Rechte Angriffe in Schleswig-Holstein

Im Jahr 2019 wurden vom Zentrum für Betroffene rechter Angriffe (zebra) e.V. 57 rechte, rassistische und antisemitische Gewalttaten an insgesamt 113 Menschen, darunter auch 19 Kinder und Jugendliche, registriert. Damit ist die Zahl jener Menschen, die rechte Gewalt erfahren haben, im Vergleich zu 2018 um 61 % angestiegen. Politische Gegnerinnen und Gegner sowie Menschen, die Rassismuserfahrungen gemacht haben, stellen weiterhin die beiden zentralen Betroffenengruppen dar.

Zur Situation 2020 sagte Kai Stoltmann, Berater bei zebra im November des Jahres: „Auch im laufenden Jahr befinden sich rechte Angriffe auf einem hohen Niveau. Diese richten sich meist gegen Menschen, die von Rassismus betroffen sind oder gegen politische Gegner von Rechten. So war das auch bei einem Angriff in Henstedt-Ulzburg, als Teilnehmer einer AfD-Veranstaltung mit dem Auto gezielt in die Gegendemonstration gefahren sind und dabei mehrere Menschen teils schwer verletzt wurden.“

Zebra ist eine Beratungsstelle, die im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein die Betroffenen von rassistischen, antisemitischen und rechten Angriffen unterstützt. Zu solchen Angriffen gehören beispielsweise Bedrohungen, gezielte Sachbeschädigungen, Brandstiftungen und Körperverletzungen. Die politische Dimension der Taten erkennen die Mitarbeiter von zebra etwa an Äußerungen während der Tat oder am Vorgehen der Täter. Auch die Perspektive der Betroffenen wird bei der Beurteilung des Angriffs berücksichtigt. „In der Regel können Betroffene eines rechten Angriffs gut einschätzen, welche Motivation der Tat zugrunde gelegen ist“, sagt Kai Stoltmann, „unsere Gesellschaft muss lernen, den Betroffenen zuzuhören und ihnen zu glauben. Sonst besteht die Gefahr, dass die politische Dimension rechter Angriffe von einer breiten Öffentlichkeit nicht bemerkt wird, was erhebliche Folgen für die Betroffenen nach sich ziehen kann.“

Im Rahmen der Beratungsgespräche geht es zentral um die Verarbeitung eines Angriffs. Dabei spielt häufig die Wiederherstellung des persönlichen Sicherheitsgefühls oder die Sorge vor weiteren Taten eine Rolle. Die Betroffenen erhalten bei zebra Informationen zu Möglickeiten der Entschädigung und Rechtsbeistand. Auf einer abstrakteren Ebene geht es darum, den Betroffenen bei der Bewältigung der Tatfolgen zu helfen.

Um die Hürde für sie möglichst gering zu halten, geht zebra aktiv auf die Betroffenen zu und informiert über die Möglichkeit einer kostenlosen Beratung. Hierfür versucht das Projekt in ganz Schleswig-Holstein mit Betroffenengruppen, Communities und Multiplikatoren vernetzt zu sein. Darüber hinaus veröffentlicht die Beratungsstelle jedes Jahr ein Monitoring rechter Gewalttaten in Schleswig-Holstein. Mit dieser Statistik soll das Dunkelfeld solcher Vorfälle möglichst weit erhellt und die Öffentlichkeit für die Bedeutung des Themas sensibilisiert werden.

Mehr Informationen und Kontakt zu zebra unter www.zebraev.de



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