Mittwoch, 17. April 2024

„Der Untertan“: Ein Brief voll besorgter Vorahnung

Während der Umbaupause ist das Buddenbrookhaus zu Gast im St. Annen-Museum und im Museum Behnhaus Draegerhaus


Heinrich Manns Erfolgsroman „Der Untertan“ wurde als Vorhersehung des Ersten Weltkrieges und Abrechnung mit dem deutschen Kaiserreich gefeiert und rückte 100 Jahre nach der Erstveröffentlichung in den Fokus. Das Buddenbrookhaus in Lübeck widmet dem Roman und dessen Parallelen zur Neuzeit eine eigene Sonderausstellung. In „Der Untertan. Über Autorität und Gehorsam“ gibt es unter anderem drei originale Briefe der Schriftstellerbrüder Mann zu besichtigen, die viel über die Entstehungsgeschichte und die sorgenvolle Stimmung vor dem Ersten Weltkrieg verraten.

Der erste Raum der Sonderausstellung „Der Untertan. Über Autorität und
Gehorsam“. Rechts im Bild die Vitrine mit dem originalen Briefentwurf. © Lucia Bartl


Zwei der Briefe, welche in der Sonderausstellung zu sehen sind, zeugen von langer Vorbereitung und Recherche, die Heinrich Mann in die Entstehung des Romans investiert hatte. So bittet er im Jahr 1910 seine Mutter Julia eindringlich darum, ihm baldmöglichst Bücher zuzuschicken, um seine Lektüre über Kaiser Wilhelm II. zu vertiefen, welcher maßgeblichen Einfluss auf sein Werk genommen hatte.

Briefentwurf Heinrich Manns an seinen Bruder Thomas Mann, 31.8.1914. Archiv
des Buddenbrookhauses, Lübeck. ©Buddenbrookhaus

Von besonderer Bedeutung und ebenfalls in der Ausstellung zu besichtigen ist ein Briefentwurf an seinen Bruder Thomas Mann, genannt „Tommy“, von welchem unklar ist, ob er jemals abgeschickt wurde. Der Entwurf ist datiert auf den Tag vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Heinrich Mann beobachtet die politischen Zustände und erklärt: „Dahin soll es also kommen? Das konnte auch ich nicht wissen? Aber die Psychose, die hiermit nun vielleicht endet, mit Tobsucht endet, habe ich in ihren Anfängen gesehen.“

Der Originalentwurf aus dem Archiv des Buddenbrookhauses kann noch bis 31.03.2023 im St. Annen Museum in Lübeck besichtigt werden. Die Ausstellung verbindet originale Zeitzeugnisse mit Zitaten und Auszügen aus dem Roman, um sie gemeinsam durch aktuelle Bezüge in die Gegenwart zu heben.


St. Annen Museum Lübeck

St.-Annen-Straße 15

geöffnet von Dienstag bis Sonntag, 10:00 bis 17:00 Uhr.

Montag geschlossen.

Von Januar bis April reduzierte Öffnungszeiten: von Dienstag bis Sonntag, 11:00 bis 17:00 Uhr.

Führungen auf Anfrage telefonisch (0451/122 4243)

oder per E-Mail:
buchungen@buddenbrookhaus.de


Mehr zur Ausstellung und viel Material zum Roman unter:

www.buddenbrookhaus.de
www.deruntertan.de

Ausstellung „Buddenbrooks im Behnhaus“

Mit Tony Buddenbrook auf den Spuren der Manns

Das berühmte Buddenbrookhaus in der Lübecker Mengstraße ist wegen eines großen Um- und Neubaus für einige Jahre geschlossen. Deshalb sind die Figuren aus der Familie Buddenbrook nach Thomas Manns Debütroman vorübergehend ins Museum Behnhaus Drägerhaus umgezogen. Die Interimsausstellung zeigt neben biographischen Informationen zur Familie Mann auch Exponate, auf die Thomas Mann in „Buddenbrooks. Verfall einer Familie“ Bezug nimmt.

Die Interimsausstellung „Buddenbrooks im Behnhaus“, Lübeck. Foto: Edward
Greiner, ©Buddenbrookhaus

Das Museum Behnhaus Dägerhaus ist als Lebenswelt der Buddenbrooks und der Lübecker Kaufmannschaft nicht unbekannt, denn als Heinrich Breloer Buddenbrooks im Jahr 2008 verfilmte, zog die Familie Buddenbrook für einige Szenen bereits schon einmal in das Behnhaus ein. Die einzelnen Stationen der Ausstellung werden von einer Schauspielerin erzählt, die die Rolle der Tony Buddenbrook einnimmt.

Klingelzug der Familie Mann. Sammlung des Buddenbrookhauses, Lübeck. Foto:
Edward Greiner, ©Buddenbrookhaus

Tony Buddenbrook kennt sich mit den einzelnen Familienmitgliedern und Gepflogenheiten der Familie Buddenbrook bestens aus. Aber sie weiß auch vieles über die Familie Mann zu berichten: Julia Mann – Mutter von Thomas und Heinrich Mann – pflegte in den Jahren 1825 bis 1883 zum Beispiel mittels eines Klingelzuges aus Stoff die Dienstboten zu sich zu rufen. Das mit Röhrenglasperlen bestickte Original zeugt von familiärem Status und ist in der Ausstellung neben anderen originalen Stücken aus dem Nachlass der Familie zu sehen, wie ein Schreibstift von Thomas Mann, oder die Familienbibel, die es sowohl real in der Familie Mann gab und von Thomas Mann geerbt wurde, aber auch im Roman „Buddenbrooks. Verfall einer Familie“ eine immer wiederkehrende Rolle spielt.

Die Ausstellung vermittelt die Geschichte des weltberühmten Romans von Thomas Mann durch die Augen der Figur Tony Buddenbrook auf moderne, digitalisierte Weise und wird von der realen Familiengeschichte der Manns umrahmt. Die Besucher können in diesem Zusammenhang auch originale Exponate aus dem Archiv des Buddenbrookhauses bestaunen.


Museum Behnhaus Drägerhaus in Lübeck

Königstraße 9

geöffnet Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr
Montag geschlossen

Von Januar bis April reduzierte Öffnungszeiten: von Dienstag bis Sonntag, 11:00 bis 17:00 Uhr

Führungen auf Anfrage telefonisch (0451/122 4243)

oder per E-Mail:
buchungen@buddenbrookhaus.de.


Mehr zur Ausstellung unter: www.buddenbrookhaus.de

Das Buddenbrookhaus selbst ist aktuell wegen Umbaus geschlossen.

April

Keine Veranstaltungen

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel

Veranstaltungen

April 2024

Newsletter