Donnerstag, 28. September 2023

Länderfokus Türkei auf der NordArt 2023

„Kunst hat keine Grenzen“ – Interview mit Kemal Tufan

Kulturzeitschrift"Kunst hat keine Grenzen" - Interview mit Kemal Tufan

Der diesjährige Länderfokus der NordArt liegt auf der Türkei. Mit der Auswahl der Kunstwerke für den türkischen Pavillon will der Kurator Kemal Tufan den Menschen Hoffnung und Freude bringen. Im Gespräch mit Chefredakteur Kristof Warda erklärt er, warum zeitgenössische Kunst keine Grenzen kennt, Freude eine Entscheidung und kuratieren wie das Mixen eines Cocktails ist.

Kristof Warda: Lieber Kemal, zunächst einmal vielen Dank, dass Du dir Zeit genommen hast. Wie ich sehe, sind Du und Dein Team sehr damit beschäftigt, den Pavillon für die Ausstellung vorzubereiten.

Kemal Tufan: Ja, heute ist ein hektischer Tag. Es gibt noch so viele Dinge, die wir erledigen müssen, weil wir morgen in die Türkei zurückfahren und erst in zwei Wochen zur Eröffnung wiederkommen. Aber ich kann eine kleine Pause gebrauchen, um zu Atem zu kommen. Ich danke Dir für die Gelegenheit.

Kristof Warda: Gern geschehen. Sieht nach einer Win-Win-Situation aus. Lass uns also über Kunst sprechen.

Kemal Tufan: In Ordnung. Beginnen wir damit, warum ich überhaupt hier bin.

Kristof Warda: Hmm, nun, ich habe zwar einige andere Fragen vorbereitet, aber ok, das klingt nach einem guten Thema für den Anfang. Danke, dass Du meinen Job übernimmst. Also, Kemal, sag mir, warum bist Du überhaupt hier?

Kemal Tufan: Meine Partnerin Ayla [Turan] und ich haben schon ein paar Mal auf der NordArt ausgestellt. Wir kennen Inga [Aru] und Wolfgang [Gramm] nun schon seit einigen Jahren. Eines Tages fragten sie mich, ob ich den türkischen Pavillon kuratieren könnte. Natürlich habe ich ohne zu überlegen „ja“ gesagt!

Kristof Warda: Du bist nicht nur Künstler, sondern hast auch Wirtschaftsingenieurwesen studiert, als Choreograf, Bühnenbildner, Schauspieler und Tänzer in Istanbul gearbeitet, als außerordentlicher Professor an der Marmara-Universität Bildhauerei gelehrt und internationale Bildhauersymposien in der ganzen Welt kuratiert, zum Beispiel in Brasilien, Mexiko und der Türkei. Du hast also auch Erfahrung im Kuratieren.

Kemal Tufan: Da hat jemand seine Hausaufgaben gemacht… Ja, ich habe Erfahrung im Kuratieren. Aber ich betrachte mich trotzdem eher als Künstler denn als Kurator.

Kristof Warda: … und jetzt kuratiert der Künstler den türkischen Pavillon auf der NordArt …

Kemal Tufan: Ganz genau! Ich freue mich, dass ich die Möglichkeit habe, türkische zeitgenössische Künstler hier auf der NordArt zu präsentieren. Es ist auch eine gute Gelegenheit, die NordArt in der Türkei zu fördern. Die NordArt ist eine wichtige Ausstellung für zeitgenössische Kunst und eine der größten in Europa.

Kristof Warda: Was wirst Du dem Publikum im türkischen Pavillon präsentieren?

Kemal Tufan: Zunächst möchte ich sagen, dass Kunst kein Land und keine Grenzen kennt. Als zeitgenössische Künstler versuchen wir, international zu arbeiten, mit allen zu kommunizieren und mit unseren Werken zu allen Menschen auf der Welt zu sprechen. Aus diesem Grund haben Ayla und ich zum Beispiel ja auch schon auf der NordArt ausgestellt – nicht als türkische Künstler, sondern als zeitgenössische Künstler. Die Besucher des Pavillons werden also die Werke von 17 Künstlern sehen, die zwar in der Türkei leben, aber die meisten von ihnen sind international bekannt und stellen überall auf der Welt aus.
Dennoch: Die Türkei ist ein Land voller Kontraste und Widersprüche.

Weiterlesen ...?

Um den gesamten Artikel lesen zu können, buchen Sie bitte unser monatlich kündbares Online-Abo oder bestellen Sie die Print-Ausgabe in unserem Kiosk.

Schon gewusst?

Auch als Print-Abonnent*in der Kulturzeitschrift Schleswig-Holstein erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln auf unserer Internetseite. Sie sind Abonnent*in und haben noch keinen Online-Zugang? Dann senden Sie uns eine Mail mit Ihrer Abo-Nummer an info@schleswig-holstein.sh und wir richten es Ihnen ein.

 

Weitere Artikel

Editorial

NordArt-Länderfokus Türkei, Doris Runge im Interview, Mona Harry auf Radtour, 75 Jahre Landeskulturverband und Berufsverband bildender Künsterinnen & Künstler, Das Theaterkostüm im Wandel der Zeit - Chefredakteur Kristof Warda stellt die neue Ausgabe vor.

„Zuhause ist ein großes Wort“

Der Länderschwerpunkt des Literatursommers Schleswig-Holstein 2023 liegt in diesem Jahr auf den Niederlanden. Olaf Irlenkäuser wirft einen Blick auf die Gegenwartsliteratur unseres Nachbarlandes.

Liebeserklärung an ein meerumschlungenes Land

Doris Runge gehört zu Schleswig-Holstein. Seit Jahrzehnten bewahrt und belebt sie das „Weiße Haus“ in Cismar als literarisches Zentrum, ein kleines zeitgenössisches Emkendorf am Ostseestrand. Als Lyrikerin gehört sie zu den profiliertesten in Deutschland. Sie ist mit zahlreichen Preisen geehrt worden, unter anderem ist sie Ehrenprofessorin des Landes. Für die Kulturzeitschrift Schleswig-Holstein stand sie für ein Interview zur Verfügung.

Artikel aus den letzten Ausgaben

Letzter Abend

Ein Gespräch mit Regisseur Lukas Nathrath und Schauspielerin Susanne Dorothea Schneider Der Abend versprach eine rührende Abschiedsparty zu werden: Clemens,...

Editorial

NordArt-Länderfokus Türkei, Doris Runge im Interview, Mona Harry auf Radtour, 75 Jahre Landeskulturverband und Berufsverband bildender Künsterinnen & Künstler, Das Theaterkostüm im Wandel der Zeit - Chefredakteur Kristof Warda stellt die neue Ausgabe vor.

„Zuhause ist ein großes Wort“

Der Länderschwerpunkt des Literatursommers Schleswig-Holstein 2023 liegt in diesem Jahr auf den Niederlanden. Olaf Irlenkäuser wirft einen Blick auf die Gegenwartsliteratur unseres Nachbarlandes.

Liebeserklärung an ein meerumschlungenes Land

Doris Runge gehört zu Schleswig-Holstein. Seit Jahrzehnten bewahrt und belebt sie das „Weiße Haus“ in Cismar als literarisches Zentrum, ein kleines zeitgenössisches Emkendorf am Ostseestrand. Als Lyrikerin gehört sie zu den profiliertesten in Deutschland. Sie ist mit zahlreichen Preisen geehrt worden, unter anderem ist sie Ehrenprofessorin des Landes. Für die Kulturzeitschrift Schleswig-Holstein stand sie für ein Interview zur Verfügung.

Es ist angerichtet: zeitgenössische Kunst im Schloss Eutin

Schloss Eutin ist ein wunderschöner Ort. Seine Jahrhunderte alten Mauern, die Farben der Räume, die Gemälde und Möbel, die...

Reisetagebuch einer Fahrradtour durch Stormarn

Stormarn. Nirgendwo bin ich öfter Rad gefahren als hier in der Gegend. Auch als ich schon in Hamburg wohnte...

Unter Göttern und Dämonen

Vergessen und verstaubt – so lagerten jahrzehntelang Kopien der ethnographischen Dokumentarfilme mit Spielfilmhandlung "Die Insel der Dämonen" (1933) und "Die Kopfjäger von Borneo" (1936) in einer Holzkiste im Pferdestall und im Keller des Herrenhauses von Gut Wahlstorf. Auf dem Dachboden fanden sich zudem ein verschlossener Lederkoffer. Darin ein Konvolut an Dokumenten, Briefen und Fotos, die zu den Filmen gehörten. Louise von Plessen rekonstriuerte die Geschichte der beiden Filme.

Curator Kemal Tufan: “Art has no Borders”

This year´s national focus at NordArt is on Turkey. With his selection of artworks for the Turkish Pavilion, Curator Kemal Tufan wants to bring hope and joy to the people. To editor-in-chief Kristof Warda, he explained why contemporary art has no borders, happiness is a choice and curating is like mixing a cocktail.

75 Jahre Landeskulturverband

Nach dem Zweiten Weltkrieg und bereits ein Jahr vor der Bundesrepublik gegründet, hat der Landeskulturverband (LKV) die Entwicklung der Kulturszene im Land maßgeblich mitgestaltet. Heute ist er unverzichtbarer Kulturakteur. Wie wichtig seine Arbeit an der Schnittstelle zwischen Politik und Kulturszene ist, zeigte nicht zuletzt die schnelle und erfolgreiche Hilfe für Kulturschaffende währen der Pandemie. Zum Jubiläum hat Chefredakteur Kristof Warda mit dem geschäftsführenden Vorstand und der Geschäftsstelle gesprochen.

Die Kulturzeitschrift abonnieren

Meistgelesen

Mahlzeit, Erstmal, Moin. Grüße in Nordfriesland und anderswo

Jeder kennt „Mahlzeit“ und „Moin“ als Gruß – zumindest in Norddeutschland; die Verabschiedung „Erstmal“ ist schon südlich von Eider und Nord-Ostsee-Kanal seltener. Wo kommen diese Grußformeln her und wie werden sie gebraucht? LANDRAT in...

Die Schule für Schauspiel in Kiel – private Berufsfachschule und kreativer Kulturort

Ob als freie Schauspieler, feste Ensemblemitglieder oder als Regisseure. Ihre Absolvent*innen bereichern die Theaterszene nicht nur in Kiel und im Land. Rolf Peter Carl stellt die einzige Schauspielschule in Schleswig-Holstein vor.

Die gängigsten Spechtarten in Schleswig-Holstein

Diese Spechtarten können Sie in den Wäldern Schleswig-Holsteins entdecken

Tanne – Abies

Welf-Gerrit Otto betrachtet die Tanne im Spiegel von Mythologie und Volksglaube - und zeigt, wie die Wildpflanze in der Küche verwendung finden kann ...

Heimat. Begriff und Gefühl – am Beispiel der Gebrüder Grimm

Der Begriff "Heimat", wie wir ihn heute benutzen, entwickelte sich erst in der Romantik, seit Ende des 18. Jahrhunderts.

Gut Panker: Vom Rittersitz zur Gutsgemeinschaft

Panker heute – das ist eine Gemeinde im Landkreis Plön, Amt Lütjenburg, 22.76 qkm, etwa 1500 Einwohner. Das gewöhnliche gelbe Ortsschild lässt von einem „Gut“ Panker nichts erkennen, aber der interessierte Tourist stößt...

Nachgelesen: Das bewegte Leben der Lotti Huber

Lotti Huber war eine Künstlerin. Sie war eine Lebenskünstlerin. In einschlägigen Artikeln wird sie als Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin und avantgardistische Künstlerin bezeichnet. Übersetzerin und Schriftstellerin war sie auch. Martin Lätzel über das bewegte Leben der gebürtigen Kielerin.

(Un)bekannte Moderne: Die BEWOBAU-Siedlung von Richard Neutra in Quickborn

Die Architektur-wissenschaftler Barbara von Campe, Eva von Engelberg-Dockal und Johannes Warda sprechen über die BEWOBAU-Siedlung von Richard Neutra und die Moderne im Allgemeinen

Die aktuelle Ausgabe