Die Eine Welt-Gruppe Lübeck arbeitet eng mit dem Weltladen Lübeck zusammen. Sie führt die bildungspolitische Arbeit und die öffentlichen Veranstaltungen des Weltladens Lübeck durch. Ihr Themenschwerpunkt liegt auf allen Fragen des globalen Lernens unter besonderer Berücksichtigung des Fairen Handels. Themen zur Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit erhalten dabei einen immer stärkeren Stellenwert.
Der konkrete Einsatzort für die politische Arbeit der Eine Welt Gruppe Lübeck e.V. ist der Weltladen Lübeck. Dieser ist der größte Weltladen Norddeutschlands und erstreckt sich über beeindruckende 160 m2 Verkaufsfläche. Hier bieten wir eine breite Palette an fair gehandeltem Kunsthandwerk und Lebensmitteln aus dem Globalen Süden an. Derzeit besteht das engagierte Team aus 40 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, die es Woche für Woche schaffen, den Laden für insgesamt 47 Stunden geöffnet zu halten. Zusätzlich beschäftigen wir zwei bezahlte Angestellte, die für Warenwirtschaft, Präsentation und Teamorganisation zuständig sind. Bemerkenswerterweise steigt unser Umsatz auch in Zeiten, in denen andere Geschäfte Rückgänge verzeichnen. Wir sind keine Fans von „immer mehr, immer größer“ – aber wir sind überzeugt, dass fair gehandelte Produkte einen deutlich größeren Marktanteil verdienen.
Gleichberechtigte Partnerschaft
Was ist Fairer Handel überhaupt? Fairer Handel, wie ihn die Weltläden betreiben, strebt eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden an. Diese Partnerschaft basiert auf Dialog, Transparenz und Respekt und soll in der Konsequenz zu einem gerechteren internationalen Handel führen. In der Konvention der Weltläden, einem Grundsatzpapier, das in langjährigem Dialog gemeinsam entwickelt und 1997 erstmals von der Mitgliederversammlung des Weltladen-Dachverbands beschlossen wurde, werden die dort entwickelten Kriterien auf alle wesentlichen Akteurinnen im Fairen Handel angewendet: Produzent*innen, Importeur*innen sowie Weltläden und Fair-Handels-Gruppen. Die Grundkriterien der Konvention lauten:
• Sozial- und Umweltverträglichkeit
• Transparenz
• Demokratische Organisationsform
• Not-for-Profit-Ausrichtung
• Informations- und Bildungsarbeit
• Kontinuität
• Besondere Regeln für Ergänzungsprodukte (z.B. Bücher)
Die Konvention der Weltläden wurde im Laufe der Jahre immer wieder überarbeitet und passt in ihrer aktuellen Version zu den mittlerweile entwickelten, international gültigen zehn Prinzipien der World Fair Trade Organization (WFTO).
Fairer Handel ist mehr als ein Fairer Preis
Durch bessere Handelsbeziehungen und die Sicherung der sozialen Rechte für benachteiligte Produzent*innen und Arbeiter*innen leistet der Faire Handel einen wichtigen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Ein Fairer Preis für Produkte deckt nicht nur die Produktionskosten, sondern sichert den Produzentinnen ein regional angemessenes Einkommen und lässt darüber hinaus noch Spielraum für Investitionen in Gemeinschafts- und Entwicklungsaufgaben. Doch der Faire Handel lässt sich nicht auf Faire Preise reduzieren! Langfristige Zusammenarbeit, intensive Beratung und Vorfinanzierung sind oft wichtiger und leisten einen großen Beitrag zu menschenwürdigen und gerechteren Lebensbedingungen für Alle.
Die Säulen der Weltladenarbeit
Die Weltladenarbeit steht auf drei zentralen Säulen. Die erste und offensichtlichste Säule ist der Verkauf. Ziel ist es, mit dem Verkauf fair gehandelter Produkte das Leben für die Produzent*innen zu verbessern.
Die zweite Säule sind politische Kampagnen. Mit diesen hoffen wir, die Rahmenbedingungen für die Menschen im Globalen Süden positiv verändern zu können. Zu diesem Zweck finden auch regelmäßig öffentliche Abendveranstaltungen statt, die an Beispielen zeigen, dass es möglich ist, gerecht und nachhaltig zu wirtschaften. So hatten wir im letzten Jahr Referentinnen zum Thema „Mafiafreie Produkte“ und „Frauen im Fairen Handel“. Dieses Jahr widmen wir uns Themen wie Klimagerechtigkeit und Koloniale Strukturen im Fairen Handel. Die dritte Säule der Weltladenarbeit ist die Bildungsarbeit. Sowohl die Mitarbeiterinnen als auch die Kund*innen haben die Möglichkeit, zu lernen, wie unser Konsum in einer globalisierten Welt diese zum Guten oder Schlechten verändern kann. Hier gilt es besonders, die jungen Generationen für diese Themen zu begeistern. Die Schulklassen und anderen Gruppen, die über die Eine Welt Gruppe Lübeck Bildungsarbeit buchen, erleben den Weltladen als Lernort, in dem es fair gehandelte Produkte zum Anfassen, zum Vergleichen und auch zum Probieren gibt. So wird abstrakte Wissensvermittlung konkret. Die dabei vermittelten Themen reichen von der Aufklärung zu Kinderarbeit über Textilien und Kakao hin zu Interkulturellem Lernen. Ein weiteres Angebot des Weltladen Lübecks ist der konsumkritische Stadtrundgang „Fairlaufen“. Nach einer kleinen Einführung im Seminarraum des Weltladens geht es zu einer digitalen Fairtrade-Rallye durch die Stadt, die mit einer abschließenden Auswertung endet.
Die Entwicklung des Weltladen Lübeck
Der Weltladen Lübeck kann auf eine echte Erfolgsgeschichte zurückblicken. Vor 40 Jahren wurde er von Lübecker Medizinstudent*innen gegründet, die den theoretischen politischen Diskussionen an der Uni etwas Konkretes entgegensetzen wollten. Vom „Wohnzimmer“ in einem nahezu unbekannten Gang über einen langjährig betriebenen kleinen Laden im Stadtzentrum hin zu einem attraktiven großen Geschäft in der beliebtesten Einkaufsstraße Lübecks, der Hüxstraße, hat sich der Laden kontinuierlich weiterentwickelt. Heute präsentiert sich der Weltladen als ein modernes, professionelles Geschäft, das die ganze Breite der fair gehandelten Warenpalette anbietet.
Unser Sortiment umfasst neben den klassischen Fair-Handels-Produkten wie Kaffee und Tee, auch zahlreiche weitere Lebensmittel wie Gewürze, Zucker, Getreideprodukte, Wein und vieles mehr. Doch auch unser Angebot an Kunsthandwerk und Textilien erweitert sich ständig. Beim Stöbern in unserem Laden sind Gläser, Lederhandtaschen, Silber- und Glasperlenschmuck, Musikinstrumente und viele andere tolle Artikel zu finden. Ein Besuch lohnt sich in jedem Fall!
Ausblick
Wir möchten immer neue Zielgruppen ansprechen und für den Fairen Handel begeistern. Hier merken wir immer wieder, dass das Interesse steigt, wenn wir Geschichten zu den Produkten erzählen können. Es ist schön, zu erkennen, dass Menschen sich berühren, motivieren und inspirieren lassen, wenn sie Näheres über die Produktionsbedingungen erfahren. Es scheint wichtig zu sein, nicht so sehr ein schlechtes Gewissen zu erzeugen, sondern Möglichkeiten aufzuzeigen, wie jeder Mensch in den eignen täglichen Entscheidungen etwas für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit tun kann.
Jede Person ist jederzeit bei uns willkommen, um sich selbst zu überzeugen, dass Fairer Handel nicht nur Gutes tut, sondern auch gut schmeckt!
Brücken bauen – 30 Jahre Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein
Thema VIII, in Kooperation mit dem Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e. V.. 196 Seiten.