjährig Wasser, (Nutz-)Tiere, auch die der Nachbargemeinden, können getränkt werden und Obst- und Gemüseanbau wurden erstmalig möglich. Ein zweites großes Projekt war die Erweiterung der Schule um drei Klassenräume und der Bau von drei weiteren Lehrkräftewohnungen, um die Unterrichtsversorgung zu verbessern. Bis dahin mussten jeweils zwei Jahrgänge der Grundschule gemeinsam unterrichtet werden, mit bis zu hundert Kindern in einem Klassenraum und insgesamt nur drei Lehrkräften. Dieses Projekt mit Gesamtkosten von 69.338 Euro wurde 2008/09 fertiggestellt – wieder mit erheblichen Mitteln des BMZ (49.000 Euro), 7.500 Euro übernahm die Gemeinde Aukrug, 13.434 Euro brachten unser Verein und das Dorf Sien auf. Drei weitere Lehrkräfte wurden vom Staat eingestellt. Die Erweiterung der Schule hat den Unterrichtserfolg der Schüler*innen wesentlich verbessert, sodass auch die Zahl der Kinder, die nach sechs Jahren Grundschule die Mittelschule besuchen können, stark angestiegen ist.

Das Gebäude der Geburtsstation in Sien vor der Einweihungszeremonie im August 2016.

Das jüngste, größte Projekt, der Bau einer Kranken- und Geburtsstation, wurde von 2015 bis 2016 durchgeführt und im Beisein von fünf Aukruger*innen feierlich eingeweiht. Danach fand noch eine Erweiterung statt, damit die Station den staatlichen Ansprüchen gerecht wird. Die Einrichtung besteht heute aus drei Gebäuden (Geburtsstation, Krankenstation und Apotheke) sowie drei Häusern für die Hebamme und die Krankenschwestern, den Sanitäreinrichtungen, einem Brunnen und einer Umfassungs-/Schutzmauer rund um den Gebäudekomplex. Damit konnte die medizinische Versorgung der Einwohner*innen Siens und der benachbarten Dörfer maßgeblich verbessert werden.

Der Stand heute

Neben diesen großen Projekten zur Verbesserung der dörflichen Infrastruktur wurden aber auch die Bäuerinnen und Viehzüchterinnen des Dorfes durch Finanzhilfen erheblich gefördert. Das betraf den Ackerbau (Kredite für Geräte und Zugtiere) und die Rinder-, Schaf- und Geflügelzucht. Auch die Bienenhaltung wurde möglich gemacht.

Obwohl bereits viel geleistet wurde, um in partnerschaftlicher Zusammenarbeit die Lebensverhältnisse in Sien zu verbessern, bleibt auch in der Zukunft noch viel zu tun. Das betrifft vor allem die Förderung der jungen Menschen in Sien, um ihnen eine gute Ausbildung zu ermöglichen, damit sie in diesem Land eine Perspektive für ihre Zukunft sehen.

Unsere Partner*innen in Sien mit dem jungen A.D.E.S.I. Vorsitzenden Victorien Ky haben auf ihrer Jahreshauptversammlung eine Liste von insgesamt 21 „To-Do-Punkten“ aufgestellt, die das Dorf bearbeiten will, praktisch ein kurz- bis langfristiges Dorfentwicklungsprogramm – Kommunalpolitik pur. Vieles können unsere Partner*innen in Sien aus eigener Kraft und mit eigenen Mitteln umsetzen. Dort, wo sie unsere Zusammenarbeit wünschen, sind wir jederzeit bereit, sie zu unterstützen. Es gibt also gute Gründe für die Partnerschaft – auch im Zeichen der 30-Jahrfeier unserer Dachorganisation BEI. Wir freuen uns darauf, auch weiterhin Projekte in Sien zu planen und durchzuführen.

Reimer Reimers


Brücken bauen – 30 Jahre Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein

18,90 

Thema VIII, in Kooperation mit dem Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e. V.. 196 Seiten.

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