Beide hießen Theodor. Beide kamen aus Nordfriesland. Der eine, Christian Matthias Theodor Mommsen, kam als Sohn eines Pfarrers am 30. November 1817 in Garding zur Welt. Er wurde ein weltbekannter Rechtsgelehrter und Historiker. Der andere, Hans Theodor Woldsen Storm, wurde im selben Jahr geboren, unweit von Eiderstedt, nämlich in Husum. Er wurde ein, ja, so kann man es sagen, weit bekannter Schriftsteller. Die Ironie der Geschichte: Den Nobelpreis für Literatur bekam 1902 Erstgenannter, Theodor Mommsen. Beide sind befreundet, zeitweise wohnen sie in der Flämischen Straße in Kiel zusammen. Beide haben Jurisprudenz studiert. Und doch ergeben sich so ganz unterschiedliche Lebenswege. Sie verlaufen nicht parallel, doch können sie in gewisser Weise gemeinsam gelesen werden, und beider Biographien haben mit ihrem Ursprung in Schleswig-Holstein zu tun. Denn das Land prägt – die Kunst und die politische Ansicht.
Obwohl Theodor Storm durchaus auch herumgekommen ist im Leben, bleibt sein Name doch so eng mit der nordfriesischen Heimat verbunden, viel enger als der Mommsens. Das hängt auch mit ihren Veröffentlichungen zusammen, schreibt doch der eine explizit über „Die graue Stadt am Meer“, verfasst der andere eine epochale „Römische Geschichte“. Theodor Storm geht in Husum und Lübeck zur Schule, studiert in Kiel und sogar in Berlin, wo er sein Examen macht. Danach lässt er sich als Rechtsanwalt in Husum nieder. Er legt sich mit der dänischen Regierung an, verweigert die Loyalitätserklärung in einer Zeit, da sich Schleswig-Holstein stark und unabhängig machen möchte. Storm verliert dadurch seine Konzession. Deswegen weicht er für drei Jahre nach Potsdam aus und wird danach Kreisrichter in Heiligenstadt. Erst 1864 kehrt er nach Nordfriesland zurück, wird Landvogt und später Amtsrichter. Der Gardinger Freund kommentiert dazu, wie Jochen Mißfeldt in seiner herausragenden Biographie schreibt: „Mommsen ist selten ohne Witz und Scharfsinn, aber kann auch neunmalklug sein und antwortet: Klug ist Ihr Entschluß nicht, aber ist recht“. Storm hat einen politischen Standpunkt, ganz aufseiten Schleswig-Holsteins. Nun ist er wieder in der Heimat angelangt.
