Mittwoch, 24. April 2024

Der Polnische Pavillon auf der NordArt 2022

KulturzeitschriftDer Polnische Pavillon auf der NordArt 2022

Die große Kunstausstellung in Büdelsdorf legt in diesem Jahr ihren Länderfokus auf unser Nachbarland Polen. Jan Wiktor Sienkiewicz, Kurator des Länderpavillons, gibt im Gespräch mit Chefredakteur Kristof Warda einen Einblick in seine Auswahl und erläutert, warum er nicht nur Kunst aus Polen zeigt.

Sehr geehrter Herr Sienkiewicz, Sie haben für den Polnischen Pavillon auf der NordArt den Titel „Ponad Granicami“, zu Deutsch „Über Grenzen“, gewählt. Wie ist der Titel zu verstehen?
Jan Wiktor Sienkiewicz: Der Titel der Ausstellung hat für mich mehrere Bedeutungsebenen. Eine sehr wichtige davon bezieht sich auf die Auswahl der Künstler:innen: Wir befinden uns zwar im „Polnischen Pavillon“, doch sehen wir hier nicht ausschließlich Kunst aus Polen. Vielmehr haben zahlreiche der ausstellenden Künstler:innen – auch wenn sie aus Polen kommen – ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt außerhalb des Landes. In der heutigen, globalen Kunstszene scheint das erstmal nichts Besonderes, für Polen hat das allerdings Tradition. Im Grunde existieren spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zwei Stränge in der polnischen Kunstgeschichte: Die in Polen geschaffene Kunst und die Kunst von Polen, die aus unterschiedlichen Gründen – oftmals aus politischen – außerhalb des Landes Kunst schufen. Bis 1989/90 betrachtete die Kunstgeschichte nur die in Polen geschaffene moderne Kunst. Die Öffnung nach Westen brachte die Möglichkeit mit sich, sich mit dem zweiten Strang auseinanderzusetzen: So gab es unter dem Titel „Wir sind“ im Jahr 1991 in der Galerie Zachęta eine erste umfangreiche Ausstellung mit Werken von emigrierten Künstler:innen. Der komplexe und langwierige Prozess, diese beiden Stränge der polnischen Kunstgeschichte zu vereinen, dauert im Grunde seitdem an. Im Polnischen Pavillon auf der NordArt sehen wir nun erstmals Positionen beider Stränge gemeinsam in einer Ausstellung. Unter den Ausstellenden befinden sich Künstler:innen, die sich zu ganz unterschiedlichen Zeiten ganz bewusst dazu entschieden haben, außerhalb Polens – zum Beispiel im Libanon, in der Ukraine, in den USA, Frankreich, Deutschland oder England – zu arbeiten.

Agata Zbylut: Fotografie aus der Serie Lady, 60 x 60 cm, 2019. Foto: Kristof Warda

Weiterlesen …?

Um den gesamten Artikel lesen zu können, buchen Sie bitte unser monatlich kündbares Online-Abo oder bestellen Sie die Print-Ausgabe.

Schon gewusst? Auch als Print-Abonnent*in der Kulturzeitschrift Schleswig-Holstein erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln auf unserer Internetseite. Sie sind Abonnent*in und haben noch keinen Online-Zugang? Dann senden Sie uns eine Mail mit Ihrer Abo-Nummer an info@schleswig-holstein.sh und wir richten es Ihnen ein.

2022Sa04jun(jun 4)11:00So09okt(okt 9)18:00Büdelsdorf: NordArt 2022RubrikKunstVeranstaltungsartAusstellungRegionKiel / Rendsburg-Eckernförde

Weitere Artikel

Grundlage für Diversität ist, Diskriminierung sichtbar zu machen

Mirrianne Mahn, Referentin für Diversitätsentwicklung des Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland, stellt klar, dass Diversität nicht erreicht werden kann, ohne den Blick auf Diskriminierung zu richten.

Identitätsfragen im Opernspielplan

"Alte weiße Stücke“ – eine überraschend und vermutlich unerwartet ehrliche Einschätzung des eigenen Opernrepertoires, die die Oper Kiel als Titel für ihren Thementag ausgesucht hatte. Ulrich Frey, leitender Dramaturg der Oper Kiel, blickt auf den Umgang mit „divers gelesenen“ Opernfiguren in den Inszenierungen am eigenen Haus und reflektiert dabei auch den eigenen Standpunkt.

Miast auerhiard

auerhiard: überhörtwelkeeren: Fahrradfahrensai: sagenparlen: Perlenstak snaak: Gesprächsuragt: gesorgtuurdial: Urteilspriak: Sprache Wat jaft at beeders, üs onerwais tu weesen an lidj tu belukin an tu beluurin! An miast noch beeder as at, wan ham bi’t welkeeren för en kurten uugenblak ferstun...

Die große Ostsee-Flut 1872

Vor 150 Jahren, im November 1872, trifft das bislang schwerste Sturmhochwasser die südwestlichen Ostseeküsten zwischen Dänemark und Usedom. Eine Ausstellung im Museum für Regionalgeschichte im Ostseebad Scharbeutz zeigt, wo die meterhohen Wellen vor 150 Jahren besonders wüten, wie es zu der Katastrophe kommt und was wir aus ihr lernen können.

Diese Ausgabe bestellen

Artikel aus den letzten Ausgaben

Dank dänischem Standard: Deutsche Büchereien in Nordschleswig beispielhaft

Auf dem Weg in die neue Wissensgesellschaft - Deutsche Büchereien in Nordschleswig sind ganz vorne mit dabei. Claudia Knauer, Direktorin des Verbandes Deutscher Büchereien in Nordschleswig schildert ihre Erfahrungen

Filme machen zwischen den Meeren

Schleswig-Holstein ist mehr als nur pittoreske Filmkulisse. Die kleine, ambitionierte Filmszene im Land kann mit einigen auch international beachteten Filmfestivals, guter Nachwuchsarbeit und spannenden Produktionen aufwarten.

Sylt. Mythos im Meer

Die beiden Filmemacher Sven Bohde und Claus Oppermann gehen mit ihrem Film „Mythos im Meer“ auf eine ganz besondere Reise. Mit Hilfe von über 300 privaten Filmrollen erforschen sie das ursprüngliche, das persönliche Sylt mit all seinen Geschichten, Bräuchen und Mythen. Jessica Dahlke hat mit ihnen gesprochen

„Etwas Besseres als den Tod findest Du überall“ – 200 Jahre Bremer Stadtmusikanten

Die Bremer Stadtmusikanten: Hausbesetzer? Alten-WG? Harm-Peer Zimmermann betrachtet eines der populärsten Märchen, das 2019 auch noch 200. Geburtstag feiert ...

Schleswig-Holstein Ausgabe drei 2014

Top-Themen: Die Kunst dem Volke. Die Volksbühne Kiel wird 120 Jahre alt // Interview mit NordArt-Publikums-Preisträgerin Jovanka Stanojevic // Archivieren in der digitalen Welt // Volker Tiemann im Schloss vor Husum. Zeichnungen und Tische // ...

BienenReich Schleswig-Holstein unterwegs

Das Projekt BienenReich Schleswig-Holstein lenkt die Aufmerksamkeit der Schleswig-Holsteiner auf Bienen und Blüten und auf die Bedeutung der Bestäubungsleistung...

Die Kulturzeitschrift abonnieren

Meistgelesen

Mahlzeit, Erstmal, Moin. Grüße in Nordfriesland und anderswo

Jeder kennt „Mahlzeit“ und „Moin“ als Gruß – zumindest in Norddeutschland; die Verabschiedung „Erstmal“ ist schon südlich von Eider und Nord-Ostsee-Kanal seltener. Wo kommen diese Grußformeln her und wie werden sie gebraucht? LANDRAT in...

Die Schule für Schauspiel in Kiel – private Berufsfachschule und kreativer Kulturort

Ob als freie Schauspieler, feste Ensemblemitglieder oder als Regisseure. Ihre Absolvent*innen bereichern die Theaterszene nicht nur in Kiel und im Land. Rolf Peter Carl stellt die einzige Schauspielschule in Schleswig-Holstein vor.

Die gängigsten Spechtarten in Schleswig-Holstein

Diese Spechtarten können Sie in den Wäldern Schleswig-Holsteins entdecken

Tanne – Abies

Welf-Gerrit Otto betrachtet die Tanne im Spiegel von Mythologie und Volksglaube - und zeigt, wie die Wildpflanze in der Küche verwendung finden kann ...

Gut Panker: Vom Rittersitz zur Gutsgemeinschaft

Panker heute – das ist eine Gemeinde im Landkreis Plön, Amt Lütjenburg, 22.76 qkm, etwa 1500 Einwohner. Das gewöhnliche gelbe Ortsschild lässt von einem „Gut“ Panker nichts erkennen, aber der interessierte Tourist stößt...

Heimat. Begriff und Gefühl – am Beispiel der Gebrüder Grimm

Der Begriff "Heimat", wie wir ihn heute benutzen, entwickelte sich erst in der Romantik, seit Ende des 18. Jahrhunderts.

Nachgelesen: Das bewegte Leben der Lotti Huber

Lotti Huber war eine Künstlerin. Sie war eine Lebenskünstlerin. In einschlägigen Artikeln wird sie als Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin und avantgardistische Künstlerin bezeichnet. Übersetzerin und Schriftstellerin war sie auch. Martin Lätzel über das bewegte Leben der gebürtigen Kielerin.

(Un)bekannte Moderne: Die BEWOBAU-Siedlung von Richard Neutra in Quickborn

Die Architektur-wissenschaftler Barbara von Campe, Eva von Engelberg-Dockal und Johannes Warda sprechen über die BEWOBAU-Siedlung von Richard Neutra und die Moderne im Allgemeinen