Die Museen in Husum und Niebüll

Kulturgeschichte und bildende Kunst. In den Museen in Husum und Niebüll lässt sich die nordfriesische Kulturlandschaft gestern und heute erleben. Rolf Peter Carl stellt sie vor.

Was verbindet den im amerikanischen Diamantenhandel reich gewordenen nordfriesischen Auswanderer Ludwig Nissen (1855 – 1924) mit dem im Nationalsozialismus als ‚entartet‘ diffamierten bildenden Künstler Richard Haizmann (1895 – 1963)? Auf den ersten Blick nichts, aber sie sind beide Namengeber eines Museums und ‚ihre‘ Museen – das Nissenhaus in Husum und das Richard-Haizmann-Museum in Niebüll werden – zusammen mit zwei weiteren – von demselben Kunsthistoriker geleitet, von Dr. Uwe Haupenthal.

Ludwig Nissen – Auswanderer und Stifter

Ludwig Nissen, gebürtiger Husumer, wanderte als Sechzehnjähriger in die USA aus, schlug sich dort zunächst mühsam genug durch, schaffte dann aber den Aufstieg, von dem jeder Auswanderer träumte und erwarb ein beträchtliches Vermögen.

1921 kehrte er erstmals zu einem Besuch in seine Heimatstadt zurück und verfügte die Gründung einer Stiftung. Ein aus seinem Vermögen zu errichtendes „Volkshaus“ mit Bibliothek, Kunstgalerie und einem Museum sollte „die Besonderheiten der nordfriesischen Landschaft und Kultur erforschen und Einheimischen wie Gästen anschaulich darbieten“.

Nissen starb 1924 in Brooklyn/N.Y.; neun Jahre später wurde der Grundstein für den Bau des Nordfriesischen Museums / Nissenhauses gelegt und 1937 fand die Eröffnung statt. Der repräsentative Bau mit seiner dreigeteilten Giebelfassade, der breiten Freitreppe und dem mächtigen Portal – und mehr noch der erste Museumsführer von 1936 – kann seine Entstehungszeit nicht verleugnen. Man betritt einen „Musentempel“, dessen schiere Dimensionen und die feierlich-strenge Anmutung des Eingangsbereichs den Besucher beeindrucken, aber auch klein machen. Das gilt insbesondere für die Ehrenhalle, eine Rotunde mit einer Bronzeplatte zum Gedenken an den Stifter in der Mitte.

Die Rotunde im Nissenhaus, in der Mitte eine Bronzeplatte zum Gedenken an den Stifter Ludwig Nissen

Ein Rundgang durch das Nissenhaus

Die Gestaltung der großzügigen Ausstellungsräume auf drei Ebenen spricht dann allerdings eine ganz andere Sprache. Klar gegliedert und jeweils mit zweisprachigen Infotafeln in den Themenbereich einführend, bietet das Nissenhaus – dem Willen des Stifters entsprechend – in der Tat ein umfassendes Bild der Geschichte, Landschaft und Kultur Nordfrieslands.

Eine Raumfolge im Obergeschoss ist dem Namensgeber vorbehalten. Eine kleine Dauerausstellung präsentiert seine tabellarische Biografie auf Deutsch und Englisch, großformatige Porträts von ihm und seiner Frau und einige 3 D-Objekte, so einen schrankgroßen Auswandererkoffer.

Aus der von ihm zusammengetragenen Kunstsammlung stammen Gemälde und Bronzeskulpturen, darunter als Blickfang ein halbkreisförmiges Triptychon, das einen Indianerhäuptling zeigt („Roter Adler“). Nissen hatte auch aus Weimar eine völkerkundliche Sammlung erworben, von der sich über hundert Einzelstücke – allerdings ohne erkennbaren Bezug zu seinem Leben oder eigenen Erlebnissen und ohne inneren Zusammenhang – erhalten haben, darunter eine Samurairüstung, eine chinesische Drachenfigur, verschiedene japanische und persische Waffen, Musikinstrumente und Tonköpfe. Nissen war ganz offensichtlich kein systematischer, gar wissenschaftlich interessierter Sammler, sondern ließ sich vom
visuellen Reiz des einzelnen Objekts leiten.

Alle übrigen Bereiche der ständigen Ausstellung beschäftigen sich mit der Kulturlandschaft Nordfriesland. Im Obergeschoss wird die Welt der Halligen früher und heute vor Augen geführt, mit Fotos, Gemälden, Modellen und kleinen szenischen Installationen. Das ist zugleich das didaktische Prinzip der anderen Ausstellungsbereiche: möglichst viel die Fantasie anregendes Anschauungsmaterial, wenige, aber nützliche und gut lesbare Texttafeln, keine Vitrinen voller Flachware.

Die Giebelfiguren des Nissenhauses

Ein großer Raum im Erdgeschoss ist dem für die Westküste zentralen Thema Deichbau, Landgewinnung und Küstenschutz gewidmet. Mit Gemälden, Fotos, Messgeräten, Modellen und Rekonstruktionen originaler Schutzvorrichtungen wird der jahrhundertelange Kampf mit dem Meer illustriert. Ins Auge fallen insbesondere das Relikt eines Stackdeichs, eine Sandsackbarriere vor dem ständig ablaufenden Dokumentarfilm zu der verheerenden Sturmflut von 1962 und daneben die schematische Wetterkarte der Nacht vom 16. auf den 17. Februar, verschiedene Deichprofile und das Modell eines Schöpfwerks.

Am Ende des langgestreckten Raums zieht eine erst vor kurzem erworbene Installation des Kiel-Berliner Sammlers und Objektkünstlers Raffael Rheinsberg die Blicke auf sich. In einem ca. 3 x 3 x 2.5 m – Geviert aus Stahlregalen hat er 1176 Bohrproben aus der Bauzeit des Eidersperrwerks vor Wesselburen in Einweckgläsern neben- und untereinander aufgereiht. „Die Dinge der endlichen Ewigkeit“, nennt er dieses für ihn typische Arrangement gleichförmiger und scheinbar nutzloser Objekte („Abfall“), die erst dadurch ‚wirken‘, dass er sie sammelt, schematisch-ordentlich anordnet und damit der Reflexion des Betrachters aussetzt.

In der Abteilung „Nordfriesische Wohnkultur“, die sich im Erdgeschoss seitlich anschließt, werden Modelle von Wohnhäusern und Mühlen gezeigt, dazu wiederum Gemälde und Möbel, darunter ein Emblemschrank und eine Bauerntruhe, außerdem Trachten und eine Wand aus friesischen Fliesen. Die rekonstruierte Wohnstube eines Friesenhauses von der Insel Föhr vermittelt mit Ofen, Geschirrschrank, Alkoven und Kinderbett einen realistischen Eindruck von den beengten, ärmlichen (und dunklen!) Lebensbedingungen auf dem Lande vor der Zeit der Industrialisierung.

Beginnt man seinen Rundgang im Nissenhaus im Erdgeschoss, so stößt man gleich hinter dem Entree auf einen separaten, auch in der Ausstellungsarchitektur deutlich abgesetzten Parcours zum Thema „Rungholt“. An die in der großen „Mandränke“ von 1362 untergegangene Handelsmetropole erinnern Fundstücke von Ackerbau und Viehzucht und aus dem alltäglichen Leben in Rungholt, auch Waffen, Karten, Fotos und ein informativer Film. Hier sind die Objekte allerdings nicht ‚umgehbar‘, sondern allein durch Gucklöcher in Schaukästen zu betrachten. Das Schicksal des Kirchspiels und dessen genaue Lokalisierung auf der ehemaligen großen Insel Strand (von der heute nur noch Teile – Nordstrand, Pellworm und Nordstrandischmoor – erhalten sind) beschäftigt nach wie vor die Forschung (und auch die Fantasie der Nichtwissenschaftler).

Kein Wunder, dass die Museumsleitung für dieses Alleinstellungsmerkmal des NordseeMuseums demnächst eine umfassende Sonderausstellung auf dem gegenwärtigen Stand der Erkenntnisse plant. Im Untergeschoss verdient neben der Sektion zur Stadtgeschichte (mit einer kleinen Dauerausstellung „Husum in der frühen Fotografie“) der große Bereich „Naturkunde“ / „Nationalpark Wattenmeer“ Beachtung, mit einer Vielzahl von Tierpräparaten (Seeadler, Silbermöwe und diverse Wat- und Strandvögel, deren Stimmen über eine Hörbox veriiziert werden können. Unbedingt sehenswert ist schließlich auch die Präsentation von Skulpturen des Husumer Bildhauers Adolf Brütt (1855 – 1939), von dem auch der „Schwertmann“ auf dem Kieler Rathausplatz und das Reiterstandbild Wilhelms I. im Schlossgarten stammen. Neun kleinere Bronzen und zwei größere Muschelkalkplastiken sind auf Sockeln kreisförmig in der Rotunde angeordnet, einige weitere finden sich im Vorraum zum hinteren Treppenaufgang.

Das NordseeMuseum ist ein kulturgeschichtliches, kein eigentliches Kunstmuseum. Neben den Bereichen der Dauerausstellung steht im Obergeschoss aber auch ein großer Raum für Sonderausstellungen zur Verfügung, der unterschiedlich genutzt wird. Gelegentlich rückt dort ein spezieller Aspekt aus dem kulturgeschichtlichen Themenbereich in den Fokus (die Flutkatastrophe von 1634, das Thema Übersee-Auswanderer aus Schleswig-Holstein oder der Tine-Brunnen in Husum), häufiger aber werden Künstlerinnen und Künstler aus der Region in einer Einzelausstellung gewürdigt, darunter zu Unrecht fast in Vergessenheit geratene wie Hans Nicolai Sunde (1823 – 1864), Jacob Alberts (1860 – 1941) und Hans Ralfs(1883 – 1945).

Parallel zu der zum zehnten Mal abgehaltenen Messe „Husumwind“ fand 2007 die „HUSUMwindART I“ statt: fünf Künstlerinnen und Künstler ‚antworteten‘ auf ihre Weise – mit Fotografien, Installationen und Performances – auf die in der Industrieschau präsentierten wirtschaftlich-technischen Innovationen. Und das NordseeMuseum dokumentierte das gesamte Projekt in einem Katalog.

Die aktuelle Sonderausstellung (noch bis November 2015) unter dem Titel „Von der Republik zur Republik“ zeigt „Husum in der Fotografie zwischen 1920 und 1970“. Über 100 Fotos, teils von professionellen Bildjournalisten, teils aus dem Privatbesitz von Amateuren, illustrieren die Entwicklung der Stadt und des Hafens von der Weimarer Republik bis zur Bildung des neuen Kreises Nordfriesland. Eine Chronik der Ereignisse, ein Begleitfilm und fünf schriftliche Beiträge für den Ausstellungskatalog dienen der Einordnung der Bilder in den zeitgeschichtlichen Kontext. Auffallend ist die – wohl nicht nur der Auswahl der gezeigten Fotos geschuldete – große Zahl (para-)militärischer Paraden und Aufmärsche – vom „Jungdeutschen Orden“ (!) über den „Stahlhelm“, die SA und SS bis zur Reichswehr und zur Bundeswehr; sie dürfte ebenso zur Relexion anregen wie die Aufnahmen vom Abschuss eines englischen Flugzeugs, von Flüchtlingstrecks und –lagern oder von der Sturmlut 1962.

Das „Schloss vor Husum“

Träger des NordseeMuseums ist der „Zweckverband Museumsverbund Nordfriesland“, gebildet aus dem Kreis Nordfriesland, der Stadt Husum und der Nissenstiftung. Er unterhält neben diesem Haus auch das „Schloss vor Husum“, das als ehemals landesherrliche Residenz selbst ein museales Denkmal ist, in seiner Dachgalerie jedoch auch Raum für wechselnde Kunstausstellungen bietet und im übrigen für vielfältige Veranstaltungen genutzt wird. Das Schloss – ursprünglich außerhalb der Stadtgrenzen gelegen, daher der Name – wurde unter dem Gottorfer Herzog Adolf (1526 – 1586) in den Jahren 1577 – 1583 im Stil der niederländischen Renaissance erbaut, diente ihm aber nur für relativ kurze Zeit als Nebenresidenz und wurde dann zum Witwensitz der Herzoginnen Augusta (1580 – 1639), einer Schwiegertochter Herzog Adolfs, und Maria Elisabeth (1610 – 1684), deren Schwiegertochter.

Von der ehemals reichen Ausstattung der Repräsentationsräume des Schlosses haben sich nur wenige wertvolle Stücke erhalten, darunter Möbel und acht Bilder aus der einst berühmten Gemäldegalerie, vor allem aber sieben reich verzierte Kamine mit Alabaster- bzw. Sandsteinreliefs, auf denen Szenen aus der griechisch-römischen Mythologie und dem Alten Testament dargestellt sind. Als die bedeutendsten gelten der „Sagenkamin“ im Obergeschoss des Südflügels, der „Todeskampkamin“ im Rittersaal (eine Kopie des in Berlin befindlichen Originals) und der „Augustakamin“ im Erdgeschoss. Dem Besucher erschließt sich das Schloss am besten auf einem Rundgang über die Raumfolge des Hofprotokolls: über den Ehrenhof durch das Vestibül die Paradetreppe hinauf und durch den Rittersaal ins ehemalige „Audientz-Gemach“. Dahinter folgen – südlich und nördlich anschließend – die eher privaten Räume.

In drei Räumen des Erdgeschosses werden in einer Dauerausstellung Möbel und Bilder aus dem 19. und frühen 20. Jhs. gezeigt, die nicht zur Ausstattung des Schlosses gehören, sondern überwiegend aus der Sammlung Ludwig Nissens stammen. Vertreten sind dänische und norddeutsche Maler wie Louis Gurlitt, Carl Ludwig Jessen und Richard von Hagn sowie – auch hier – der Husumer Bildhauer Adolf Brütt mit einer Reihe von Skulpturen. Für wechselnde Ausstellungen zur Kunst des 20. und 21. Jhs. steht die Dachgalerie zur Verfügung und damit ein weiteres ‚Standbein‘ für die Ausstellungsplanung des Husumer Museumsverbundes. In den letzten Jahren wurden hier u.a. Julia Bornefeld mit großformatigen Installationen, Ekkehard Thieme mit frühen Radierungen, Peter Kuckei mit Malerei und Grafik und Hans Jaenisch (†) mit Zeichnungen, Gouachen und Plastiken vorgestellt. Für das laufende Jahr stehen Holzschnitte von Martina Geist, Grafik von Käthe Kollwitz und Plastik und Grafik von Franz Bernhard auf dem Programm. Außerdem werden Bilder aus den magazinierten Beständen des Nissenhauses präsentiert.

Das „Ostenfelder Bauernhaus“

Das dritte Haus im Verbund der Husumer Museen ist das Ostenfelder Bauernhaus, ein sog. niederdeutsches Fachhallenhaus, das von seinem ursprünglichen Standort fünfzehn Kilometer weiter weg 1899 an den westlichen Stadtrand von Husum transloziert und damit zum ersten Freilichtmuseum in Deutschland wurde. In seinem Kern ist es über 400 Jahre alt und wies zunächst nur eine Diele („Loo“), zwei Wohnabseiten („Siddels“), die Herdstelle (ohne Schornstein!) und zwei Stallabseiten auf. Später – im 17. und 18. Jh. – kamen ein holzvertäfelter Festraum („Pesel“) und ein Altenteil mit zwei Alkoven hinter einer geschnitzten Wand hinzu.

Das Ostenfelder Bauernhaus kann wieder besichtigt werden und vermittelt mit seinem historischen Mobiliar und den im Haus und für die Feldarbeit benötigten Gerätschaften einen lebendigen Eindruck von der zeitgenössischen bäuerlichen Lebenswelt der Region.

Das „Richard-Haizmann-Museum“

Der Geschäftsführer des „Zweckverbands Museumsverbund Nordfriesland“, Dr. Uwe Haupenthal, ist in Personalunion auch Direktor des Richard-Haizmann-Museums in Niebüll. Dessen Namensgeber stammt nicht aus der Region, lebte hier aber von 1934 bis zu seinem Tod 1963. Haizmann kam über den Kunsthandel zu eigenkünstlerischer Aktivität und entwickelte sich zu einem eigenwilligen, tief religiösen und anthroposophisch beeinlussten bildenden Künstler, der – gefördert von Max Sauerlandt, dem Direktor des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe – mit Ausstellungen u.a. in Hamburg, Berlin und Dresden durchaus erfolgreich war. Seine stark abstrahierten, oft auf Grundformen reduzierten Plastiken, Holzschnitte, Zeichnungen und Gemälde, in denen Tierfiguren und biblische Motive dominieren, wurden nach 1933 als ‚entartet‘ diffamiert und zum Teil zerstört, einzelne Werke in der berüchtigten Münchner Ausstellung 1937 demonstrativ vorgeführt.

Der Künstler verlor damit nicht nur Ausstellungsmöglichkeiten und zwischenmenschliche Kontakte. Er geriet in wirtschaftliche Not und nahm auch deshalb das Angebot eines befreundeten Ehepaars gern an, sich mit ihm in die Provinz, nach Niebüll, zurückzuziehen. Haizmann lebte dort praktisch in innerer Emigration, fand auch nach 1945 keinen rechten Anschluss an den Kunstbetrieb in Deutschland mehr und blieb Einzelgänger. Nach seinem Tod 1963 dauerte es noch etliche Jahre, bis es im Dezember 1980 zur Gründung der Richard-Haizmann-Stiftung kam.

Der Kreis Nordfriesland und die Stadt Niebüll erwarben den künstlerischen Nachlass (etwa 70 Gemälde, 120 plastische Werke und annähernd 2000 Arbeiten auf Papier) gegen eine Leibrente für die Witwe. Zum Domizil des neuen Museums wurde das alte Rathaus, ein repräsentativer Bau aus den zwanziger Jahren, der funktionsgerecht umgebaut und 1986 als „Richard-Haizmann-Museum / Museum für moderne Kunst“ eingeweiht wurde. Es dient – dem Willen der Stifter entsprechend – der ständigen Präsentation der plastischen und bildnerischen Werke Haizmanns, hat aber – im Erdgeschoss – auch Raum für Sonderausstellungen anderer Künstler. In sieben Räumen des Obergeschosses und im Treppenhaus werden etwa 30 Skulpturen des Namensgebers (Bronze, Steinzeug, Holz und Anthrazitkohle) und 40 malerische Arbeiten (Öl, Kohle, Kreide, Tusche, Gouachen und Aquarelle) gezeigt.

Jedes Werk hat so viel Raum um sich, dass es angemessen zur Geltung kommt – etwa ein Christuskopf und ein „Schutzengel“ (beides Holzschnitte), eine „Schmerzensmadonna“ (Bronze), die „Morgenrötliche Erhebung“ (Neusilber) oder die „Heiligen Drei Könige“ (Bronze).

Sonderausstellungen im Erdgeschoss waren in den letzten Jahren u.a. Peter Nagel, Ulrich Behl, Regine Bonke, Günter Zachariasen und Arvid Gutschow gewidmet. Was in der aktuellen Ausstellung des Nissenhauses („Husum in der Fotografie“) nur einen Teilbereich ausmachen konnte, war das Gesamtthema der Frühjahresexposition 2015 hier: „Niebüll in der Zeit des Nationalsozialismus“. Anhand von Fotos, Dokumenten und Objekten wird in sieben Räumen ein umfassendes Bild vom Leben in einer Kleinstadt in der Nazizeit vermittelt – auch hier mit Aufmärschen der SA, des Reichsarbeitsdiensts und der Wehrmacht, Auftritten hoher Parteifunktionäre, Bildern von HJ-[„Hitlerjugend“], „ Pimpfen“- die Mitglieder des „Deutschen Jungvolks“ vor dem Eintritt in die HJ und BDM-[„Bund Deutscher Mädel“]Lagern, vom Heldengedenktag und Umzügen zum Erntedankfest. Objekte wie Soldbuch und Tornister, Ahnenpass und Orden, Kriegsspiele oder ein Offizierssäbel mit Portepee und Dolch ergänzen die Schau. Betroffen machen nicht zuletzt ein Foto zur Vereidigung des „Volkssturms“ im November 1944 (!) mit den 16 – 60-Jährigen als letztem Aufgebot und die auf Tafeln aufgezogenen Einträge aus dem Poesiealbum einer Konfirmandin von 1940. Da werden dem Mädchen Sprüche fürs Leben mitgegeben wie „Die Welt ist nicht da für feige Völker“ / A. Hitler oder „Wir wollen dem Führer danken tagaus, tagein durch unsere Haltung, durch unser Handeln, durch unsere Arbeit“ (Rud. Heß).

Zu dieser Ausstellung ist unter gleichem Titel eine umfangreiche Dokumentation in Auszügen aus Zeitungsartikeln von 1930 bis 1945 erschienen. Noch am 1. Mai – nach der Kapitulation (!) – meldet die „Südtondernsche Zeitung“: „Die letzten Stunden des großen Waffenganges. Noch starke bolschewistische Angriffe in Mähren und in der Lausitz abgewiesen …“.

Vier Häuser in zwei Städten – in Husum und Niebüll findet garantiert jede/r etwas, was gerade sie/ihn interessiert. Ein Tagesbesuch lohnt sich! //

Rolf-Peter Carl