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Deutsch-Ghanaischer Entwicklungshilfeverein e. V.

Bildungsangebote und Verständigung

Der Deutsch-Ghanaische Entwicklungshilfeverein ist eine private Initiative von in Kiel lebenden Menschen aus Ländern Afrikas und Deutschland. Ziel ist es einerseits, mit Hilfe zur Selbsthilfe die Lebensumstände im ländlichen Bereich Ghanas langfristig zu verbessern. Ein Kernthema des Vereins ist die Schaffung von Bildungsangeboten in dörflichen Strukturen des Großraum Accra. Ein weiteres Anliegen ist das Zusammenbringen verschiedener Kulturen mit dem Ziel Verständnis füreinander zu entwickeln und die Integration von Menschen aus verschiedenen Ländern Afrikas in Kiel zu fördern.

Die Geschichte des Deutsch-Ghanaischen Entwicklungshilfevereins e.V. ist ähnlich lang wie die des BEI.
Eigentlich fing alles schon viel früher an, aber eben noch nicht als Verein: Als Rose nach Kiel kam, stellte sie fest, dass die hier lebenden Afrikaner*innen nur selten in ihre Heimat fliegen können. Den meisten fehlt das Geld dafür, weil sie in schlecht bezahlten Jobs arbeiten. Da musste Rose an Susu denken: Susu sind Gemeinschaften in Ghana, die sich gegenseitig unterstützen. Mit diesem Gedanken im Kopf gründete sie eine Susu Gemeinschaft in Kiel. Die Kieler Gemeinschaft unterstützt sich gegenseitig, indem jeden Monat ein fester Betrag eingezahlt. Einmal im Jahr erhält jedes Mitglied den gesamten Betrag – die Reihenfolge der Mitglieder zur Auszahlung ist vorher festgelegt. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass genügend Geld für den Besuch in der Heimat zur Verfügung steht. Der Verein entwickelte sich weiter und wurde mehr als ein reiner Sparclub. Am 29. Juni 1993 wurde offiziell der Ga-Adanme Kulturverein e.V. gegründet und wenig später am 14. September unter der Nr. 3626 in das Vereinsregister eingetragen. Die Gründungsmitglieder waren alle aus dem Großraum Accra, in dem die Ga-Adanme zu Hause sind. Heute ist das einzige noch aktive Gründungsmitglied des Vereins Rose. Visionen und Ideen Mit der Gründung des Vereins bündelten sich die Visionen und Ideen. Eine davon war die Vorstellung einer Afrikanischen Union mit den in Kiel vertretenen Vereinen und Gruppen. Letztlich scheiterte die Gründung immer daran, dass die gemeinsamen Interessen hinter den eigenen Interessen zurücktreten mussten. Doch es gab genug andere Ideen zu verwirklichen: So war Rose auch an der Gründung des Ausländerbeirats beteiligt. Hier wurde die Chance vertan, direkten Einfluss auf die Kieler Ratsversammlung zu nehmen. Stattdessen wurde das auch heute noch aktive Forum für Migrant*innen gegründet, das beratende Funktionen hat.

Mit der Leiterin des Ausländerreferats der Stadt Kiel (heute Referat für Migration), Frau Rothenburg-Untz, wurden zahlreiche Aktivitäten verabredet. Aktionen wie das Straßenfest in der Holtenauer Straße fallen in diese Zeit. Dafür wurde extra die Band Dekawowo gegründet. Seit in Kiel die Interkulturellen Wochen begangen werden, ist der Verein immer gerne dabei und richtet auch den Afrika-Tag aus.

Ga-Adanme Kulturverein wird zum Deutsch-Ghanaischen Entwicklungshilfeverein

1995, zwei Jahre nach Gründung, wurde der Verein auf Anraten von Wilfried Saust umbenannt in Deutsch-Ghanaischer Entwicklungshilfeverein e.V. und als Mitglied in den Arbeitskreis Kieler Auslandsvereine (AKA) aufgenommen. Das jährliche AKA-Fest ist natürlich Pflichtprogramm. Zuerst die Butterfahrten, später die Festtage im Innenhof des neuen Rathauses und jetzt am Bootshafen.

Auch zum neu gegründeten Bündnis Entwicklungspolitischer Initiativen in Schleswig-Holstein (BEI) wurde Kontakt aufgenommen. Die Anfänge des BEI waren noch sehr bescheiden: Eine Zwei-Zimmer-Wohnung- Martin und Olaf teilten sich einen vollgestopften Büroraum. Unsere Ansprechpartner*innen waren Andrea, Daike Pahl, Heike Hackmann und im Laufe der Jahre viele andere mehr. Wir beantragten die Mitgliedschaft im BEI und am 28.08.1997 erhielten wir die Nachricht, dass wir als Mitglied im BEI aufgenommen wurden. 2002 taucht das BEI das erste Mal als Mitveranstalter des Deutsch-Ghanaischen Entwicklungshilfevereins bei einem Afrika-Tag auf – heute ist es umgekehrt. Das Afrikanische Zentrum Von 1997 bis 2002 haben wir in der ehemaligen Fröbelschule Räume von der Stadt Kiel gemietet und darin das „Afrikanische Zentrum“ betrieben. Als gemeinnütziger Verein mussten wir nur die Nebenkosten zahlen. Es war viel Arbeit, die nötigen Anträge auf Mietbefreiung zu stellen, Fördergelder zu beantragen und Programme für die Nutzung der Räume zu entwickeln. Wir haben eine kleine Bibliothek mit afrikanischer Literatur eingerichtet, afrikanische Filme gezeigt, Veranstaltungen wie unser Schüler*innenprojekt „What do you know about Africa“ durchgeführt und mit einer afrikanischen Gemeinde Gebetsstunden und Gottesdienste gehalten.

Als wir Mitte 2001 die Nebenkostenabrechnung erhielten, traf uns der Schlag: Ohne Ankündigung hatten sich die Kosten fast verdoppelt. Es war für uns unmöglich, genügend Einnahmen zu generieren, sodass wir das Afrikanische Zentrum aufgeben mussten.

Projekte in Ghana

2008 wurden die Weichen gestellt für unser größtes Projekt in Ghana. Auf einer Veranstaltung in Neumünster lernten sich Rose und Dr. Irina Kausch von der GTZ (heute: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)) kennen und eine Zusammenarbeit für ein Pilotprojekt entstand.

^Die Bridge School in Teshie.

Gleichzeitig wollten die Mitarbeiter*innen der Brücke Rendsburg/Eckernförde ein nachhaltiges Hilfsprojekt starten, wussten aber nicht wie und haben sich an das BEI gewandt. Ulrike Neu wusste Rat: „Wir haben da einen Mitgliedsverein aus Ghana…“. So entstand das Projekt Kindergarten in Teshie/Ghana. Von April 2009 bis Januar 2016 war Rose die meiste Zeit in Ghana und hat den Bau des Kindergartens und später der Schule geleitet, kaufte Material ein und beauftragte Handwerker*innen.

Im Oktober 2009 wurde der Kindergarten in Betrieb genommen. Angefangen haben wir mit sechs Kindern und zwei Erzieherinnen. Ein Jahr später waren es schon 32 Kinder und zusammen mit den Freiwilligen und Praktikant*innen wurde ein Erziehungskonzept für den Kindergarten erarbeitet. Kaum lief der Kindergarten einigermaßen problemlos, kamen schon neue Aufgaben auf uns zu. Die Eltern fragten, wo ihre Kinder nach dem Kindergarten zur Schule gehen sollten. Also haben wir erst einmal eine provisorische Grundschulklasse eingerichtet, Baupläne und Kostenaufstellung angefordert, Spendenaktionen gestartet, einen Finanzierungsplan erstellt und Förderanträge gestellt. Im Frühjahr 2013 wurde die erste Erweiterung zur Grundschule fertig. Mit der zweiten Erweiterungsstufe haben wir in 2015 begonnen. Die zusätzlichen Klassenräume für die Hauptschule wurden zu Beginn des Schuljahres 2015/2016 fertiggestellt. Drei Jahrgänge haben bis jetzt den Schulabschluss gemacht – alle mit guten Ergebnissen! Wir behalten „unsere“ Kinder weiter im Auge und helfen – wenn nötig – auch beim Besuch der Senior-High-School oder einer Berufsausbildung. Inzwischen trägt und organisiert sich die Schule weitgehend selbst, für Investitionen wird aber immer noch die Hilfe des Vereins benötigt. Eine große Unterstützung sind auch Patenschaften für bedürftige Kinder, da Armut und soziale Ungleichheit zentrale Risikofaktoren für eine gelungene Bildungsbiographie darstellen. Es zeigt sich immer wieder, dass die Intelligenz und der Fleiß der Kinder nicht mit dem Einkommen der Eltern zusammenhängen. Es gibt Pläne für den Ausbau einer Berufsbildenden Schule, denn nicht alle können die Senior-High-School besuchen und brauchen eine berufliche Perspektive. Wie unser Haus zum Mädchenhaus wurde Wir haben immer wieder Kinder und Jugendliche in unser Haus aufgenommen, die Unterstützung brauchten. Das Motto ist: Help a child to save a nation. Einige bleiben nur kurze Zeit, bis die Probleme gelöst sind, andere sind für Jahre in unsere Familie integriert. Im März 2022 kam eine Polizistin auf Rose zu mit der Bitte, eine Gruppe von Mädchen in ihrem Haus aufzunehmen. So zogen neun Mädchen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren in unser Haus. Die Mädchen hatten alle nur einen Spitznamen, die richtigen Namen waren nicht bekannt und gültige Papiere hatte keine von ihnen. Seitdem werden in mühsamer Kleinarbeit Geburtsurkunden angefordert, Schulbesuche rekonstruiert und Zeugnisse gesucht. Um das Leben in geordnete Bahnen zu lenken, wurden Schulen gesucht, damit sie einen Abschluss machen können. Einige haben auch eine Berufsausbildung angefangen. Was aber alle Mädchen gemeinsam haben, ist ihre Liebe zum Fußball. So wurde extra ein Fußballverein gegründet und jeden Tag nach der Schule geht es zum Training. Und am Wochenende gibt es immer ein Spiel oder ein Turnier gegen andere Mädchenteams. Heute, im Jahr 2024, zeigt sich die große Veränderung, die die Mädchen durchgemacht haben. Neben den Spitznamen werden jetzt auch die richtigen Namen benutzt. Die Mädchen sind selbstbewusster und offener geworden. Eines der Mädchen hat die High-School mit Auszeichnung bestanden! Ein Studium wäre damit möglich. Die Berufswünsche bleiben aber praktisch: Eine Laufbahn bei der Polizei oder Feuerwehr, die haben nämlich auch eine Frauenfußballmannschaft.

Kluge Köpfe – Bildungspreis für junge Menschen mit afrikanischer Herkunftsgeschichte

Die Initiative Kluge Köpfe besteht aus einer Gruppe von Menschen mit Migrationsgeschichte aus verschiedenen afrikanischen Staaten und hat das Projekt Bildungspreis für junge Menschen mit afrikanischer Herkunftsgeschichte in Schleswig-Holstein gestartet. Das Ziel des Projekts ist es, ein Bewusstsein für die Bedeutung der Bildung für die soziale und berufliche Integration in Deutschland zu schaffen und damit auch die schulischen und beruflichen Leistungen von Jugendlichen afrikanischer Herkunft zu stärken. Neben den Jugendlichen ist die Initiative auch unterstützend für die Eltern da. Die Initiative sieht ihre Aufgabe darin, über das deutsche Bildungssystem aufzuklären – inklusive Vorurteile und Chancen – und Themen verständlich zu vermitteln. Unser Vorteil ist, dass sich die Initiative aus Menschen mit Herkunft aus verschiedenen afrikanischen Staaten zusammensetzt, sodass die Chance groß ist, die Eltern in ihrer vertrauten Sprache ansprechen zu können. Im Jahr 2019 fand die erste Veranstaltung in Kiel statt. Fünf junge Menschen mit afrikanischer Migrationsgeschichte wurden für ihre Leistungen in Schule und Ausbildung geehrt. Ein Jahr später, im Jahr 2020, musste der Bildungspreis wegen der Corona-Pandemie ausfallen und die Veranstaltung 2021 musste unter pandemiebedingten Einschränkungen stattfinden. Die Verleihung des Bildungspreises 2023 hat am 30.09.2023 im musiculum in Kiel stattgefunden. Die Preisträger*innen weisen übereinstimmend darauf hin, dass es für sie sehr wichtig ist, dass ihre Leistung anerkannt wird. Auf dem Weg zu ihren Zielen haben sie immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen. Auch ist es noch keine Selbstverständlichkeit, als junger Mensch mit afrikanischer Herkunftsgeschichte jeden Beruf ergreifen zu können. Dabei kommt es gar nicht darauf an, studiert zu haben, denn jeder Beruf ist wichtig. Für die Initiative Kluge Köpfe steht jedenfalls fest: Der nächste Bildungspreis findet statt und wir arbeiten weiter daran, Vorurteile abzubauen.


Brücken bauen – 30 Jahre Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein

18,90 

Thema VIII, in Kooperation mit dem Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e. V.. 196 Seiten.

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