Nach dem Zweiten Weltkrieg und bereits ein Jahr vor der Bundesrepublik gegründet, hat der Landeskulturverband (LKV) die Entwicklung der Kulturszene im Land maßgeblich mitgestaltet. Heute ist er unverzichtbarer Kulturakteur. Wie wichtig seine Arbeit an der Schnittstelle zwischen Politik und Kulturszene ist, zeigte nicht zuletzt die schnelle und erfolgreiche Hilfe für Kulturschaffende währen der Pandemie. Zum Jubiläum hat Chefredakteur Kristof Warda mit dem geschäftsführenden Vorstand und der Geschäftsstelle gesprochen.
Kristof Warda: Liebe Bernadett, liebe Christine, lieber Guido, liebe Katja, lieber Kilian, liebe Merle, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu 75 Jahren Landeskulturverband! Und gleich die Frage hinterher: Wer ist der Landeskulturverband eigentlich?
Christine Weißhuhn: Vielen Dank! Als aktueller geschäftsführender Vorstand können wir die Glückwünsche allerdings nur stellvertretend entgegennehmen. Stellvertretend erstens für diejenigen, die sich durch ihre allermeist ehrenamtliche Arbeit im LKV für die Kulturszene im Land eingesetzt und ihr eine Stimme verliehen haben. Wir reichen die Glückwünsche in Gedanken auch an alle weiter, die seit 1948 diesen Verband aufgebaut und geprägt haben. Und zweitens stellvertretend für unsere aktuell rund 230 Mitglieder.
Merle Lungfiel: Der Landeskulturverband besteht zu ungefähr 50 Prozent aus Kulturschaffenden und Privatpersonen sowie aus Vereinen, Verbänden, Stiftungen, Bildungsstätten etc. von der freien Schauspielerin über das Fördermitglied bis zum Landesmusikrat und zum Landesverband der Volkshochschulen. Wir sind also viele. Und vielfältig.
Kristof Warda: … und was macht der Landeskulturverband?
Kilian Lembke: Im Grunde noch dasselbe wie vor 75 Jahren und gleichzeitig etwas ganz Anderes: Natürlich erfüllt der LKV seinen Satzungszweck und vertritt die Interessen seiner Mitglieder. In der Satzung heißt es, sein Zweck sei die „Förderung der Kultur”, „die Kräfte des Kultur- und Geisteslebens im Land in demokratischem und friedlichem Geiste” zusammenzufassen und die Mitglieder gegenüber der Politik auf kommunaler und Landesebene zu vertreten. An dieser Arbeit und ihrer Notwendigkeit hat sich nichts geändert. Dabei haben sich die Umstände und auch die Interessen der Mitglieder immer wieder gewandelt.
In den ersten Jahren hat der LKV landesweite Kulturveranstaltungen organisiert. Noch im Gründungsjahr 1948 die erste große Ausstellung Schleswig-Holsteinischer Künstler:innen nach dem Krieg. Die Ausstellung wurde in Flensburg gezeigt und anschließend sogar in England – als erste Ausstellung deutscher Künstler:innen dort nach dem Krieg – eine phantastische Leistung. Ab 1952 organisierte der LKV mehrere Jahre lang die „Landeskulturwoche” und ab 1953 die Landesschau Schleswig-Holsteinischer Künstler, die – nun vom BBK veranstaltet – in diesem Jahr zum 70. Mal stattfindet.
Wenn man sich die Geschichte des LKV anschaut, kann man feststellen, dass er immer wieder wichtige Aufbauarbeit in den verschiedenen Bereichen der Kultur geleistet hat. Sobald sich Strukturen und Akteure gefunden und dann eigene Verbände etabliert hatten, konzentrierte sich der LKV darauf, diese zu unterstützen, zu stärken und miteinander zu vernetzen.
Kristof Warda: Guido, gilt das heute noch genauso?