Der diesjährige Länderfokus der NordArt liegt auf der Türkei. Mit der Auswahl der Kunstwerke für den türkischen Pavillon will der Kurator Kemal Tufan den Menschen Hoffnung und Freude bringen. Im Gespräch mit Chefredakteur Kristof Warda erklärt er, warum zeitgenössische Kunst keine Grenzen kennt, Freude eine Entscheidung und kuratieren wie das Mixen eines Cocktails ist.









Kristof Warda: Lieber Kemal, zunächst einmal vielen Dank, dass Du dir Zeit genommen hast. Wie ich sehe, sind Du und Dein Team sehr damit beschäftigt, den Pavillon für die Ausstellung vorzubereiten.
Kemal Tufan: Ja, heute ist ein hektischer Tag. Es gibt noch so viele Dinge, die wir erledigen müssen, weil wir morgen in die Türkei zurückfahren und erst in zwei Wochen zur Eröffnung wiederkommen. Aber ich kann eine kleine Pause gebrauchen, um zu Atem zu kommen. Ich danke Dir für die Gelegenheit.
Kristof Warda: Gern geschehen. Sieht nach einer Win-Win-Situation aus. Lass uns also über Kunst sprechen.
Kemal Tufan: In Ordnung. Beginnen wir damit, warum ich überhaupt hier bin.
Kristof Warda: Hmm, nun, ich habe zwar einige andere Fragen vorbereitet, aber ok, das klingt nach einem guten Thema für den Anfang. Danke, dass Du meinen Job übernimmst. Also, Kemal, sag mir, warum bist Du überhaupt hier?
Kemal Tufan: Meine Partnerin Ayla [Turan] und ich haben schon ein paar Mal auf der NordArt ausgestellt. Wir kennen Inga [Aru] und Wolfgang [Gramm] nun schon seit einigen Jahren. Eines Tages fragten sie mich, ob ich den türkischen Pavillon kuratieren könnte. Natürlich habe ich ohne zu überlegen „ja“ gesagt!
Kristof Warda: Du bist nicht nur Künstler, sondern hast auch Wirtschaftsingenieurwesen studiert, als Choreograf, Bühnenbildner, Schauspieler und Tänzer in Istanbul gearbeitet, als außerordentlicher Professor an der Marmara-Universität Bildhauerei gelehrt und internationale Bildhauersymposien in der ganzen Welt kuratiert, zum Beispiel in Brasilien, Mexiko und der Türkei. Du hast also auch Erfahrung im Kuratieren.
Kemal Tufan: Da hat jemand seine Hausaufgaben gemacht… Ja, ich habe Erfahrung im Kuratieren. Aber ich betrachte mich trotzdem eher als Künstler denn als Kurator.
Kristof Warda: … und jetzt kuratiert der Künstler den türkischen Pavillon auf der NordArt …
Kemal Tufan: Ganz genau! Ich freue mich, dass ich die Möglichkeit habe, türkische zeitgenössische Künstler hier auf der NordArt zu präsentieren. Es ist auch eine gute Gelegenheit, die NordArt in der Türkei zu fördern. Die NordArt ist eine wichtige Ausstellung für zeitgenössische Kunst und eine der größten in Europa.
Kristof Warda: Was wirst Du dem Publikum im türkischen Pavillon präsentieren?
Kemal Tufan: Zunächst möchte ich sagen, dass Kunst kein Land und keine Grenzen kennt. Als zeitgenössische Künstler versuchen wir, international zu arbeiten, mit allen zu kommunizieren und mit unseren Werken zu allen Menschen auf der Welt zu sprechen. Aus diesem Grund haben Ayla und ich zum Beispiel ja auch schon auf der NordArt ausgestellt – nicht als türkische Künstler, sondern als zeitgenössische Künstler. Die Besucher des Pavillons werden also die Werke von 17 Künstlern sehen, die zwar in der Türkei leben, aber die meisten von ihnen sind international bekannt und stellen überall auf der Welt aus.
Dennoch: Die Türkei ist ein Land voller Kontraste und Widersprüche.