Museum im Schloss. Stellungnahme der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte zur Nutzung des Schloss-Areals

Für Areal und Schlossgebäude ergibt sich zur Zeit die große Chance, den bisher nicht optimal genutzten Raum einer nachhaltigen und damit für die Stadt bedeutsamen Nutzung zuzuführen: Sie sollten zum zentralen Ort für die Präsentation der Kieler Geschichte werden. Drei wichtige Gründe, ein Vorschlag:

Erster Grund

2020 haben Doris Tillmann und Rolf Fischer zusammen mit dem Förderverein Schifffahrtsmuseum eine Kieler Museums-Initiative gestartet. Daraus sei folgender Abschnitt zitiert:

Ein museales Zentrum als dritter Ort in Kiel

Neben der dezentralen Geschichtsarbeit in den Stadtteilen braucht Kiel eine zentrale museale Einrichtung in Innenstadtlage, die die einzigartige Historie inmitten der Stadt deutlich sichtbar und erlebbar macht! Im Wettbewerb unter den Kommunen spielt die jeweilige Stadtgeschichte eine herausragende profilbildende Rolle (für den Tourismus ebenso wie für die einheimische Bevölkerung). Hier sollte Kiel seine Stärken als Stadt am Meer mit Geschichte zukünftig besser ausspielen. Die Kieler Stadt- und Schifffahrtsgeschichte bietet bedeutende Alleinstellungsmerkmale (insbesondere im maritimen Bereich: Revolution und Marinegeschichte von nationaler Bedeutung, Werften von Weltruf, internationaler Fährverkehr, Segelsport etc.).
Die Sammlungspotentiale und die wissenschaftlichen Kompetenzen des bestehenden Stadt- und Schifffahrtsmuseums (und des Stadtarchivs) sind groß und die Einrichtungen in jeder Hinsicht ausbaufähig. Sie sind eine erstklassige Grundlage und zugleich einzigartige Chance für die Entwicklung eines neuen Kieler Ausstellungszentrums von überregionaler Ausstrahlung. Eine neue Baulichkeit soll die Möglichkeit bieten, mehr Exponate (der Sammlungsbestand liegt bei über 40.000 stadtgeschichtlich relevanten Objekten) und größeren Themenvielfalt zu zeigen; sie bietet Raum für eine erweiterte Dauerausstellung und Sonderausstellungen sowie Veranstaltungsräume. Mit Blick auf die Herausforderung „2042“ zeichnet sich hier ein visionäres Zielobjekt ab, dessen Realisierung angestrebt wird.
Wenn die Kieler Zukunftsvisionen den erlebbaren Stadtraum näher am Wasser sehen, dann muss das Ausstellungszentrum hier (…) verortet sein (mögliche bauliche Erweiterung des Schifffahrtsmuseums mit ca. 1.200 m²) – es ist zugleich der authentische Schauplatz der wichtigen historischen Ereignisse in Kiel und verbindet die Gegenwart der Stadt sehr augenfällig mit ihrer maritimen Geschichte.
Eine solche neue Museumseinrichtung mit einem profilgebenden Architekturkonzept (Altbau und korrespondierender Neubau in Anbindung an die Wegeführung) bietet zugleich die gewünschten stadtplanerischen und städtebaulichen Effekte, weil sie als (touristischer) Frequenzbringer die Wasserseite belebt und die Verbindung von Innenstadt und Wasserseite stärkt.
Seit die Kieler Museen ohne Eintritt zugänglich sind, entwickeln sie sich zu Einrichtungen, die das Konzept des „Dritten Ortes“ abbilden: analoge oder auch digitale Orte der Begegnung, des Austausches und der Information (Kommunikation und soziale Interaktionen), die ohne Konsumzwang der Öffentlichkeit zugänglich sind und als starke identifikatorische und partizipatorische Faktoren im demokratischen Gemeinwesen wirken. Diesem Konzept soll das neue Museum explizit folgen. Dabei ist nicht allein die räumliche Größe des Hauses ausschlaggebend, sondern die gebotene Aufenthaltsqualität und das profilgebende analoge wie auch digitale Programmangebot. Das Museum kann digital wie auch am realen Ort besucht werden.
Das neue Museum ist zugleich das koordinierende Zentrum im Netzwerk der übrigen stadt- und schifffahrtsgeschichtlichen Arbeit und Aktivitäten in Kiel. Es steht nicht in Konkurrenz zu anderen Projekten, sondern ergänzt und stärkt diese.

Sollte es nicht zu einem Anbau an das Schifffahrtsmuseum kommen können, so bietet sich das Schloss selbst aus identischen Gründen als neuer musealer Ort an.

Zweiter Grund

Das Schloss mit den umgebenden Anlagen kann als gesamtgesellschaftlich relevanter Ort verstanden werden, als Raum der authentischen Erfahrung, der Begegnung und des urbanen Dialogs. Dabei bilden die Identität des historischen Ortes „Schloss“ mit sehr wechselhafter (und damit interessanter) Geschichte und seiner Nutzung als Museum/Kulturort eine natürliche Einheit: Das Schlossareal vermittelt Kieler Geschichte glaubwürdig.

Dritter Grund

Kooperationschance

Museale Angebote im Schloss schaffen die Einheit mit den in direkter Nähe liegenden städtischen Museen, dem Schifffahrtsmuseum und dem Warleberger Hof. So entsteht die Chance auf die lange gewünschte und immer noch fehlende Dauerausstellung zur Kieler Geschichte. Zudem liegen im Schloss-Areal das Zoologische und das Pharmaziehistorische Museum und die Kunsthalle; hier sind Kooperationen möglich. Auch bieten die Altstadt, der Ratsdienergarten, der Schlosspark und der Alte Botanische Garten in fußläufiger Nähe ein attraktives Umfeld für die Besucher*innen.

Der Vorschlag

Im Diskussionspapier Für eine „Neue Magie der Objekte“ von Doris Tillmann und Rolf Fischer wird als erste Maßnahme ein „Museumsentwicklungsplan“ angeregt. Dieser Vorschlag könnte umgehend umgesetzt werden und bietet Orientierung und Perspektive. Doch schon jetzt könnte das Schloss (z.B. der Querriegel) ohne großen Aufwand als musealer Ausstellungsraum in Ergänzung des Schifffahrtsmuseum genutzt und damit das Ausstellungsangebot erweitert werden. Das wäre ein idealer Einstieg in eine neue Museumslandschaftsplanung!

Rolf Fischer
Vorsitzender der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte

Anhang

Für eine „Neue Magie der Objekte“

Warum Kiel eine Erweiterungsperspektive für seine städtischen Museen formulieren sollte und einen Museumsentwicklungsplan benötigt.
Ein Diskussionsanstoß von

Doris Tillmann und Rolf Fischer

Vorbemerkung
„Kiel 2042“ lautet der Titel eines visionären Projektes der Stadtverwaltung und des Oberbürgermeisters, das sich mit dem Sein der Stadt im Jahre 2042 befasst. Das Datum ist bewusst gewählt, denn 2042 wird Kiel 800 Jahre alt. „Kiel entwirft seine Zukunft“, lautete die Titelzeile der Kieler Nachrichten im Januar 2019 und beschrieb damit das Ziel. Auch die Akteurinnen der Zivilgesellschaft sind aufgerufen, ihren Beitrag zur urbanen Entwicklung zu leisten. Für die Vertreterinnen der Kieler Stadt- und Museumsgeschichte ist dies Anlass, ihre Vorstellungen für eine Museumslandschaft der Zukunft zu formulieren. Es ist also Zeit für eine Geschichtsinitiative, deren Ziel sowohl der Erhalt und der Ausbau der Kieler Museumslandschaft als auch der Entwurf einer Museums-Vision ist, die dem Selbstverständnis einer modernen Landeshauptstadt zukünftig gerecht wird. Die Leitfrage dazu lautet: Wie kann unsere Museumslandschaft ein relevanter Ort für die Entwicklung der demokratischen Stadtgesellschaft Kiels im 21. Jahrhundert bleiben und werden?

Prämissen:
Wandel der Museumsarbeit durch Digitalisierung
Dabei ist im Vorwege zu klären, welche Aufgaben das Museum zukünftig wahrnehmen soll und welche Fragestellungen in der stadtgeschichtlichen Arbeit relevant sein werden. Zwei Aspekte sollen kurz dargestellt werden: der Wandel der Museumsarbeit durch die Digitalisierung und der sich abzeichnende gesellschaftliche Wandel.

Sammlung und Inhalte

Zunächst einmal sei festgestellt, dass das Museum aufgrund seiner langfristigen Kernaufgaben des Sammelns und Bewahrens historischen Kulturgutes fest in der analogen Welt verankert ist und bleiben wird. Hier wird es auch in Zukunft sein Profil und Alleinstellungsmerkmal finden und sich damit positiv von virtuellen Bereichen abgrenzen. Die Menschen haben zukünftig weniger Bezug und Berührungspunkte mit analogen Objekten und deren Materialität. Identitäten und gesellschaftliche Werte definieren sich immer weniger über den Besitz und den Gebrauch materieller Güter, daher wird dem Museum als Gedächtnisspeicher der analogen Welt mit zunehmendem historischen Abstand eine veränderte Rolle zukommen. Die Materialität und dingliche Realität historischer Exponate werden mit Fortschreiten der Digitalisierung eine andere, aber aufgrund der zunehmenden Fremdheit sehr starke Faszination ausüben. Digitale Angebote werden die Wahrnehmung und Reflexion von Museumsstücken und Kunstwerken verbessern, zusätzliche Informationen liefern und mehr Menschen direkt ansprechen. Es entsteht eine „Neue Magie der Objekte“.
Auch die digitale Gesellschaft wird sich noch lange mit Hilfe von analogen Sachzeugnissen in ihrer Vergangenheit verorten und ihre Geschichte suchen. Doch das Bewahren und Präsentieren analogen Kulturgutes wird einen neuen Stellenwert bekommen. Das museale Sammeln wird sich zukünftig hieran orientieren müssen.
Aber zuvor muss der derzeitige digitale Umbruch begleitet und dokumentiert werden. Neue Sammlungskonzepte sollen darauf abzielen, den Wandel von der analogen zur digitalen Welt abzubilden. Schlüsselthemen des Wandels sollen festgelegt und in Sammlungsstrategien umgesetzt werden, z. B. Kommunikation und Medien oder Technologie und Arbeitswelt etc. Merkmale der analogen Welt müssen herausgearbeitet werden, um in der Abgrenzung das Wesen der Digitalisierung und die daraus resultierenden gesellschaftlichen Entwicklungen zu verstehen.
Eine große Zukunftsaufgabe der Museen ist die Sammlung und Konservierung von digitalem Kulturgut (Software, Medien, digitale Animationen etc.); hier müssen sich die Museen zusammen mit den Archiven auf den Weg machen und Sammlungskonzepte entwickeln.

Digitale Techniken in der museologischen Arbeit

Jede museale Sammlung ist ein Objektreservoir der Sachkulturforschung. Digitale Techniken wie die Erfassung und Verwaltung der Museumsbestände in Datenbanken bieten große Chancen in der sammlungsbezogenen Forschungsarbeit: Vernetzungen und Verschlagwortungen (Thesaurus) innerhalb der eigenen Sammlung oder in übergeordneten Portalen mit anderen Sammlungen eröffnen neue Zugänge und Potentiale im Sinne einer digitalen Erweiterung der Bestände. Digitales Darstellen und Erfassen der Objekte (verbesserte Zugänglichkeit) erleichtert die Sammlungsforschung.
Große Potentiale liegen in der digitalen Präsentation von Sammlungen und Inhalten sowie in der Nutzung digitaler Kommunikationsmedien bei der Vermittlung sowohl in den Ausstellungen vor Ort als auch im Netz. Virtuelle Touren durchs Museum werden bereits angeboten, neue Wege der Museumsarbeit und -pädagogik öffnen sich. Online-Museen bieten ihre Präsentationen an. Dabei wird Interaktivität – etwa Vernetzung und Vergleich von Exponaten und Kontexten oder Inhalten – eine zunehmende Rolle spielen, um die geforderte Partizipation durch die Nutzerinnen zu gewährleisten. Sie bieten den Ausstellungsbesucherinnen selbstständig ansteuerbare Vertiefungs- und Kontextualisierungsmöglichkeiten in die angebotenen Themenwelten. Eine zukunftsweisende Ausstellungstechnik kann auf digitale Animationen nicht verzichten.

Gesellschaftlicher Wandel und die Zukunft der stadtgeschichtlichen (Museums-)Arbeit

Mit fortschreitender Urbanisierung (z.B. vermehrtes Wohnen und Freizeitgestaltung in der Innenstadt) wird die Stadt selbst oder auch der eigene Stadtteil zum zentralen Lebensraum, an den die Identitäten der Menschen gebunden sind. Dies gilt umso mehr, weil als Gegenpol zur anonymen digitalen Welt das Bedürfnis nach einem realen Ort mit realen menschlichen Beziehungen wächst. Das städtische Gemeinwesen bekommt zukünftig eine neue Relevanz; und die Stadtgeschichte hat in diesem Sinne ein hohes Bindungspotential. Fragestellungen und Themen stadtgeschichtlicher Arbeit zielen darauf ab, das Wesen der städtischen Gesellschaft und ihr spezifischen lokales Profil (in Kiel z.B. maritime Aspekte) sowie die Mechanismen des Zusammenlebens in Geschichte und Gegenwart zu erfassen. Hierbei sollen kulturelle Bindungen sowie regionale Identitäten geschaffen werden. Stadtgeschichtliche Arbeit (im Museum oder Archiv) versteht sich daher auch als politische Bildungsarbeit, die das demokratische Gemeinwesen stärkt und Konflikten vorbeugt. Stadtgeschichtliche Arbeit will den aktuellen Problemen und Diskussionen eine historische Perspektive geben, die es den Nutzer*innen ermöglicht, die Gegenwart zu verstehen. Wichtige Inhalte und Fragestellungen sind daher die lokalen Prozesse der Modernisierung (auch technischer Wandel wie Industrialisierung und Digitalisierung, Kommunikationsmedien), der Urbanisierung (auch Bevölkerungsbewegungen, soziale Prozesse, Migration) und der sich wandelnden politischen Teilhabe (Demokratisierungsprozesse und ihre Brüche), aber auch klassische Themen wie lokale Wirtschaftsgeschichte (Schifffahrtsgeschichte) oder Kulturgeschichte.
Geschichte soll vor Ort durch verschiedene Medien und Angebote (Veranstaltungen, Ausstellungen, Markierungen im Stadtraum, kulturelle Einrichtungen etc.) sichtbar und erlebbar gemacht werden; dies gilt insbesondere für eine Stadt wie Kiel, deren Stadtbild und Architektur kaum Zeugnisse der Vergangenheit aufweisen.

Neue Baulichkeit: Ein museales Zentrum als dritter Ort in Kiel
Neben der dezentralen Geschichtsarbeit in den Stadtteilen braucht Kiel eine zentrale museale Einrichtung in Innenstadtlage, die die einzigartige Historie inmitten der Stadt deutlich sichtbar und erlebbar macht! Im Wettbewerb unter den Kommunen spielt die jeweilige Stadtgeschichte eine herausragende profilbildende Rolle (für den Tourismus ebenso wie für die einheimische Bevölkerung). Hier sollte Kiel seine Stärken als Stadt am Meer mit Geschichte zukünftig besser ausspielen. Die Kieler Stadt- und Schifffahrtsgeschichte bietet bedeutende Alleinstellungsmerkmale (insbesondere im maritimen Bereich: Revolution und Marinegeschichte von nationaler Bedeutung, Werften von Weltruf, internationaler Fährverkehr, Segelsport etc.).
Die Sammlungspotentiale und die wissenschaftlichen Kompetenzen des bestehenden Stadt- und Schifffahrtsmuseums (und des Stadtarchivs) sind groß und die Einrichtungen in jeder Hinsicht ausbaufähig. Sie sind eine erstklassige Grundlage und zugleich einzigartige Chance für die Entwicklung eines neuen Kieler Ausstellungszentrums von überregionaler Ausstrahlung. Eine neue Baulichkeit soll die Möglichkeit bieten, mehr Exponate (der Sammlungsbestand liegt bei über 40.000 stadtgeschichtlich relevanten Objekten) und eine größere Themenvielfalt zu zeigen; sie bietet Raum für eine erweiterte Dauerausstellung und Sonderausstellungen sowie Veranstaltungsräume. Mit Blick auf die Herausforderung „2042“ zeichnet sich hier ein visionäres Zielobjekt ab, dessen Realisierung angestrebt wird.
Wenn die Kieler Zukunftsvisionen den erlebbaren Stadtraum näher am Wasser sehen, dann muss das Ausstellungszentrum hier in der Nähe des Schlosses verortet sein (mögliche bauliche Erweiterung des Schifffahrtsmuseums mit ca. 1.200 m²) – es ist zugleich der authentische Schauplatz der wichtigen historischen Ereignisse in Kiel und verbindet die Gegenwart der Stadt sehr augenfällig mit ihrer maritimen Geschichte.
Eine solche neue Museumseinrichtung mit einem profilgebenden Architekturkonzept (Altbau und korrespondierender Neubau in Anbindung an die Wegeführung) bietet zugleich die gewünschten stadtplanerischen und städtebaulichen Effekte, weil sie als (touristischer) Frequenzbringer die Wasserseite belebt und die Verbindung von Innenstadt und Wasserseite stärkt.
Seit die Kieler Museen ohne Eintritt zugänglich sind, entwickeln sie sich zu Einrichtungen, die das Konzept des „Dritten Ortes“ abbilden: analoge oder auch digitale Orte der Begegnung, des Austausches und der Information (Kommunikation und soziale Interaktionen), die ohne Konsumzwang der Öffentlichkeit zugänglich sind und als starke identifikatorische und partizipatorische Faktoren im demokratischen Gemeinwesen wirken. Diesem Konzept soll das neue Museum explizit folgen. Dabei ist nicht allein die räumliche Größe des Hauses ausschlaggebend, sondern die gebotene Aufenthaltsqualität und das profilgebende analoge wie auch digitale Programmangebot. Das Museum kann digital wie auch am realen Ort besucht werden.
Das neue Museum ist zugleich das koordinierende Zentrum im Netzwerk der übrigen stadt- und schifffahrtsgeschichtlichen Arbeit und Aktivitäten in Kiel. Es steht nicht in Konkurrenz zu anderen Projekten, sondern ergänzt und stärkt diese.

Der Kieler Museumsentwicklungsplan – ein Weg zur Vision

Um die Idee eines zentralen Museums als drittem Ort, das ins Zentrum der zukünftigen Museumslandschaft Kiels rückt, zu verwirklichen, bedarf es als Instrument eines Museumsentwicklungsplanes, d.h. ein langfristiger Entwicklungsplan soll die Perspektiven und Visionen der städtischen Museumsarbeit festlegen. Der Plan soll zum einen die Sicherung und den konzeptionellen und kontinuierlichen Ausbau der bestehenden Einrichtungen fest- und fortschreiben. Konkrete Inhalte wären die Festlegung von Bedarfen und Entwicklungsschritten, der Umfang des Projektes, die Feststellung von Kosten, Personal, Räumen, die Sammlung, das digitale Angebot usw. Dabei ist die Realisierung des „musealen Zentrums als dritter Ort“ als Fernziel zu integrieren. Zum anderen stellen sich aus dem Wandel der Kieler Museumsrealität folgende allgemeine Fragen: Gibt es neue Erwartungshaltungen der Gäste und müssen nicht stärker Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Museum abgebildet werden? Wie viel Digitales ist im Museum notwendig? Welche cross-sektoralen Angebote sollten zukünftig vorgehalten werden? Müssen sich Museen mehr zur und für die Gesellschaft öffnen? Auch ihre Beantwortung gehört in den Kontext eines solchen Planes.
Welche generellen Ergebnisse sollte der Museumsentwicklungsplan also anstreben?
Er soll Handlungsempfehlungen für die zukünftige Entwicklung der Museumslandschaft vorschlagen. Dazu gehören u.a. die Darstellung der grundlegende Aufgabenbereiche unserer Museen (Sammelbestände, Präsentation, Bearbeitung, Betreuung etc);
– er soll Hinweise zu einer stärkeren Kooperation der Museen geben;
– er soll Vorschläge zur Vermarktung und Außendarstellung der Museumslandschaft aufzeigen;
– er soll ein Handlungsprogramm mit der Benennung der nächsten Schritte für die Umsetzung enthalten;
– er soll die Diskussion über die Chancen und die Risiken der Digitalisierung für die stadtgeschichtliche Arbeit anregen.
Der Museumsentwicklungsplan könnte zudem die Basis für eine auf seinen Empfehlungen basierende Erarbeitung einer musealen Vision für Kiel werden. Damit erfüllt er die Anforderungen des Projektes „Kiel 2042“.

Partizipatorische Partnerschaften und Netzwerke

Stadtgeschichte soll für alle sozialen Gruppen und in allen Stadtteilen zugänglich sein, daher soll die Arbeit partizipatorisch und dezentral organisiert sein, d.h. stadtgeschichtliche Angebote verteilen sich auf verschiedene Orte im Stadtraum und die Anwohnerschaft wird in die Arbeit eingebunden bzw. in die Lage versetzt, sich ihre Geschichte selbständig anzueignen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es der Unterstützung und der Kooperation mit weiteren Partnerinnen. Im Sinne einer effektiven inhaltlichen Vernetzung und konstruktiven Zusammenarbeit sind – neben anderen Museen – alle Fördererinnen der Stadtgeschichte von großer Relevanz. Partner*innen wären auch private Akteure, wie z.B. die Hochschulen, die Geschichtsvereine, die Landesbibliothek oder historische Projektinitiativen.
Kiel wird zu einer Schleswig-Holsteinischen Metropole aktiver Museums- und Geschichtskultur, die eine lebendige demokratische Öffentlichkeit herstellt und damit urbane Identität bildet. Das Bewusstsein der gemeinsamen Verantwortung für die Stadtgeschichte prägt die Arbeit. Partizipation als Prinzip wird damit ein wichtiger Faktor, um die Museumslandschaft Kiel zu einem offenen und kreativen Ort der musealen Präsentation und Arbeit und der demokratischen Diskussion werden zu lassen.

Dr. Doris Tillmann
ehemalige Direktorin des Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseums

Rolf Fischer
Staatssekretär a.D., Vorsitzender der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte