Touristische Mobilität gehört in vielfältiger Art und Weise zum modernen Deutschland. Bis zum Beginn der Coronapandemie waren so viele Menschen aus Deutschland auf Urlaubsreisen wie nie zuvor. Für viele Menschen in Deutschland stellen diese Reisen einen wichtigen Teil ihrer Konsumgewohnheiten dar; Urlaubsreisen gehören oftmals zum Lebensstandard und sind häufig ein Ausdruck des persönlichen Lebensstils. Darüber hinaus ist das Reisen für viele Erwerbstätige ein normaler Bestandteil ihrer Arbeitstätigkeit, zum Beispiel in Form von Geschäftsreisen mit oder ohne Übernachtung. Auch Videokonferenzen werden diese Reisen nicht vollständig ersetzen können. Werden zudem die Übernachtungsreisen zu Verwandten und Freund:innen sowie die Vielzahl der privaten Tagesreisen in die Betrachtung miteinbezogen, so wird deutlich: Deutschland ist in Bewegung – wenn auch gegenwärtig aus pandemischen Gründen immer noch gebremst.
Die mit den unterschiedlichen Reisen verbundenen Ausgaben können umfangreiche wirtschaftliche Effekte auslösen, so dass die Tourismusbranche mancherorts als Leit- oder Schlüsselbranche bezeichnet wird. Dies gilt auch für Schleswig-Holstein: Gemessen an der direkten Beschäftigungswirkung stellte die Tourismuswirtschaft vor der Pandemie (2019) die viertgrößte Branche des Bundeslandes dar. In vielen Teilen Schleswig-Holsteins sichert der Tourismus die wirtschaftliche Basis, die für eine grundlegende Lebensqualität notwendig ist. Die touristische Nachfrage löst einen Kaufkraftstrom vom Heimatort der Tourist:innen in das schleswig-holsteinische Reiseziel aus und der Aufenthalt der Tourist:innen führt dort zu einer Nachfragesteigerung nach Konsumgütern. Genau hiervon profitieren viele Gemeinden und Regionen: Es entstehen ortsgebundene Arbeitsplätze und Erwerbsmöglichkeiten für unterschiedliche Berufsqualifikationen. Und dies in sehr unterschiedlichen Wirtschaftssektoren, da die Tourist:innen am Reiseziel ganz unterschiedliche Güter und Dienstleistungen nachfragen. So profitieren nicht nur Gastgewerbe- und Verkehrsleistungen durch direkte touristische Einnahmen, sondern vor allem auch Angebote aus den Bereichen Kultur, Freizeit, Erholung und Sport sowie dem Handel.
Die gesamten Ausgaben der deutschen und ausländischen Tourist:innen in Schleswig-Holstein summierten sich 2019 schließlich auf gut 12 Mrd. €. Diese direkten Einnahmen fungieren wie ein Impuls und ziehen weitere Wirkungen nach sich: Der Bezug von Vorleistungen bei Zulieferern entfacht indirekte Effekte, die zur weiteren Belebung der Wirtschaft beitragen. Aus direkten und indirekten Effekten des Tourismus in Schleswig-Holstein resultierten Jobs für über 170.000 Erwerbstätige und eine Bruttowertschöpfung von insgesamt 6,8 Mrd. €. Auch wenn es in den beiden Folgejahren diesbezüglich pandemiebedingt Einbrüche gab, gibt es vielfältige Gründe, davon auszugehen, dass diese Größenordnungen in Zeiten nach der Pandemie wieder regelmäßig erreicht werden können.
Darüber hinaus sind die durch den Tourismus ausgelösten Infrastruktureffekte für viele touristische Regionen und Gemeinden insbesondere im ländlichen Schleswig-Holstein von großer Bedeutung: Die zusätzliche Nachfrage durch Tourist:innen führt dazu, dass Infrastrukturangebote vor Ort besser ausgelastet und ökonomisch tragfähiger werden können. Die Einwohner:innen profitieren insofern hiervon, da diese Angebote auch ihnen zur Verfügung stehen. Dabei kann die Bereitstellung ganz verschiedener Angebots- und Versorgungselemente gesichert werden – bspw. Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie-, Freizeit- und Unterhaltungsangebote, Kommunikations- und Verkehrsinfrastrukturen, aber auch Einrichtungen der ärztlich-medizinischen Versorgung.
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Bernd Eisenstein

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