Die Hundsrose: biologische Einordnung – mythologische Bedeutung – kulinarische Verwendung

Die Hundsrose ist der häufigste wild vorkommende Vertreter der Gattung Rosaceae in Mitteleuropa. Ihr Name hat nichts mit dem treuherzigen Haustier zu tun, das den Menschen seit der Altsteinzeit begleitet. Vielmehr weist das Epitheton canina auf die weite Verbreitung dieser Wildrose hin, es bedeutet nämlich hundsgemein im Sinne von gewöhnlich.

Etwa zwei bis drei Meter wächst der winterkahle Strauch in die Höhe und bildet paarig gefiederte Blattspreite aus, an denen je nach Varietät fünf oder sieben Fiederblättchen wachsen. Äste und Zweige sind mit spitzen Stacheln besetzt – nicht etwa mit Dornen, die gemeinhin mit Rosen in Verbindung gebracht werden. Etwa um die Sommersonnenwende erblüht der Strauch. Fünf weiße bis rosafarbene Kronblätter umfassen die etwa vier Zentimeter messenden zwittrigen Blüten, die schon nach wenigen Tagen verblühen. Die für Rosengewächse typischen Früchte, die Hagebutten, erscheinen im Herbst. Hundsrosen findet man überall in Europa mit Ausnahme der nördlichen Gebiete Skandinaviens. Außerdem kommen sie im Nordwesten Afrikas sowie in Vorderasien vor. Die Pflanze ist recht anspruchslos in ihren Anforderungen an die Bodenbeschaffenheit und gilt daher als Pioniergehölz, das sich auch auf devastierten Flächen schnell ausbreitet.

Mythos

„Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm …“ Die Bedeutung des eingangs zitierten Kinderliedes wurde mir erst bewusst, als ich selber Vater wurde. Lange Jahre hatten Worte und eingängige Melodie in meinem Unterbewusstsein geschlummert, um in dem Moment an die Oberfläche zu gelangen, als ich mit meiner kleinen Tochter durch den bunten Herbstwald spazierte. Unwillkürlich begann ich zu singen, so wie meine Eltern einstmals mir vorgesungen hatten. Und bald darauf sangen Vater und Tochter gemeinsam.

Vielleicht, so dachte ich in diesem Augenblick, wird auch sie es eines schönen Tages in ferner Zukunft ihrem Kind vorsingen, und die alte Geschichte wiederholt sich ein ums andere Mal. Doch was ist das nur für ein Wesen, das da so inbrünstig besungen wird? Ein Fliegenpilz, sagten mir Bekannte, ist doch klar. Ein Zwerg, behauptete meine Tochter. Alles möglich, alles wahr. Allerdings geht man heute davon aus, dass Hoffmann von Fallersleben, der eigentlich nicht der Autor des Liedes ist, sondern sich einer alten Volksweise bediente, wohl die Hagebutte gemeint hat. Deutlich wird dies in der zweiten Strophe: „Das Männlein steht im Walde auf einem Bein / Und hat auf seinem Haupte schwarz Käpplein klein / Sagt, wer mag das Männlein sein, Das da steht im Wald allein / Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?“

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Dr. Welf-Gerrit Otto