Kirchen und Kapellen sind in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit so sehr Objekte des geistlichen Auftrags, den sie verkörpern, dass sie als Kunstwerke, als monumentale Kunst im öffentlichen Raum fast nicht wahrgenommen werden. Die Religionsgemeinschaften tun nur wenig, auch diese Seite, diese besondere Qualität des ihnen gehörenden Schatzes hervorzuheben. Er verdient es aber.
Es gibt für mich noch einen anderen Grund, seiner zu gedenken und an seiner Würdigung mitzuwirken:
Ich fühle mich ihm „landsmannschaftlich“ verbunden. Als er seine wesentlichen Werke schuf, waren wir beide Meldorfer, er als Architekt, ich als Schüler der Gelehrtenschule. Er war mir nicht unbekannt.
Sein äußeres Leben (1)
Am 12. Dezember 1924 wird er im damals holsteinischen, von Hamburg verwalteten Bergedorf bei Hamburg geboren.
1943 macht er Abitur am Real-Gymnasium in Hamburg-Blankenese.
Von 1943 bis 1945 absolviert er zur Berufsvorbereitung Praktika im Maurer- und Tischlerhandwerk. Wegen seiner Blutererkrankung ist er vom Dienst in der Wehrmacht befreit.
Von 1946 bis 1951 studiert er Architektur an der TH Stuttgart.
1950 heiratet er seine Kommilitonin Helga Behrmann; das Ehepaar bekommt drei Töchter.
1951 legt er seine Diplomarbeit „Planung eines Verwaltungs-, Verkaufs- und Werkstattkomplexes für die Robert-Bosch AG“ vor; erwirbt damit den akademischen Grad eines Diplom-Ingenieurs des Hochbaus.
Von 1951 bis 1954 ist er angestellter Architekt im Büro seines Schwiegervaters Alfred Behrmann in Hamburg.
Ab 1955 ist er Freischaffender Architekt in diesem Büro.
1959 verlegt er seinen Büro- und Wohnsitz nach Meldorf in Holstein.
Vom 9. bis 12. Januar 1960 nimmt er an der Tagung „Bild und Plastik im heutigen Kirchenbau“ in der Evangelischen Akademie in Loccum teil.
Vom 28. bis 31. Mai 1962 ebenda Teilnahme an der Tagung „Künstlerische Gestaltung mit Glaubensaussage“ mit dem Vortrag „Die Aussage des Raumes“.
Von 1963 bis 1968 besteht die Partnerschaft mit Werner Gross (Blankenese), der überwiegend bauleitend tätig ist. Zusammenarbeit mit Ludwig Bunge und Matthias Schiller (Meldorf).
Die Kirchen
Otto Andersen ist Kirchenbauarchitekt; er schafft auch andere Objekte, doch tritt deren architektonische und architekturgeschichtliche Bedeutung hinter der seiner sakralen Werke zurück. Diese Sakralbauten werden überdauern und legen Zeugnis ab von seiner intensiven Schaffensperiode, die im Jahre 1955 einsetzt und – bis auf eine Ausnahme – schon 1968 erlischt.
In diesem Beitrag werden die Kirchen und Kapellen gezeigt, die sein Wirken in Hamburg und Schleswig-Holstein abbilden:
die Johanneskirche in Ahrensburg (1962),
die St. Ansgarkirche in Elmshorn (1962),
die (ehem.) Friedenskirche in Eutin-Neudorf (1973),
die Pauluskirche in Flensburg (1960),
die Christuskirche in Geesthacht-Düneberg (1957),
die Paul-Gerhardt-Kirche in Hamburg-Bahrenfeld (1956),
die St. Peterkirche in Hamburg-Groß Borstel (1959),
die Martin Lutherkirche in Hamburg-Iserbrook (1956),
die Ansgarkirche in Hamburg-Othmarschen (1965),
die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Hamburg-Rahlstedt (1966),
die Rogatekirche in Hamburg-Rahlstedt (1966),
die Trinitatiskirche in Hamburg-Rahlstedt (1965),
die Auferstehungskirche in Heide (1965),
die Auferstehungskirche in Kappeln-Ellenberg (1968),
die Dreifaltigkeitskirche in Lübeck-Kücknitz (1965),
die Friedhofskapelle in Meldorf (1968),
die St.-Ansgar-Kirche in Meldorf (1968/72),
die Thomaskirche in Molfsee-Schulensee (1959),
die Heilig-Geist-Kirche in Pinneberg (1963),
die Kapelle in Schashagen-Bliesdorf (1966),
die (ehem.) Friedenskirche in Schleswig (1963),
die Erlöserkirche in Uetersen (1961).
Bilder: Jan Petersen