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El Salvador Partnerschaftsgruppe Dithmarschen

Miteinander solidarisch sein

In unserer Gruppe geht es um das Verstehen und Mitfühlen der alltäglichen Sorgen und Nöte unserer Partner*innen und die gemeinsame Suche nach Lösungen. Unsere Partnerschaft beinhaltet gelebte Solidarität, politisches Engagement und das Voneinander-Lernen zweier Kulturen – mit Empathie, Offenheit und Vertrauen.

Seit nunmehr 30 Jahren ist das kleine zentralamerikanische Land El Salvador immer wieder Ziel unserer Delegationsreisen. Schon der erste Schritt heraus aus dem Flughafengebäude der Hauptstadt San Salvador holt uns mit allen Sinnen zurück in das Land, das wir als „unsere zweite Heimat“ schätzen und respektieren gelernt haben. Zugegeben, eine abgegriffene Formulierung. Und doch drückt sie das aus, was wir empfinden. Gründe gibt es viele. Vor allem sind es die Menschen mit ihrer Gastfreundschaft, ihrer beneidenswerten Leichtigkeit und dem scheinbar grenzenlosen Gottvertrauen. Es ist die faszinierende Landschaft, geprägt von zum Teil noch aktiven Vulkanen, riesigen Kaffeeplantagen und nicht zuletzt der malerischen Pazifikküste. Das landestypische Essen, das warme Klima, die seelenvolle Musik… Ja, ins Schwärmen geraten, fällt nicht schwer.

Atemberaubende Landschaft: Blick auf den Santa Ana Vulkan im Westen von El Salvador. Bild: AdobeStoch/KAPhotography

Doch die Lebensrealität für die rund 6,5 Millionen Bürger*innen sieht anders aus. El Salvador hat weltweit die höchste Rate an gewaltsamen Todesopfern. Und einen Präsidenten, der sich vom Hoffnungsträger zum Autokraten entwickelt. Kriminalität und Gewalt, Armut und soziale Ungleichheit prägen den Alltag einer Gesellschaft, die noch immer unter den Folgen des Bürgerkriegs (1980-92) zu leiden hat. Dieser Kampf salvadorianischer Befreiungsbewegungen hat in Deutschland vielerorts Solidaritäts- und Partnerschaftsgruppen entstehen lassen – wie auch bei uns im damaligen Kirchenkreis Süderdithmarschen. Keine Almosen, sondern gelebte Partnerschaft Seit dieser Zeit pflegen wir auf Augenhöhe eine lebendige Dialogpartnerschaft zu zwei indigen geprägten Gemeinden im Westen des Landes El Salvador. Dabei geht es um Vieles – Almosen verteilen und Brunnen bauen gehören nicht dazu. Es geht um das Verstehen und Mitfühlen der alltäglichen Sorgen und Nöte unserer Partner*innen und die gemeinsame Suche nach Lösungen. Unsere Partnerschaft beinhaltet gelebte Solidarität, politisches Engagement und das Voneinander-Lernen zweier Kulturen – mit Empathie, Offenheit und Vertrauen. Auch wenn die finanzielle Unterstützung von Hilfs- und Wiederaufbauprojekten, etwa nach Naturkatastrophen, wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Hurricanes und Überflutungen, ebenfalls Bestandteil unserer Arbeit ist – im Fokus steht der intensive Dialog. Doch diese Art von Partnerschaft mussten wir erst lernen. Viel Zeit bedurfte es dafür, geprägt von Höhen und Tiefen. Und vor allem brauchte es immer wieder Begegnungen, sowohl in El Salvador als auch hier bei uns in Dithmarschen. Von diesen gab es reichlich in den drei Jahrzehnten unserer auf einem Partnerschaftsvertrag basierenden Beziehung. Nur so konnten aus Partner*innen Freund*innen werden, aus einem kleinen Ehrenamt ein integrativer Bestandteil unseres sozialen Lebens.

Elf Frauen und Männer aus den Kirchengemeinden Barlt, Marne und Eddelak sind es, die zurzeit unsere Partnerschaftsgruppe mit Leben füllen. Der für das vergangene Jahr geplante Delegationsbesuch fiel zwar der Pandemie zum Opfer, nicht aber der regelmäßige Austausch über Telefon, das Internet oder die sozialen Netzwerke. Und auch nicht verschiedene Spendeninitiativen, die unseren Freund*innen in der von Krankheit und Hunger geprägten Zeit eine kleine materielle Unterstützung waren. Unsere Projekte Viele gemeinsame Erinnerungen und Erlebnisse verbinden uns mit unseren salvadorianischen Partner*innen. Kaum etwas symbolisiert dies besser als unser 2009 veröffentlichtes zweisprachiges Buch „cocina y cultura del pueblo – Küche und Kultur in El Salvador“. Es ist gefüllt mit Kochrezepten, Liedern und Gebeten aus unserem Partnerland, mit bunten Reiseerlebnissen und nicht zuletzt mit vielen Fotos. Mehrere Jahre haben wir bis zur Publikation an dem Werk gearbeitet. Im Anschluss machten wir uns mit dem Koffer voller Buchexemplare auf den Weg zu einer Lesereise durch unser Partnerland.

Eine weitere Herzensangelegenheit war das gemeinsame Projekt mit der salvadorianischen Musikgruppe TOHIL. Aus dem zufälligen Besuch einer Musikprobe der insgesamt fünf Studierenden entwickelte sich nicht nur eine tiefe Freundschaft, sondern auch ein langjähriges Unternehmen. Bei unserem ersten Kontakt war uns spätestens nach fünf Minuten beim Hören und Fühlen ihrer Musik klar: Die müssen wir nach Deutschland holen! Gesagt, getan – sogar zweifach. Während ihrer beiden Delegationsbesuche sensibilisierte TOHIL durch verschiedene Konzerte und Workshops an hiesigen Schulen und durch diverse Informationsveranstaltungen viele Dithmarscher*innen für die Lebenssituation der Menschen in El Salvador. Mithilfe von regelmäßigen Spendengeldern von hier wird als Folge des Musikprojekts bis heute der Musikunterricht an einer lutherischen Schule in San Salvador finanziert. Mit Dankbarkeit erinnern wir uns an den Besuch von drei jungen Menschen aus unserem Partnerland, denen wir jeweils für ein Jahr die Möglichkeit eines Aufenthalts in Dithmarschen vermitteln konnten – als Stipendiatin in einer Marner Ergotherapie-Praxis, als Au-Pair-Mädchen in Friedrichskoog und als Agrar-Praktikant auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Kronprinzenkoog. Unsere Arbeit ist gereift Genannt seien auch unsere Reisen ins Partnerland, in deren Rahmen wir als Wahlbeobachter*innen bei zwei Präsidentschaftswahlen fungierten. Denn eines unserer Ziele ist es nach wie vor, den Demokratisierungsprozess in El Salvador zu unterstützen. Einladungen in das dortige Ministerium sowie zurück in Deutschland in das Kieler Landeshaus schlossen sich an.

Bei jeder El Salvador-Reise gehört für uns ein Besuch in der Deutschen Botschaft dazu. Aus der üblichen strengen Sicherheitskontrolle im Eingangsbereich des Konsulats ist mittlerweile ein „Ach, Sie sind wieder da! Gehen Sie doch schon mal durch, der Botschafter empfängt Sie gleich“ geworden. Unser Blickwinkel ist gereift im Laufe der Jahre – besonders dank der regelmäßigen Delegationsreisen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unsere Partnerschaft mit El Salvador weit mehr ist als nur eine formale Verbindung zwischen zwei Ländern. Es ist eine lebendige, dynamische Beziehung, die auf gegenseitigem Respekt, Verständnis und Solidarität basiert. „Ist euer Engagement trotz allem nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein?“ – dies werden wir hin und wieder gefragt. Ja, das mag stimmen, schauen wir auf die gesamte Gesellschaft. Für jeden Einzelnen bedeutet es sicherlich mehr. Und deshalb bleiben wir am Ball – um gemeinsam mit unseren salvadorianischen Freund*innen eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu schaffen.


Brücken bauen – 30 Jahre Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein

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Thema VIII, in Kooperation mit dem Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e. V.. 196 Seiten.

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