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Oikocredit // Förderkreis Norddeutschland e. V.

Nachhaltige Wirkung durch Impact Investing und Bildung

Es ist nicht genug, Geld nachhaltig zu investieren. Wir brauchen einen Wandel zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft, Klimagerechtigkeit und einer nachhaltigen Entwicklung im Rahmen der Agenda 2030. Dafür engagiert sich der Oikocredit Förderkreis Norddeutschland e.V. mit Veranstaltungen, Initiativen und Vernetzungen.

Für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit engagiert sich der Oikocredit Förderkreis Norddeutschland, der 1979 in Hamburg gegründet wurde. Der Förderkreis bietet entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern an und unterstützt die internationale Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit.

Die internationale Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit arbeitet sozial und nachhaltig ausgerichtet, stark vernetzt und transparent. Mit dem Geld unserer Anleger*innen finanzieren wir Partnerorganisationen und Unternehmen im Globalen Süden. Oikocredit investiert in Menschen, damit sie ihre Lebensumstände verbessern können. Unser Ziel ist es, das Leben wirtschaftlich benachteiligter Menschen und Gemeinschaften in Afrika, Asien sowie Lateinamerika und der Karibik zu verbessern und deren Widerstandsfähigkeit zu stärken. Für uns hat diese soziale Wirkung Vorrang. Zudem ist es unser Ziel, die Umwelt zu schützen und für unsere Anleger*innen faire Renditen zu erwirtschaften.

Als Pionierin für die Schaffung eines verantwortungsvollen Investitionsinstrumentes gründete sich die internationale Genossenschaft Oikocredit im Jahr 1975 und wollte sicherstellen, dass Investitionen von privaten und institutionellen Anleger*innen zu mehr Frieden, Gerechtigkeit und einer positiven Entwicklung in der Welt beitragen. Als Oikocredit sind wir heute stolz darauf, eine Wegbereiterin für nachhaltige Geldanlage und Entwicklungsfinanzierung zu sein. Bereits 25.000 Menschen in Deutschland stellen Oikocredit die dazu benötigten Mittel durch ihr Investment zur Verfügung. Bildungsarbeit in Norddeutschland Rund um die Themen der internationalen Genossenschaft bietet der Oikocredit Förderkreis Norddeutschland entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Norddeutschland an. Unsere Bildungsreferentin Daniela Martin konnte sich im Dezember 2023 bei einer Oikocredit-Studienreise ein Bild von der Arbeit in Indien machen. Dort gelten Frauen, die kleine Unternehmen gründen, Mitarbeiter*innen einstellen, das Geschäft führen und weiterentwickeln, immer noch als ungewöhnlich. Der Oikocredit-Partner Kinara Capital Private Limited fördert gezielt Frauen als Chefinnen mit dem Programm HerVikas. Daniela Martins Erfahrungsbericht gibt einen Einblick.

Erfahrungsbericht aus Indien

Nach kurzer Fahrt durch die engen, quirligen Straßen des Stadtteils Rajajinagar in Bengaluru parkt das Auto mit unserer Besuchsgruppe in einer ruhigen Seitenstraße. Im ersten Stock eines Wohnhauses begrüßt uns Manjula T (in Südindien nutzen viele Menschen nur den Vornamen oder den Anfangsbuchstaben des Nachnamens). Sie ist 47 Jahre alt, zierlich, warmherzig und ausgesprochen zielstrebig. Wir betreten den Eingangsbereich von Chandan Creation, Manjulas Schneiderei, die seit drei Jahren Herrenhemden für den lokalen Markt produziert. In dem lichten, großen Raum arbeiten Angestellte konzentriert an den Nähmaschinen, am Zuschnitttisch und nebenan im Bügelraum.

Manjura T im großen Arbeitsraum ihrer Schneiderei Chandan Creation. Die Herrenhemden werden für den lokalen Markt produziert. Bild: Marc Ehrmann/Oikocredit

Bevor sie Chandan Creation gründete, arbeitete Manjula selbst zehn Jahre lang als Schneiderin in einem größeren Betrieb, berichtet sie. Ihr gefiel die unpersönliche Atmosphäre dort nicht, mit einem Chef, der selbst nie vor Ort war. Das handhabt sie bei Chandan Creation anders: Sie versucht dem Arbeitsplatz eine persönliche Note zu geben und wenn die Arbeitsbelastung hoch ist oder das Personal knapp, setzt sie sich auch selbst an die Nähmaschine. 13 ihrer 15 Angestellten sind weiblich und das ist kein Zufall: „Ich möchte Frauen eine Beschäftigungsmöglichkeit geben“, betont sie mehrfach.

Erwerbsarbeit von Frauen ist in Indien nicht selbstverständlich – nur etwa ein Drittel der indischen Frauen hat einen Job, mit dem sie außerhalb der Familie ein eigenes Einkommen erwirtschaften. Vor allem auf dem Land halten sich traditionelle Vorstellungen zur Rolle von Frauen. Das spiegelt sich auch im Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums wider. Seit 2006 analysiert der wissenschaftliche Bericht jährlich die Lücke in der Gleichstellung der Geschlechter in den vier Bereichen Wirtschaft, Bildung, Gesundheit und Politik. Trotz gesetzlicher Verbesserungen in den vergangenen Jahren rangiert Indien im Bericht 2023 mit 146 untersuchten Ländern auf Platz 127.

Ein Kredit für die Erweiterung

Schneiderin Manjula wird demnächst zehn weitere Frauen einstellen. Sie plant zu expandieren und ist bereits auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. Als sich vor zwei Monaten eine Vertreterin des Oikocredit-Partners Kinara Capital Private Limited bei ihr vorstellte, beschloss sie, im Rahmen des HerVikas-Programms einen Kredit zu beantragen. „Ihre Vision stimmt genau mit HerVikas überein“, erläutert Riji K, Senior Vice President, zuständig für Kundenbetreuung und Geschäftsprozesse von Kinara, die unsere Besuchsgruppe begleitet. Für die Erweiterung erhält Manjula einen Kredit in Höhe von etwa 4.500 Euro zu den vergünstigten Konditionen im HerVikas-Programm. Ob sie, wenn dieser Schritt geschafft ist, bereits weitere Pläne habe? „Oh ja“, sagt sie, „danach schaffe ich eine Knopfmaschine an. Bisher gebe ich die Hemden für das Anbringen von Knöpfen und das Herstellen der Knopflöcher an eine andere Firma. Das muss ich dann nicht mehr tun, das verbessert mein Geschäft.“

Rukmini R im Produktionsraum von RR Enterprises. Die Pappteller werden teilweise aus Recycling-Material hergestellt. Bild: Marc Ehrmann / Oikocredit

Auch Rukmini R hat zwei Kredite aus dem HerVikas-Programm eingesetzt, um ihren Betrieb zu erweitern und Maschinen zu kaufen. Die Gründerin und Chefin betreibt ihr kleines Unternehmen RR Enterprises im Erdgeschoss eines Wohnhauses, wenige Kilometer von Manjula T entfernt, und empfängt die Besuchsgruppe sehr herzlich. RR Enterprise produziert Pappteller sowohl aus neuem Karton als auch aus Ausschussmaterial wie Verpackungen mit Fehldrucken, das Rukmini günstig von anderen Unternehmen einkauft.

Unternehmerisches Wissen bringt die Mittvierzigerin durch ihren College-Abschluss mit einem Bachelor of Commerce mit. Als ihre beiden Kinder jünger waren, arbeitete sie zunächst von zuhause als Schneiderin, später eröffnete sie einen Laden mit sechs Angestellten, suchte aber neue Herausforderungen. Als sie RR Enterprises im Jahr 2019 gründete, arbeitete sie zunächst alleine. Während des Corona-Lockdowns musste sie deshalb nicht schließen und profitierte sogar vom Virus. „Die Nachfrage stieg, alle wollten Einwegteller haben“, erinnert sie sich. Heute zählt RR Enterprises 14 Angestellte, darunter drei Frauen. Um ihre Einnahmequelle zu diversifizieren, verkauft Rukmini die eigens für ihre Firma entwickelten Tellerpressmaschinen und schult die Käufer im Marketing. Im nächsten Schritt plant sie, auch das Rohmaterial an die neuen Tellerproduzenten zu verkaufen.

Das HerVikas-Programm fördert Frauen

Frauen wie Manjula T und Rukmini R zu fördern, ist eines der Ziele des Oikocredit-Partners Kinara Capital Private Limited, ein Finanzinstitut für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), gegründet und geführt von einer Frau, Hardika Shah. Zielgruppe von Kinara sind kleine Fertigungsbetriebe, Einzelhändler*innen oder Gewerbetreibende, die keine Immobiliensicherheiten haben und daher bei kommerziellen Banken in der Regel keinen Kredit bekommen.

Hardika Shah, Gründerin und Geschäftsführerin des Oikocredit-Partners Kinara Capital. Das Unternehmen fördert mit dem Programm HerVikas gezielt Frauen als Chefinnen.

„Weniger als 10 Prozent der KMUs in Indien sind im Besitz von Frauen oder werden von Frauen geführt“, erläutert Shah, als unsere Besuchsgruppe sie am Firmensitz in Bengaluru besucht. Deshalb hat Kinara das HerVikas-Programm aufgelegt, das Unternehmerinnen Kredite zu etwas günstigeren Zinssätzen gewährt. Jede Frau, die einen Antrag stellt, wird automatisch in das Programm aufgenommen. Derzeit machen die Kredite an Frauen 13 Prozent des Kinara-Portfolios aus. „Frauen in Indien haben weniger Zugang zu Kapital“, begründet Shah ihr Engagement. „Und wir möchten Frauen als Unternehmerinnen fördern. Es gibt einfach noch nicht genug.“
Vortrag Indien als Bildungsangebot

Der Vortrag mit Diskussion „Blickpunkt Indien: Frauen stärken“ zur Studienreise kann kostenlos im Bildungsprogramm des Förderkreises Norddeutschland gebucht werden.


Brücken bauen – 30 Jahre Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein

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Thema VIII, in Kooperation mit dem Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e. V.. 196 Seiten.

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