Freitag, 19. April 2024

Das Lithostein-Lager

Das 1973 eröffnete A. Paul Weber-Museum zeigt neben Gemälden, Handzeichungen, Holzschnitten und Gebrauchsgraphik überwiegend Lithographien von A. Paul Weber. Er wählte dieses Medium, um einerseits seine Bildideen einem breiten Publikum zugänglich machen zu können und andererseits nicht auf die vielfältigen Möglichkeiten der Zeichnung verzichten zu müssen.

A. Paul Weber beim Zeichnen auf den Stein

Denn dieses Druckverfahren lässt ein ähnliches Arbeiten zu, wie es bei einer Handzeichnung der Fall ist: Als Grundmaterial wird eine Platte aus Solnhofer Kalkschiefer benötigt, der sowohl Wasser als auch Fett aufnehmen kann. Nach sorgfältigem Glattschleifen wird mit fetthaltiger Lithotusche oder Lithokreide auf den Stein gezeichnet. Nachdem die fertige Zeichnung mit Talkum behandelt wurde, streicht man sie mit Salpetersäure und Gummi Arabicum ein. Dies bewirkt, dass sich die Poren des Steines schließen und die Zeichnung wasserunlöslich wird. Anschließend wäscht man die trockene Ätzlösung ab und den feuchten Stein mit Terpentinöl aus. Die Zeichnung verschwindet dabei fast völlig. Nun wird über den feuchten Stein mit einer Walze fetthaltige Druckfarbe aufgetragen. Die Farbe bleibt nur an den fettigen Stellen der Zeichnung haften und wird vom Wasser der unbezeichneten Stellen abgestoßen. Mit Hilfe der Presse kann nun die Zeichnung seitenverkehrt auf ein darübergelegtes Papier abgedruckt werden.

Im mittelalterlichen Gewölbekeller des A. Paul Weber-Museums lagern heute ca. 700 meist beidseitig bezeichnete Steine, auf denen fast 1.400 Motive Webers erhalten sind. Ein solches Stein-Archiv ist selten, da die meisten Künstler die teuren Steine nach Druck einer festgelegten Auflage abgeschliffen und erneut verwendet haben.

Weber hatte das Glück, von etlichen Druckereien, die damals gerade von der Lithographie auf modernere Druckverfahren umstellten, genügend Steine geschenkt oder billig verkauft zu bekommen, so dass er es sich leisten konnte, nur jeweils nach Bedarf zu drucken und die Steine mit den jeweiligen Zeichnungen aufzubewahren.

Das A. Paul Weber Museum

Das A. Paul Weber-Museum wurde im Jahre 1973, also noch zu Lebzeiten des 1980 verstorbenen Künstlers von Bundespräsident Gustav Heinemann durch den Kreis Herzogtum Lauenburg eröffnet. Weber hat sich dem Haus sehr verbunden gefühlt und an der Renovierung und Ausgestaltung des historischen Baues intensiv mitgewirkt. Im Dachgeschoss wurde ihm ein eigenes Atelier eingerichtet, das er aber nur selten nutzte.

Das Museum zeigt in 23 Räumen ca. 300 Exponate aus Webers umfangreichem Werk. Das weitere Angebot reicht von der Nutzung des Archivs und der Fachbibliothek über Sonderausstellungen, Führungen, Vorträge und Unterrichtsgespräche, etwa für Schulklassen, bis hin zu Lithographie-Kursen. Der hohe Anteil der ausländischen Gäste und deren großes Interesse zeigt die überregionale Bedeutung des Künstlers.

Adresse

A. Paul Weber-Museum

Domhof 5

23909 Ratzeburg

Tel.: 04541-860720

E-Mail: kreismuseen-rz@t-online.de

Website: https://www.weber-museum.de/

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr

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