Die Pumpe Kiel – der Elefant unter den soziokulturellen Zentren

Die Pumpe. Soziokulturelles Zentrum in Kiel. Foto: Kristof Warda
Die Pumpe. Soziokulturelles Zentrum in Kiel. Foto: Kristof Warda

Die Soziokultur hat(te) es schwer, schwerer als die traditionellen Kunstgattungen – die bildende Kunst, die Literatur, Theater und Tanz. Erst 1987, sieben Jahre später als der Kunstfonds und der Deutsche Literaturfonds und zwei Jahre nach dem Fonds Darstellende Künste wurde der Fonds Soziokultur gegründet, eine Organisation zur Förderung (basis-)kultureller Aktionen und Aktivitäten außerhalb der ‚bürgerlichen‘ Institutionen wie Museen, Bibliotheken, Opern und Schauspielhäuser. Damals arbeiteten die ersten „soziokulturellen Zentren“ in der Bundesrepublik – die „Fabrik“ in Hamburg, die „Börse“ in Wuppertal, das KOMM in Nürnberg, der „Schlachthof“ in Kassel, die „Lagerhalle“ in Osnabrück – immerhin schon seit mehr als 15 Jahren. Die Mehrzahl von ihnen musste sich ihre Anerkennung als „Kulturinstitut“, erst recht eine anteilige Förderung aus öffentlichen Mitteln, mühsam erkämpfen.

Das war in Schleswig-Holstein anders. Bereits 1978 hatte die Arbeiterwohlfahrt in einer ehemaligen Fischräucherei in Kiel-Gaarden ein „Bürgerzentrum“ mit generationsübergreifenden Angeboten zur Jugend- und Veranstaltungsarbeit eröffnet. Schon ein knappes halbes Jahr später nahm das Kulturzentrum „Pumpe“ in der Kieler Altstadt in einem funktionslos gewordenen Abwasserpumpwerk seine Arbeit auf  – so wie viele dieser Zentren sich in aufgelassenen Industrieanlagen ansiedelten und deren technische Installationen möglichst weitgehend erhielten, um schon durch den ganz anderen Raumcharakter die Distanz zu den „Musentempeln“ des Bürgertums zu unterstreichen.

Pate für die „Pumpe“ hatte in gewisser Weise die „Fabrik“ in Hamburg-Ottensen gestanden – maßgebliche Kieler Kommunalpolitiker wünschten sich etwas ähnliches für ihre Landeshauptstadt. Es gab in Kiel allerdings bereits einen Vorläufer: in einer früheren Druckerei an der Hummelwiese hatte sich ein Musik- und Veranstaltungszentrum etabliert und  der Film-Club Kiel zeigte dort regelmäßig Filme. Beide zogen in das umgebaute Pumpwerk ein und nach einigen Querelen wurde der Film Club in das Kulturzentrum „Pumpe“ integriert und übernahm schließlich die Funktion eines kommunalen Kinos.

Drei sehr unterschiedliche Arbeitsbereiche

Träger der Pumpe ist der Verein gleichen Namens mit ca. 100 persönlichen und erhält einen jährlichen Zuschuss von der Landeshauptstadt auf vertraglicher Grundlage, der gegenwärtig knapp die Hälfte des Jahresetats ausmacht und die Personalkosten für 11 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (darunter zwei Azubis), ca. 50 Hilfskräfte und 12 Praktikantinnen und Praktikanten abdeckt. D.h. alle übrigen Kosten für den Betrieb und die Veranstaltungen (incl. Kino) müssen erwirtschaftet werden. Einschließlich der Kostenerstattung aus dem Zweckbetrieb Gastronomie erreicht die Pumpe einen Kostendeckungsgrad von etwa 52%. Die Satzung des gemeinnützigen Vereins definiert Zweck, Aufgabe und Ziel in drei Sätzen:

„Er hat die Aufgabe ein Kultur- und Kommunikationszentrum zu betreiben mit dem Ziel, die Begegnung von Menschen jeden Alters und aller sozialen Schichten zu ermöglichen, Kritikfähigkeit, Initiative und kreative Betätigung anzuregen und soziales Verhalten zu fördern. Dieses Ziel soll u.a. erreicht werden durch:

  1. Kino / Film / (Neue) Medien
  2. Musik (nicht kommerziell)
  3. Raumnutzung für kulturelle und gesellschaftspolitische Zwecke sowie Raumvermietungen.

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Rolf-Peter Carl

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